Die Meister der Am'churi (German Edition)
Kind, das sie sich erschlichen hatte, könnte sie eine Dynastie von Geschöpfen begründen, die wahrlich alles in sich vereinte, was diese Welt zu bieten hatte.
„Ich werde die Menschen mit Güte regieren. Sie tun alles für dich, wenn du sie umsorgst, alles! Ich werde gewiss niemals alle Sterblichen Arus kontrollieren, doch genug, um dir eine Allianz anbieten zu können.“
„Ich sorge dafür, dass niemand in deinem Territorium auf die Jagd geht, und erhalte dafür Informationen und Loyalität. Du wirst die Elfenstädte für mich bloßlegen, und dann gehören Himmel und Erde wieder uns!“
Charur unterdrückte seine Aufregung. Harla könnte seine Rache vervollkommnen und sein Werk weiterführen, wenn er bereits zu den Himmelsmächten zurückgekehrt war!
„So ist es. Bist du also einverstanden?“ Nichts an ihr verriet Angst, aber er konnte sie wittern. Das beruhigte ihn, es zeigte, dass Harla nicht wahnsinnig war. Achtsam setzte er das zerbrechliche Geschöpf auf den Boden zurück.
„Alles wird so geschehen, wie du es gesagt hast. Du hast mein Wort, das Wort von Charur, Sohn der Himmelsmächte.“
Ja, diesmal war es eindeutig, Harla lächelte triumphierend. Charur beachtete sie nicht weiter, sondern ließ sich auf dem Bauch nieder. Er hatte viel zu überdenken. Die kleine Harla, nun, sie war nützlich. Er würde sie nicht betrügen, diesen Fehler hatte er einmal begangen und bitter dafür bezahlt. Hätte er damals ehrlich gekämpft, wäre Am’chur zum Herrn über die Drachen aufgestiegen und alles wäre anders gekommen … Am’chur hätte sich niemals auf Ilanrins Angebot eingelassen!
„Erzähl mir von da draußen. Erzähl mir, was es mit dem Wunder auf sich hat, das du Ni’yo gewährst. Erzähl mir, wie weit meine Feinde sind und wie sie mich bekämpfen wollen. Und vor allem, sag mir, wie du Ni’yo zerbrechen willst.“
Er fand allmählich Gefallen an menschlichen Gesichtern. Sie waren so leicht zu durchschauen, und die Bedeutung eines Lächelns zu ergründen war tatsächlich unterhaltsamer, als Brutlingen bei ihren ewigen Kämpfen zuschauen zu müssen …
~*~
Lurez warf sein Bündel zu Boden. Er war müde, er war wütend und er hatte gute Lust, irgendjemanden zu verprügeln. Mit jedem Tag wurden die Sticheleien seiner Waffenbrüder schwerer erträglich.
„Nun, gehst du wieder zu deinem Wölfchen? Braucht ihr wieder ein Ringkämpfchen?“
Mit loderndem Blick schnellte Lurez zu Kamur herum. Auch, wenn solche Fragen zu dem freundlichen, eigentlich sogar kameradschaftlich gemeinten Spott gehörten, auf den die meisten sich beschränkten, es reichte. Bislang hatte er es mit Ignorieren oder lockeren Sprüchen versucht, dafür fehlten ihm mittlerweile die Kraft und die Geduld. Er packte Kamur am Kragen und schüttelte ihn durch.
„ Ein Wort, und ich fordere dich zum Ehrenduell“, zischte er, kaum fähig sich zurückzuhalten. „Ja, ich habe mit Brynn geschlafen, und nein, wir sind kein Liebespaar und es wird keine weiteren Ringkämpfe geben. Noch Fragen?“
„Lass ihn los!“ Soran riss Lurez herum. Er gehörte zu denjenigen, die Lurez mit echter Feindseligkeit und Verachtung straften. Soran war erst vor Kurzem zum Großmeister ernannt worden, was in erster Linie eine Frage des Alters, nicht des Talents war. Trotzdem schien es ihm zu Kopf gestiegen zu sein. Wo er schon immer ein engstirniger, sehr auf Tradition und Ordnung bedachter Mensch gewesen war, hatte er sich nun selbst zu einem Wächter über Sitte und Ehre ernannt. Abweichendes Verhalten wie Liebe zum eigenen Geschlecht kam für ihn geradezu einem Götterfrevel gleich.
„Du kannst von Glück reden, dass wir dein Schwert benötigen, sonst würdest weder du noch Jivvin in unserer Nähe geduldet werden!“
Unter dem kalten, drohenden Blick aus hellblauen Augen verrauchte Lurez’ Wut so plötzlich, wie sie gekommen war. Gedemütigt senkte er den Kopf und wandte sich ab, um in das hinterste Eck des Lagers zu kriechen. Jivvin wollte ihn zurückhalten, aber Lurez schüttelte die Hand des Freundes ab. Er brauchte jetzt keinen Zuspruch, sondern Abstand.
Erst, als das Essen fertig war, hob er wieder den Kopf – und stöhnte innerlich auf. Um die Verpflegung von über siebzig Am’churi und Wolfswandlern zu vereinfachen, hatten Tamu und Lynea beschlossen, dass die Aufgaben jeden Tag abgewechselt wurden. Einmal waren die Am’churi an der Reihe, Essen zu kochen, Holz und Wasser heranzuholen und was sonst alles nötig war, danach die
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