Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
Beinahe enttäuscht …
    „Glaubst du wahrhaftig, Rache ist mir Grund genug, meine eigenen Jungen zu fressen? Zuzusehen, wie meine Töchter vergewaltigt werden, um neue Brut zu züchten? Zuzulassen, dass mein ganzes Volk im Schatten zerfallen ist? Ich will Rache, aber ich will auch, dass die Drachen wieder frei sind. Ich will, dass sie in Frieden leben, in dem Frieden, den mein Hass ihnen damals verwehrte … Ich habe nicht gelogen, Ni’yo.“ Charur packte ihn und riss ihn hoch, bis sie sich in die Augen sehen konnten. Ni’yo spürte die Hoffnungslosigkeit, die den Drachen umgab, Trauer und Schmerz.
    „Nimm dein Erbe an. Werde einer von uns, sei endlich einem Volk wahrhaftig zugehörig. Am’chur hinderte dich daran, er wollte dich als Waffe gegen mich benutzen. Die Elfen haben dich nie als etwas anderes gesehen als ein Mittel zum Zweck. Die Menschen fürchten dich und hassen dich. Als Drache wird deine ewige Einsamkeit enden! Du wirst nie mehr allein sein, sondern Teil einer Gemeinschaft. Du musst dafür Jivvin aufgeben, aber sieh doch, wie viel besser es ihm ohne dich gehen wird! Zerbrich das Siegel. Du folgst damit deiner Bestimmung, Ni’yo, und befreist gleich drei Völker.“
    „Du lügst“, wimmerte Ni’yo schwach. Er konnte nicht mehr denken. Er konnte die Wahrheit nicht mehr erkennen. Kraftlos klammerte er sich an das, was ihm noch verblieben war: die Gewissheit, dass Charur log. Und seine tiefe Liebe zu Jivvin.
    Er spürte kaum, dass er fallen gelassen wurde und der Drache grollend von ihm abließ. Schluchzend blieb er am Boden, nackt, hungrig, frierend. Er war vollkommen allein, ohne jeden Schutz. Tausende gierige Augen ruhten auf ihm, die Brutlinge wollten ihn fressen, sonst nichts. Niemals zuvor war er so einsam gewesen. Niemals zuvor hatte er so wenig Grund gehabt, weiterzukämpfen. Charur schien bereits alles über ihn zu wissen, von was sollte er ihn noch fernhalten?
    Ni’yo …
    Da war etwas. Ni’yo hörte auf zu weinen und lauschte in sein zerrissenes, aufgewühltes Inneres.
    Ich liebe dich, Ni’yo.
    Wärme floss durch seinen gepeinigten Körper und brachte Ruhe.
    Gib nicht auf, ich brauche dich. Ich liebe dich, Ni’yo.
    Er schloss die Augen und ließ sich in dieses Gefühl hineinfallen, geborgen und gehalten zu werden. Der Strom neuer Kraft brach ab, viel zu rasch, um Heilung zu bringen. Es waren Funken gewesen, kein loderndes Feuer, und zu wenig, um Ni’yo wirklich helfen zu können. Ihn zu stützen im Kampf gegen Charurs Willen. Doch er fand Schlaf und klammerte sich nun noch ein wenig trotziger an dem fest, was ihm geblieben war.
    Ich liebe dich, Jivvin …
     

17.
                                              
    Lurez sah, dass Tamu auf ihn zusteuerte, und stellte sich ergeben seinem Schicksal. Ja, er war gescheitert. Er konnte weder Augen noch Gedanken von Brynn lassen, gleichgültig, ob der sich verwandelte oder Mensch blieb, ob er weit vor oder hinter Lurez marschierte. Es lenkte ihn ab, raubte ihm den Schlaf, den Appetit, die Konzentration bei den Waffenübungen – kurzum, er war hoffnungslos verliebt und es schwächte seine Kampfkraft. Bis jetzt hatten Tamu und Orophin nichts dazu gesagt, ihn lediglich ermahnt, wenn er offensichtliche Fehler beging. Aber morgen würden sie das Portal erreichen, und dann musste er alle Sinne beisammenhalten! Er rechnete mit einer harten Warnung, als letzte Gelegenheit, sich zusammenzureißen. Jemand wie er konnte alle in Gefahr bringen, man musste sich auf ihn verlassen können! Andernfalls würde Tamu ihn nach Hause schicken, rigoros und ohne Diskussion. Das wäre gleichsam ein Todesurteil für Lurez, denn wozu leben, wenn er als Krieger nichts mehr taugte? Wenn er vom Meister aller Meister als wertlos der Gruppe verwiesen würde, dann …
    „Sieh mich an, Lurez“, befahl Tamu, als er vor ihm stehenblieb. Lurez gehorchte. Der forschende Blick des Großmeisters sagte nichts darüber, was er dachte oder empfand.
    Wahrscheinlich Verachtung, wie die meisten hier außer Jivvin …
    „Geh zu ihm, Am’churi!“
    Lurez brauchte einen langen Moment, um zu begreifen, was Tamu gerade gesagt hatte.
    „Was – ich – zu wem?“
    Tamu blickte ihn auf eine Weise an, wie Lurez es noch nie bei ihm gesehen hatte. War das Mitleid? Oder doch Verachtung?
    „Verschwinde von hier! Ihr leidet beide. Jeder sieht es, jeder weiß es. Euer Versuch, voneinander fernzubleiben ist äußerst vernünftig gewesen, aber er ist

Weitere Kostenlose Bücher