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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Welt … Und Yumari, die Missgeburt, die guckt kein Mann an …“
    Lurez durchlebte einen Augenblick tiefer Verwirrung – es war unheimlich, hatte er wirklich erst vor wenigen Tagen ein ganz ähnliches Gespräch mit Jivvin über Neid geführt?
    „Es macht einsam, von einem Gott erwählt zu sein“, sagte er langsam. „Eigentlich haben wir kaum eine andere Wahl, als uns andere Gotteskinder zu suchen. Es geschieht selten, dass ein Am’churi so etwas wie eine Liebesbeziehung eingehen kann, und auch die Muriakinder sehen sich nicht bei gewöhnlichen Menschen um. Wenigstens gibt es für sie eine Wahl.“
    „Nun, es stimmt schon, ihr alle könnt euch wenigstens mit mir unterhalten, ohne dass euch die Panik in den Augen steht. Selbst daheim in Kauro fürchten sie mich noch nach all den Jahren und kleine Kinder fangen bei meinem Anblick an zu weinen.“
    Lurez war bestürzt, wie bitter sie klang. Ausgerechnet Yumari, die immer laut und lustig war, sollte so viel Kummer verbergen? Aber wer war schon unentwegt fröhlich?
    „Ist ja nicht so, als wären hier nicht Dutzende leckere Jungs, gerade ihr Am’churi. Nur, keiner von euch sieht mich als Frau“, flüsterte sie kaum hörbar.
    „Wen siehst du denn an? Also, nicht bloß als Am’churi, als hübsches Kerlchen, das man gerne betrachtet? Oder als Freund, so wie Jivvin?“, platzte Lurez spontan heraus. Er lächelte, als sie noch tiefer errötete, jetzt hatte er sie tatsächlich erwischt!
    „Orophin.“
    Im ersten Impuls wollte er lachen. Ausgerechnet Orophin, dieser langsame, bedächtig wirkende Koloss von einem Mann, der für einen Am’churi steif und unbeweglich war. Diesen Mangel glich er jedoch mit Kraft und Reichweite und unerschütterlicher Standhaftigkeit aus. Orophin war neben Jivvin der Einzige gewesen, der für Ni’yo lange Zeit über ein ernst zu nehmender Gegner war. Lurez hatte Orophin nie als Mann gesehen, als Mensch mit Trieben und Bedürfnissen, ähnlich wie Yumari war er einfach nur … anders.
    Ein heiteres Lächeln verkündete, dass Yumari sich wieder gefasst hatte.
    „Jetzt hab ich dich aufgehalten, Kleiner, du sollst endlich abhauen!“, sagte sie und schob ihn – für ihre Verhältnisse – sanft zum Waldrand. „Immer an die Ehre denken, und wag es nicht, feige zu kneifen. Morgen wird es genug Trauer geben.“ Sie wandte sich ab und ging.
    Lurez marschierte los, ohne Ziel, blindlings geradeaus. Das kurze Gespräch hatte ihn abgelenkt, auf gute Weise, er fühlte sich deutlich besser und konnte Tamus Verhalten auch von der rationalen Seite aus betrachten. Von hier aus gesehen war alles etwas weniger schrecklich und überwältigend. Tamu hatte nicht gesagt, dass eine Rückkehr unmöglich sein würde … Yumari hatte recht. Falls Brynn ihm folgen sollte, würde er – gleichgültig, wie die Nacht verlief – morgen früh stolz an allen vorbei marschieren, die ihn auslachen und vermutlich bunte Schleifen anbieten würden, wenn sie welche hätten, damit er sich Zöpfe wie ein Mädchen flechten konnte. Und wenn Brynn nicht kam, wusste er, dass er umsonst gelitten hatte, und konnte freien Herzens in die Schlacht ziehen.
    Etwa eineinhalb Meilen vom Lager entfernt setzte er sich auf einen Findling, der von der Sonne gewärmt wurde, zückte einen seiner Dolche und begann, an einem Stück Holz zu schnitzen, um sich die Zeit zu vertreiben. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs seine Unruhe. Würde Brynn kommen? Wo blieb er nur? Konnte er sich wirklich so sehr in diesem Mann geirrt haben?
    „Wird davon nicht die Klinge stumpf?“, fragte plötzlich eine vertraute Stimme, die freudige Schauder über Lurez’ Rücken jagte.
    „Sie ist in Am’churs Feuer gehärtet und nach seiner Weisheit geschliffen, sie wird niemals stumpf.“ Er blickte auf, als Brynn nah zu ihm herantrat, blinzelte geblendet von der Sonne und hielt ihm den Dolchgriff entgegen. „Gut, dass du da bist, Wölfchen. Morgen muss ich möglicherweise kämpfen, und ich könnte jemanden brauchen, der mir bei der Rasur hilft.“ Brynn lachte und nahm die Waffe, legte sie dann aber abrupt zur Seite. Noch während er nach ihm griff, war Lurez bereits vom Stein herabgeglitten und fiel regelrecht in Brynns Arme. Sie küssten sich, nicht zärtlich, sondern wild und leidenschaftlich, beinahe brutal. Brynns Hände zerrten an seiner Kleidung, wanderten besitzergreifend über seinen Körper, während ihre Zungen ein Gefecht um das Recht fochten, in den Mund des jeweils anderen eindringen zu dürfen.

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