Die Meister der Am'churi (German Edition)
gewollt!
„NEIN! NEIN!“ Schreiend stürzte Jivvin zu Ni’yo, außer sich vor Trauer. Zugleich brüllte Charur seinen Triumph heraus, laut genug, dass von einigen Felswänden Gerölllawinen abgingen.
Flügelrauschen durchbrach die Stille. Die Drachen kamen zurück. Sie waren bereit für den letzten Angriff.
21.
„Wir müssen Ni’yo töten und die Kette lösen!“, rief Ilanrin. „Sie war nie für ihn bestimmt, wir brauchen sie doch für Charur!“
„Mach du das, Jivvin, beeil dich!“, schrie Yumari, die mit ihm die Einzige war, die die Kette berühren durfte, und rannte los, um sich ein Schwert zu holen, das auf dem Boden lag; danach nahm sie wieder ihre Wachstellung über Orophin ein.
Jivvin fand sich allein mit dem sterbenden Drachen. Ilanrin war verschwunden, von den anderen Meistern und Wolfswandlern kümmerte sich niemand mehr um das, was hier mit Ni’yo geschehen war. Es gab so viele Feinde zu bekämpfen, einer mehr oder weniger, wen kümmerte das?
Jivvin trat auf die gefesselte Kreatur zu. Er war so schön, selbst als Drache war Ni’yo so wunderschön!
„Nun mach schon, wir brauchen dich hier!“, brüllte Yumari. Sie führte ihr Chi’a nicht allzu geschickt, aber sie war stark, ausdauernd und schaffte es mit dem Schwert zumindest, sich die Drachen vom Leib zu halten. Charur war nirgends zu sehen.
„Kannst du mich hören?“, fragte Jivvin unsicher. Er fühlte sich so dumm dabei – mit einem Drachen reden zu wollen, dessen einziger Wunsch es war, von dieser magischen Fessel freizukommen und ihn in Stücke zu reißen! Aber das hier war Ni’yo, sein Ni’yo. Wenn er ihn tötete, war es vorbei. Keine Hoffnung mehr, dass er nicht vielleicht doch zurückkehren konnte.
Der Drache lag auf der Seite, nur seine langsamen, mühsamen Atemzüge bewiesen, dass er überhaupt noch lebte. Die Fessel verdammte ihn wahrhaftig zu vollkommener Bewegungsunfähigkeit, er konnte nicht einmal die Lider schließen. Bald würde auch sein Herz stillstehen. Jivvin könnte einfach fortgehen, er musste es nicht einmal selbst tun.
Zögernd streckte er die Hand aus und berührte die Schuppen an Ni’yos Hals. Sie waren kalt und hart, wie er es erwartet hatte, dazu rau.
„Erinnerst du dich an mich? Ist da noch irgendetwas Menschliches in dir?“ Jivvin suchte in den Augen der Kreatur nach einem Funken Erkenntnis, nach einem Grund, nicht zuschlagen zu müssen. Doch die Pupillen blieben starr. Selbst wenn da etwas sein sollte, könnte Ni’yo es ihm nicht zeigen. Einen Moment lang kämpfte Jivvin mit sich, die Fessel zu lösen, das Risiko zu wagen. Dann schüttelte er den Kopf und hob das Schwert. Es wäre so sinnlos, ihn zu befreien, nur weil er sich an unerfüllbare Hoffnungen klammerte.
„…“
Etwas berührte seinen Geist.
„Ni’yo?“ Jivvin verharrte, verfluchte sich selbst dabei. Selbst wenn es der Drache war, der geistig nach ihm griff, musste das nichts bedeuten!
„… …“
Bist du es? Ni’yo? Ich brauche ein Zeichen und ich brauche es schnell.
„Jivvin! Beeil dich!“ Yumari war in Bedrängnis. Jivvin rannte zu ihr hin, sprang dem kleinen, grün geschuppten Drachen, der sie in eine Ecke getrieben hatte, auf den Rücken und verletzte ihn mit gnadenlosen Hieben, in die er seine ganze hilflose Wut legte, so schwer an den Flügeln, dass er sich kreischend in Sicherheit brachte.
Widerstrebend kehrte er zu Ni’yo zurück.
„Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob du noch da drin bist, wäre dich von der Fessel zu befreien. Das kann ich nicht, verstehst du?“, sagte er halblaut, mehr zu sich selbst als zu dem Drachen, der ihm nicht antworten konnte.
„…“
Jivvin ließ den Kopf hängen. Der Drache wollte zu ihm sprechen. Aber konnte es wahrhaftig Ni’yo sein, der ihm ein Zeichen sandte? Oder die hasserfüllte Kreatur, die ihn verhöhnen wollte?
„Verdammt will ich sein!“, schrie er unvermittelt und riss die Kette an sich. „Yumari!“ Er warf ihr die Kette zu.
Überraschung funkelte in den Augen des Drachen, als er sich so plötzlich befreit fand. Langsam rollte er herum und richtete sich auf, den Blick unlösbar auf Jivvin gerichtet.
Charur kreiste über ihren Köpfen, er brüllte markerschütternd. Ni’yo brüllte zurück, so laut, dass Jivvin in die Knie sackte, die Hände auf die Ohren gepresst.
Als er hochsah, fand er sich in Augenhöhe mit dem riesigen schwarzen Schädel.
„Töte mich, wenn es das ist, was du willst, oder geh zu ihm“, flüsterte er. Als der
Weitere Kostenlose Bücher