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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Delancey. Ihm gegenüber, mit dem Rücken zu Jordan, saß eine Frau mit leuchtend rotem Haar. Die beiden schienen in ein vertrauliches Gespräch vertieftzu sein, und Jordan hielt es für besser, sie nicht zu stören. Also ging er an ihnen vorbei und nahm unauffällig Platz.
    „Genau der richtige Ort, um seine Sorgen zu vergessen“, sagte Guy gerade. „Sonne. Puderzuckerstrände. Kellner, die einem jeden Wunsch erfüllen. Wollen Sie nicht mitkommen?“
    Die Frau lachte. „Geht das nicht etwas zu schnell, Guy? Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt, und da soll ich mit Ihnen in die Karibik fliegen …“
    Langsam drehte Jordan sich nach der Stimme um und starrte auf ihr von zimtrotem Haar eingerahmtes Gesicht. Obwohl sie nicht titelbildschön war, hatten ihre Augen etwas Hypnotisches. Über den anmutig geschwungenen Wangenknochen waren sie dunkel und rätselhaft. Wie die einer Katze, dachte er unwillkürlich. Eines Panters!
    Sie war es. Sie musste es sein.
    Als würde sie merken, dass jemand sie beobachtete, hob sie den Kopf und schaute zu Jordan hinüber. Als ihre Blicke sich trafen, zuckte sie zusammen. Selbst das Rouge verbarg nicht, wie blass sie wurde. Sie starrten einander an, und jeder wusste, dass er erkannt worden war.
    Was jetzt? überlegte Jordan. Sollte er Guy Delancey warnen? Die Frau hier und jetzt zur Rede stellen? Was sollte er sagen? Guy, alter Junge, das ist die Frau, die ich in deinem Schlafzimmer erwischt habe, als wir beide in dein Haus einbrachen …
    Guy drehte sich zu ihm um. „Hallo, Jordan!“ rief er fröhlich. „Habe gar nicht gemerkt, dass Sie hinter mir sitzen.“
    „Ich … wollte nicht stören.“ Jordan sah, wie die Frau nach ihrem Drink griff und hastig einen Schluck nahm.
    Guy folgte seinem Blick. „Sie kennen sich?“ fragte er.
    Sie antworteten gleichzeitig.
    „Ja“, gestand Jordan.
    „Nein“, erwiderte die Frau.
    Guy runzelte die Stirn. „Sind Sie nicht sicher?“
    Die Frau kam Jordan zuvor. „Wir haben uns gesehen. Letzte Woche bei Sotheby’s, nicht wahr? Aber wir sind einander noch nie vorgestellt worden.“ Sie sah Jordan in die Augen.
    Ganz schön frech, dachte er.
    „Dann muss ich das nachholen“, sagte Guy. „Das ist Lord Lovats Neffe, Jordan Tavistock.“ Stolz zeigte er auf seine Begleiterin. „Und das ist Diana Lamb.“
    Die Frau reichte ihm eine schmale Hand, als Jordan seinen Stuhl in ihre Richtung drehte. „Freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Tavistock.“
    „Sie beide sind sich also auf einer Auktion bei Sotheby’s begegnet“, sagte Guy.
    „Ja. Schrecklich enttäuschende Kollektion“, meinte sie. „Der St.-Augustine-Nachlass. Ich habe kein einziges Gebot abgegeben.“ Wieder sah sie Jordan an. „Sie?“
    Die Herausforderung in ihrem Blick entging ihm nicht. Und da war noch etwas. Eine Warnung. Wenn Sie mich verraten, sagten die fröhlich funkelnden braunen Augen, verrate ich Sie.
    „Haben Sie, Jordie?“ fragte Guy.
    „Nein“, murmelte Jordan. „Kein einziges.“
    Die Frau lächelte triumphierend. Okay, diese Runde war an sie gegangen, aber die nächste würde er gewinnen. Er würde die richtige Antwort parat haben und …
    „Schlimme Zeiten. Eine Schande. Finden Sie nicht auch, Jordan?“ sagte Guy.
    Jordan hob den Kopf. „Wie bitte?“
    „Man hat es nicht leicht. Wussten Sie, dass die Middletons ihren Landsitz in Greystones jetzt zur Besichtigung freigeben und Eintrittsgelder nehmen müssen?“
    „Nein“, erwiderte Jordan.
    „Wie erniedrigend das sein muss. All diese wildfremden Leute trampeln durchs Haus und fotografieren die Toilette. So tief würde ich nie sinken.“
    „Manchmal bleibt einem keine andere Wahl“, meinte Jordan und warf Clea einen Blick zu.
    „Aber natürlich! Sie würden doch wohl keine Touristen nach Chetwynd lassen, oder?“
    „Nein, ganz sicher nicht.“
    „Underhill wird jedenfalls keine Attraktion. Außerdem ist es viel zu riskant. Seit dem Einbruch bin ich da sehr empfindlich. Man kann nie wissen, wer sich alles als Tourist ausgibt, um alles auszukundschaften.“
    „Da haben Sie Recht“, sagte Jordan und sah der Frau in die Augen. „Man kann gar nicht vorsichtig genug sein. Oder was meinen Sie, Miss Lamb?“
    Die kleine Diebin verzog keine Miene, sondern lächelte unschuldsvoll.
    „Allerdings“, pflichtete Guy ihm bei. „Wenn ich daran denke, was bei Ihnen für ein Vermögen an den Wänden hängt …“
    „Vermögen“, wiederholte die Frau leise, und ihre Augen wurden

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