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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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Delancey empört und so laut, dass um sie herum alle Gespräche verstummten. „Sie haben es gerade nötig! Sie lassen sich mit der Frau eines anderen ein und erzählen mir etwas von Selbstbeherrschung?“
    „Niemand hat sich mit der Frau eines anderen eingelassen.“
    „Als ich das getan habe, war ich wenigstens so anständig, diskret zu sein!“
    Veronica schrie entsetzt auf und rannte hinaus.
    „Feigling!“ rief Guy ihr nach.
    „Delancey, bitte“, murmelte Jordan. „Dies ist nicht der richtige Ort, um …“
    „Veronica, bitte!“ Guy drängte sich durch die Gästemenge zur Tür. „Warum stehst du nicht endlich einmal zu dem, was du getan hast? Veronica!“
    Jordan sah Clea an. „Der ist hinüber. Sie dürfen nicht mit ihm fahren.“
    „Ich werde mit ihm fertig.“
    „Dann nehmen Sie ihm die Schlüssel ab und fahren selbst.“
    Genau das hatte sie vor. Doch als sie das Haus verließ, sah sie, dass Guy und Veronica sich noch immer lautstark stritten. Guy war so betrunken, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Als er Clea bemerkte, schwankte er auf sie zu und packte ihre Hand. „Komm schon, lass uns fahren!“
    „Nicht in deinem Zustand.“ Sie riss sich los. „Gib mir die Wagenschlüssel, Guy.“
    „Ich kann fahren.“
    „Nein, kannst du nicht. Gib mir die Schlüssel.“
    „Dann sieh zu, wie du nach Hause kommst!“ schrie er sie an. „Zur Hölle mit euch beiden! Zur Hölle mit den Frauen!“ Mühsam öffnete er die Fahrertür seines Wagens.
    „Verdammter Idiot“, murmelte Veronica. „Er wird sich umbringen.“
    Sie hat Recht, dachte Clea und riss die Wagentür wieder auf. „Steig aus.“
    „Verschwinde.“
    „Lass mich fahren.“
    „Hau ab!“
    Clea packte seinen Arm. „Ich bringe dich nach Hause. Leg dich auf den Rücksitz.“
    „Ich lasse mir von einer Frau nichts befehlen!“ brüllte er und stieß sie fort.
    Clea taumelte zurück und landete im Gesträuch. Versoffener Idiot, dachte sie. Während sie ihre Halskette von einem Zweig löste, hörte sie, wie er den Motor zu starten versuchte. Vergeblich. Fluchend schlug er auf das Lenkrad ein und drehte wieder und wieder den Zündschlüssel. Clea setzte sich gerade auf, als der Wagen endlich ansprang und Guy losfuhr. Kopfschüttelnd sah sie ihm nach.
    Trottel!
    Die Explosion warf sie nach hinten. Sie segelte über die Sträucher hinweg und landete flach auf dem Rücken unter einem Baum. Sie war viel zu entsetzt, um den Schmerz zu spüren. Als Erstes nahm sie die Schreie, das Scheppern der Blechteile auf der Straße und das Prasseln der Flammen wahr. Mühsam richtete sie den Oberkörper auf und kroch auf allen vieren davon. Weg von dem Baum, weg vom brennenden Auto.
    Ihr Gehirn begann zu funktionieren und sagte ihr Dinge, die sie lieber nicht wissen wollte. Ihr Kopf begann zu dröhnen. Sie war nicht sicher, ob sie weinte. Es war zu laut. Sie fragte sich, ob die Wärme an ihren Wangen Tränen oder Blut war. Verzweifelt kroch sie weiter. Ich muss weg, sonst bin ich tot, hämmerte es in ihrem Kopf.
    Plötzlich stellten sich ihr zwei Schuhe in den Weg. Sie hobden Kopf. Ein Mann starrte auf sie hinab. Ein Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam.
    Er lächelte. „Ich bringe Sie ins Krankenhaus.“
    „Nein, ich …“
    „Kommen Sie. Sie sind verletzt.“ Er griff nach ihrem Arm. „Sie brauchen einen Arzt.“
    „Nein!“
    Seine Hand löste sich in nichts auf. Genau wie der Rest des Mannes.
    Clea kauerte sich auf der Erde zusammen, während alles sich um sie zu drehen begann. Sie hörte eine andere Stimme, die vertraut klang. Hände umfassten ihre Schultern.
    „Diana? Diana!“
    Warum nannte er sie so? Das war nicht ihr Name. Blinzelnd sah sie nach oben. In Jordan Tavistocks besorgtes Gesicht.
    Und dann wurde sie ohnmächtig.

5. KAPITEL
    D er Arzt schaltete den Augenspiegel aus und die Deckenleuchte ein. „Neurologisch scheint alles intakt zu sein. Aber sie hat eine Gehirnerschütterung, und die kurze Ohnmacht macht mir Sorgen. Ich schlage vor, Sie lassen sie eine Nacht hier. Nur zur Beobachtung.“
    „Ich bin ganz Ihrer Meinung, Doktor“, sagte Jordan.
    Die Frau lag im Bett. Ihr rotes Haar war voller Gras und Laub. Das Blut an ihrem Gesicht war getrocknet.
    „Sehr gut. Ich rechne zwar nicht mit Komplikationen, aber wir können nicht vorsichtig genug sein.“
    „Ich kann nicht hier bleiben“, protestierte die Frau matt.
    „Natürlich bleiben Sie“, sagte Jordan.
    „Nein, ich muss hier heraus!“ Sie setzte sich auf
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