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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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Geschäftlich, du verstehst.“
    Clea blieb stehen. „Geschäftlich?“
    „Ja, ein Notfall … ein Klient …“
    „Klient? Aber ich weiß ja nicht einmal, womit du dein Geld verdienst!“
    „Mein Chauffeur wird dir ein Hotelzimmer besorgen. Ich hole dich morgen um fünf ab, ja? Wir machen uns einen schönen Abend.“
    Er gab ihr einen flüchtigen Kuss und schob sie praktisch durch die Haustür. Der Chauffeur hielt schon die Wagentür auf. Clea blieb nichts anderes übrig, als einzusteigen.
    „Ich rufe dich an!“ rief Guy und winkte.
    Als der Wagen durchs Tor fuhr, hämmerte Clea zornig auf die Armlehne. Ich war so dicht davor, dachte sie. Er hatte ihr den Dolch zeigen wollen. Ohne den verdammten Anruf hätte sie ihn schon in den Händen gehalten.
    Wer zum Teufel war diese Veronica?
    Veronica Cairncross legte auf und drehte sich zu Jordan um.
    „Und? Meinst du, der Anruf hat gewirkt?“
    „Wenn nicht, wird dein Besuch es tun“, erwiderte er.
    „Muss ich wirklich hin? Ich möchte mit dem Mann nichts mehr zu tun haben.“
    „Wir müssen diese Frau aus seinem Haus bekommen, bevor sie Schaden anrichtet.“
    „Wir könnten die Polizei verständigen“, schlug Veronica vor.
    „Damit alles auffliegt? Mein nächtlicher Besuch bei Guy? Die gestohlenen Briefe?“ Jordan machte eine Kunstpause. „Deine Affäre mit Delancey?“Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“
    „Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.“
    Resigniert nahm Veronica ihre Tasche und ging zur Tür. „Na gut. Ich habe dir diese Sache eingebrockt. Schätze, da schulde ich dir einen Gefallen.“
    „Außerdem ist es deine Bürgerpflicht“, stellte Jordan fest. „Die Frau ist eine Diebin. Wie immer du zu Guy stehst, du darfst nicht zulassen, dass er ausgeraubt wird.“
    „Guy?“ Sie lachte. „Was aus dem wird, ist mir egal. Ich denke an deine Einbrecherlady. Wenn sie geschnappt wird und bei der Polizei auspackt …“
    „Dann ist mein Ruf ruiniert.“
    Veronica nickte. „Und meiner auch, fürchte ich.“
    Clea streifte die Pumps ab, schmiss die Handtasche auf einen Sessel und warf sich stöhnend auf das Hotelbett. Was für ein grauenhafter Tag. Sie hasste Polo, fand Guy Delancey unausstehlich und ihr rotes Haar schrecklich. Alles, was sie wollte, war schlafen, das Auge von Kaschmir vergessen, alles vergessen. Aber jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, kehrten die Alpträume zurück und sie durchlitt wieder die alten Ängste.
    Sie versuchte, sie mit angenehmeren Erinnerungen abzuwehren. Sie dachte an den Sommer 1972, als sie acht und Tony zehn war und sie für das Foto posierten, das später auf Onkel Walters Kaminsims stand. Tony legte seinen mageren Arm um ihre schmalen Schultern, und sie grinsten in die Kamera wie zwei kleine Ganoven, die noch in der Ausbildung steckten. Und genau das taten sie, und zwar beim besten Lehrer der Welt,Onkel Walter. Sie fragte sich, wie es dem alten Knaben wohl im Gefängnis erging. Bald stand seine Begnadigung an. Vielleicht hatte die Haft ihn verändert, wie Tony.
    Wie sie selbst.
    Vielleicht würde Onkel Walter ein ehrliches Leben beginnen.
    Und vielleicht konnten Schweine fliegen.
    Sie zuckte zusammen, als das Telefon läutete, und griff nach dem Hörer. „Hallo?“
    „Diana, Darling! Ich bin’s!“
    Sie verdrehte die Augen. „Hallo, Guy.“
    „Das vorhin tut mir ehrlich Leid. Verzeihst du mir?“
    „Ich denke darüber nach.“
    „Mein Chauffeur hat erzählt, dass du noch ein paar Tage im Dorf bleibst. Gibst du mir die Chance, es wieder gutzumachen? Morgen Abend? Kammermusik und Abendessen bei einem guten Freund und danach zu mir?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Ich zeige dir auch meine Waffensammlung.“ Seine Stimme wurde schmeichelnd. „Denk an all die Ritter in schimmernden Rüstungen. Maiden in Not …“
    Sie seufzte. „Na gut.“
    „Ich hole dich um fünf ab. Am Village Inn. “
    „Einverstanden.“ Sie legte auf und merkte erst jetzt, dass sie rasende Kopfschmerzen hatte. Ha! Das war die Strafe dafür, dass sie Mata Hari spielte.
    Nein, die echte Strafe kam, wenn sie mit dem Mistkerl ins Bett gehen musste.
    Stöhnend stand sie auf und ging ins Bad, um sich den Geruchabzuwaschen, den die Polopferde und Guy Delanceys schmierige Finger an ihr hinterlassen hatten.
    Delancey war angetrunken, als er sie am nächsten Tag abholte. Sie zögerte erst, sich in seinen Wagen zu setzen, aber ihr blieb keine Wahl.
    „Müsste heute Abend eigentlich eine lustige Truppe
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