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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin
Autoren: Tess Gerritsen
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…“
    „Nein!“ schrie sie verzweifelt. Oder sie bildete es sich nur ein. Ihr Gesicht wurde gegen eine breite Brust gepresst, und ihr Aufschrei war nicht lauter als ein ersticktes Flüstern. Sie schlug auf den Angreifer ein, traf ihn am Rücken, an den Schultern. Aber sein Griff um sie wurde nur fester.
    „Hören Sie auf, Diana, bitte! Ich tue Ihnen nichts. Hören Sie auf da mit!“
    Schluchzend hob sie den Kopf und sah durch die Tränen hindurch, wer es war. Jordan. Ihre Hände krallten sich in seine Jacke. Sie fühlte sich so warm an. Wie der Mann selbst. Sie starrte ihn an und fühlte sich plötzlich schwerelos in seinen kräftigen Armen.
    Und dann lag sein Mund auf ihrem, und das Gefühl der Taubheit wich einer Flut herrlichster Empfindungen. Sein Kuss bot ihr seine Wärme, seine Stärke, seine Sicherheit, und sie sog sie in sich auf, bis sie sie in tiefster Seele fühlte. Sie wollte mehr davon und erwiderte den Kuss wie eine Frau, die in den Armen eines Mannes endlich das gefunden hatte, wonach sie sich schon so lange sehnte. Nicht Verlangen, nicht Leidenschaft, sondern Geborgenheit. Schutz. Sie klammerte sich an ihn.
    Keiner von ihnen hörte den Wagen näher kommen.
    Es waren die Scheinwerfer in der Ferne, die sie auseinander fahren ließen. Clea starrte die Landstraße entlang und geriet in Panik. Sie riss sich aus Jordans Armen und warf sich kopfüber zwischen die Büsche.
    „Warte!“ rief Jordan. „Diana?“
    Sie kroch weiter, obwohl ihr die Beine den Dienst versagten.
    Sie hörte, wie Jordan ihr folgte. Dann hielt er sie am Arm fest.
    „Diana …“
    „Sie werden mich sehen!“
    „Wer?“
    „Lass mich los.“
    Hinter ihnen quietschten Bremsen. Jemand stieg aus. Clea machte sich so klein wie möglich.
    „Hallo!“ rief ein Mann. „Alles in Ordnung?“
    Bitte, Jordan, flehte Clea stumm. Sag ihm nicht, dass ich hier bin …
    „Ja, alles in Ordnung“, antwortete Jordan.
    „Sie haben angehalten. Wollte nur mal eben nachsehen …“
    kam die Antwort.
    „Ich …“ Jordan lachte verlegen. „Ein dringendes Bedürfnis.“
    „Oh. Na ja, dann will ich nicht weiter stören.“ Eine Wagentür fiel ins Schloss, und die Rücklichter wurden schnell kleiner.
    Clea schluchzte vor Erleichterung auf. „Danke“, flüsterte sie.
    Einen Moment betrachtete er sie schweigend. Dann zog er sie zu sich hinauf. Sie schwankte und musste sich an ihm festhalten.
    „Komm“, sagte er sanft. „Ich bringe dich zurück ins Krankenhaus.“
    „Nein.“
    „In deinem Zustand kannst du doch nicht durch die Nacht wandern.“
    „Ich kann nicht zurück.“
    „Wovor hast du Angst? Vor der Polizei?“
    „Lass mich los!“
    „Die werden dich nicht festnehmen. Du hast nichts getan.“
    Er zögerte. „Oder doch?“
    Sie riss sich los, und das kostete sie den letzten Rest Kraft, den sie noch besaß. Die Dunkelheit schlug über ihr zusammen wie schwarzes Wasser. Später wusste sie nicht mehr, wie sie zu Boden gesunken und in seinen Armen gelandet war. Aber dann war er da und trug sie zum Wagen. Sie war zu erschöpft, um sich zu wehren. Er setzte sie auf den Beifahrersitz, ihr Kopf fiel gegen die Tür, und sie kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit. Ich darf ihm nicht seine edlen Lederpolster ruinieren, dachte sie und nahm wie durch einen Schleier wahr, dass der Wagen sich in Bewegung setzte.
    Sie packte Jordans Ärmel. „Bitte … nicht ins Krankenhaus.“
    „Wenn du unbedingt willst, bringe ich dich ins Hotel“, gab er nach. „Aber du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.“
    „Ins Hotel kann ich auch nicht.“
    Er runzelte die Stirn. „Na gut, Diana“, seufzte er. „Sag mir einfach, wohin du willst.“
    „Zum Bahn hof.“
    Er schüttelte den Kopf. „Du bist nicht reisefähig.“
    „Doch.“
    „Du kannst dich kaum auf den Beinen halten!“
    „Ich muss!“ rief sie verzweifelt. „Ich muss!“
    Schweigend musterte er sie. „Ich lasse dich nicht in einen Zug steigen.“
    Zornig hob sie den Kopf und funkelte ihn an. „Dazu hast du kein Recht! Du hast keine Ahnung, was mir …“
    „Hör zu! Ich bringe dich an einen sicheren Ort. Du musst mir vertrauen.“ Er sah ihr in die Augen. Sein Blick war beschwörend. Es wäre so einfach, ihr Schicksal in seine Hände zu legen. Sie wollte ihm vertrauen. Sie vertraute ihm.
    Mir bleibt nichts anderes übrig, dachte sie, während ihr schwindlig wurde und sie den Kopf auf die angezogenen Knie fallen ließ.
    „Wie geht es ihr?“ fragte Richard, als Jordan in die
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