Die Meisterdiebin
werden“, meinte er, als sie eine kurvenreiche Landstraße entlangfuhren. Hohe Hecken ließen nicht erkennen, was ihnen entgegenkam. Clea konnte nur hoffen, dass alle Autos sich links hielten und nicht überholten. „Auf die Musik stehe ich nicht, eher auf die Gespräche danach.“
Und die Drinks, dachte sie und umklammerte die Sitzlehnen, als sie einen Baum nur knapp verfehlten.
„Wird Veronica auch dort sein?“
Er warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Wie?“
„Veronica. Die Frau, die gestern anrief. Sie wissen schon, Ihre Klientin.“
„Ach ja, die.“ Sein Lachen klang gezwungen. „Nein, sie mag keine Musik. Ich meine, Rock ’n’ Roll schon, aber keine Klassik. Nein, sie wird nicht dort sein.“ Er zögerte. „Jedenfalls hoffe ich das“, fügte er leise hinzu.
Zwanzig Minuten später wurde seine Hoffnung schlagartig enttäuscht, als sie das Musikzimmer der Forresters betraten. „Ich glaub’s nicht“, hörte Clea ihn murmeln, als eine Frau mit rotbraunem Haar und einer exquisiten Perlenkette auf sie zueilte. Aber es war nicht die Frau, die Cleas Blick auf sich zog.
Es war der Begleiter der Frau, ein Mann, der sie gelassen undein wenig belustigt betrachtete. Oder war es Triumph, den sie in Jordan Tavistocks sherrybraunen Augen wahrnahm?
Guy räusperte sich nervös. „Hallo, Veronica“, brachte er heraus.
„Ich habe schon gehört, dass es eine neue Lady in deinem Leben gibt.“
„Nun … ja …“ Guy rang sich ein mattes Lächeln ab. Veronica streckte Clea die Hand entgegen. „Ich bin Veronica Cairncross.“
Clea ergriff sie. „Diana Lamb.“
„Wir sind alte Freunde, Guy und ich“, erklärte Veronica.
„Sehr alte Freunde. Trotzdem überrascht er mich ab und zu.“
„Umgekehrt wird ein Schuh draus“, schnaubte Guy. „Seit wann schwärmst du für Kammermusik?“
„Seit Jordan mich eingeladen hat.“
„Oliver ist so vertrauensvoll.“
„Wer ist Oliver?“ fragte Clea ihn.
Guy lachte. „Ach, niemand. Nur ihr Ehemann.“
„Du bist unverschämt“, zischte Veronica und stolzierte davon.
„Das musst du gerade sagen“, konterte Guy und folgte ihr aus dem Raum.
Jordan und Clea wechselten einen Blick.
„Muss Liebe schön sein“, seufzte er.
„Sind die beiden denn noch verliebt?“
„Offensichtlich.“
„Haben Sie Veronica deshalb mitgebracht? Um mir ins Handwerk zu pfuschen?“Jordan nahm zwei Gläser mit Weißwein vom Tablett des Butlers und reichte Clea eins. „Wie ich schon sagte, Miss Lamb … Sie heißen doch Miss Lamb, oder? Ich habe vor, Sie vor einem kriminellen Leben zu bewahren. Jedenfalls solange Sie in meiner Gegend sind.“
„In Ihren Jagdgründen, meinen Sie?“
Er lächelte nur.
„Was, wenn ich feierlich verspreche, Ihr Revier zu respektieren?“
„Und verschwinden?“ fragte er.
„Vorausgesetzt, Sie halten Ihren Teil der Abmachung.“
Sein Blick wurde misstrauisch. „Was soll das heißen?“
Clea musterte ihn. Er war nicht nur attraktiv. In seinen Augen sah sie Intelligenz, Humor und Entschlossenheit. Als Einbrecher mochte er unbegabt sein, aber er hatte Klasse, besaß Kontakte und war als Insider mit dieser Gegend vertraut. Er schien wohlhabend genug zu sein, um nicht für jemanden arbeiten zu müssen. Aber vielleicht konnte sie ja mit ihm arbeiten.
Und vielleicht würde es ihr sogar Spaß machen.
Sie winkte Jordan in eine ruhige Ecke. „Hier ist mein Vorschlag“, sagte sie. „Ich helfe Ihnen, Sie helfen mir.“
„Wo bei?“
„Ein harmloser Job. Eigentlich nichts.“
„Nur ein kleiner Einbruch?“ Er schüttelte den Kopf. „Wieso kommt mir das bekannt vor?“
„Wie?“
„Schon gut.“ Er seufzte und nahm einen Schluck Wein. „Was, wenn ich fragen darf, wäre die Gegenleistung?“
„Was möchten Sie?“
Sein Blick verschmolz mit ihrem. Und sie sah ihm an, dass sie beide das Gleiche gedacht hatten.
„Darauf antworte ich nicht“, sagte er verlegen.
„Ich dachte daran, Ihnen meinen Rat als Expertin anzubieten.
Ich glaube, Sie können ihn gebrauchen.“
„Privatunterricht in der Kunst des Einbruchs? Ein wirklich verlockendes Angebot.“
„Natürlich werde ich Ihnen nicht dabei helfen“, warf sie rasch ein. „Aber ich könnte Ihnen Tipps geben.“
„Aus persönlicher Erfahrung?“
Über ihr Weinglas hinweg lächelte sie ihn an. Einbrüche waren nicht gerade ihre Spezialität, aber sie hatte ein Talent dafür. Vermutlich hatte sie es von Onkel Walter geerbt. „Ich bin gut genug, um meinen Lebensunterhalt
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