Die Meisterdiebin
und schwang die Beine über die Bettkante.
Jordan legte ihr die Hände auf die Schultern. „Was zum Teufel tun Sie, Diana?“
„Ich muss … muss …“ Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
„Sie dürfen nicht aufstehen, nicht mit einer Gehirnerschütterung.“ Behutsam drückte er sie zurück aufs Bett und deckte sie zu. Sie war blass geworden und sah so schwach und zerbrechlich aus, als würde nur die Bettdecke sie daran hindern, einfach davonzuschweben. Nur ihre Augen waren voller Leben und … was? Angst? Trauer? Hatte sie etwa echte Gefühle für Guy Delancey gehabt?
„Ich schicke Ihnen eine Schwester, Miss Lamb“, sagte derArzt. „Jetzt ruhen Sie sich aus, dann geht es Ihnen bald wieder besser.“
Jordan drückte ihre Hand, die sich anfühlte wie ein Eisklumpen. Dann folgte er dem Arzt widerwillig auf den Korridor.
„Was ist mit Mr. Delancey?“ fragte er. „Kennen Sie seinen Zustand?“
„Er ist noch im OP. Sie müssen sich oben erkundigen. Ich fürchte, es gibt nicht viel Hoffnung.“
„Es wundert mich, dass er überhaupt noch am Leben ist. Nach der Explosion …“
„Sie glauben wirklich, dass es eine Bombe war?“
„Ich bin sicher“, erwiderte Jordan.
Der Arzt sah zur Schwesternstation hinüber, wo ein Polizist darauf wartete, die Frau befragen zu können. Zwei seiner Kollegen hatten das bereits getan und wenig Rücksicht auf ihren Zustand genommen. Der Doktor schüttelte den Kopf. „Was ist nur aus der Welt geworden? Nicht einmal hier in der Provinz sind wir vor Anschlägen von Terroristen sicher …“
Terroristen? dachte Jordan. Er bezweifelte, dass es Terroristen waren. Der Anschlag hatte allein Delancey gegolten. Ein halbes Dutzend anderer Gäste war glimpflich davongekommen.
Er nahm den Lift nach oben. Im Warteraum wimmelte es von Polizisten, von denen keiner ihm etwas sagen konnte oder wollte. Er erfuhr lediglich, dass Delancey noch operiert wurde.
Er fuhr wieder nach unten. Der Polizist trank Kaffee und plauderte mit einer hübschen Krankenschwester. Jordan ging an ihnen vorbei und öffnete die Tür von Dianas Zimmer.
Ihr Bett war leer.
Er eilte zum Bad und klopfte. „Diana?“ Keine Antwort. Er schaute hinein. Sie war nicht da, nur ihr Nachthemd. Es lag auf dem Bo den.
Er riss den Schrank auf. Ihre Kleidung und Handtasche waren nicht mehr da.
Warum schlich sie sich aus dem Krankenhaus? Wie ein Dieb in der Nacht?
Weil sie genau das ist, du verdammter Idiot!
Er rannte auf den Korridor. Sie war nirgends zu sehen. Der Trottel von Polizist flirtete noch immer mit der Schwester. Jordan eilte zum Treppenhaus. Vermutlich hatte sie den Lift gemieden, um nicht in der Halle anzukommen. Bestimmt war sie durch den Seitenausgang direkt zum Parkplatz gegangen.
Dies war der vierte Stock. Als er Diana zuletzt gesehen hatte, war sie so schwach gewesen, dass sie kaum auf den Beinen stehen konnte. Konnte sie es bis nach unten schaffen? Oder war sie bewusstlos geworden und gestürzt?
Voller Besorgnis hastete er die Treppe hinunter.
In ihrem Kopf hämmerte es unbarmherzig, und die hohen Absätze brachten sie um, aber sie eilte weiter. Wie ein Soldat beim Gewaltmarsch. Nicht stehen bleiben, nicht stehen bleiben. Der Feind ist dir dicht auf den Fersen.
Also marschierte sie weiter die Straße entlang. Zweimal hörte sie einen Wagen näher kommen und versteckte sich im Gebüsch. Das nächste Dorf konnte nicht mehr als ein paar Meilen entfernt sein. Wenn sie einen Bahnhof fand, würde sie aus Buckinghamshire verschwinden. Aus England.
Und dann wohin?
Nein, daran durfte sie nicht denken. Sie hatte jämmerlich versagt und stand jetzt ganz oben auf Van Weldons Abschussliste. Ich darf jetzt nicht aufgeben, ermahnte sie sich. Ich muss weiter. Die Straße verschwamm vor ihren Augen. Ihr wurde schwindlig und übel. Sie fiel auf die Knie und fürchtete, sich übergeben zu müssen. Unter ihr schien der Asphalt zu vibrieren, und durch den Nebel, der ihr Gehirn einhüllte, drang ein Geräusch.
Ein Auto, das von hinten kam.
Sie hob den Kopf und sah in zwei Scheinwerfer, die schnell näher kamen. Mühsam stand sie auf, aber plötzlich drehte sich alles um sie herum. Die Scheinwerfer tanzten und verschwammen. Sie sank zu Boden und biss sich verzweifelt in die Hand. Eine Wagentür wurde zugeworfen, Kies knirschte unter Schuhen, und sie wusste, dass es zu spät war. Man hatte sie gefunden.
„Nein“, rief sie und schlang die Arme um sich. „Bitte nicht!“
„Es ist alles gut
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