Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Butlers wurden groß. „Sie sind ja nur eine Frau.“
    „Nur?“ Sie warf ihm einen gekränkten Blick zu und konnte nur hoffen, dass die Flinte nicht aus Versehen losging. „Wie beleidigend.“
    Er musterte ihr geschwärztes Gesicht. „Ihre Stimme kommt mir bekannt vor. Kenne ich Sie?“
    Clea schüttelte den Kopf.
    „Natürlich! Sie waren mit dem armen Master Delancey hier!“
    Er festigte den Griff um das Gewehr. „Kommen Sie her! Weg vom Bett!“
    „Sie werden mich doch nicht erschießen, oder?“
    „Wir warten auf die Polizei. Ich habe sie längst verständigt, die müsste gleich hier sein.“
    Die Polizei. Bloß das nicht. Irgendwie mussten sie dem alten Knaben die Waffe abnehmen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Jordan ihr bedeutete, den
    Blick des Butlers nach links zu locken.
    „Kommen Sie her!“ befahl Whitmore.
    Gehorsam kroch sie über das Bett auf die andere Seite und machte einen Schritt nach links. Whitmore drehte sich mit und kehrte dadurch Jordan den Rücken zu.
    „Ich bin nicht, für was Sie mich halten.“
    „Wollen Sie etwa leugnen, dass Sie eine ganz gewöhnliche Diebin sind?“
    „Jedenfalls keine gewöhnliche. “
    Jordan schlich sich von hinten an den Butler heran, in den Händen eine Boxershorts. Offenbar wollte er sie ihm über den Kopf ziehen. Clea zwang sich, nicht hinzustarren. Sie musste Whitmore irgendwie ablenken.
    Schluchzend fiel sie auf die Knie. „Bitte, nicht die Polizei!“ jammerte sie. „Ich will nicht ins Gefängnis!“
    „Daran hätten Sie vorher denken sollen“, knurrte er, blinzelte aber verunsichert.
    „Ich war so verzweifelt! Meine Kinder müssen essen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte …“ Sie begann zu weinen.
    Verblüfft starrte Whitmore auf das bizarre Schauspiel. Die Schrotflinte zeigte nicht mehr auf Cleas Kopf.
    Genau diesen Moment nutzte Jordan, um ihm die Boxershorts über den Kopf zu ziehen.
    Clea warf sich zur Seite, als der Schuss fiel. Schrotkugeln zischten an ihr vorbei. Sie stand wieder auf und sah, dass Jordan den alten Mann bereits gepackt hatte. Das Gewehr lag am Boden. Sie hob es auf und schob es in den Schrank.
    „Tun Sie mir nichts!“ bat Whitmore. Die Boxershorts dämpfte seine Stimme. War Delancey wirklich mit kleinen roten Herzen herumgelaufen? „Bitte!“ flehte der Butler.
    Clea fesselte seine Hände mit einer von Guys Seidenkrawatten und schob ihn aufs Bett. „Legen Sie sich hin und seien Sie brav, dann geschieht Ihnen nichts.“
    „Ich verspreche es!“
    „Dann lassen wir Sie vielleicht leben.“
    „Vielleicht?“ wiederholte Whitmore zitternd. „Was soll das heißen?“
    „Sagen Sie uns, wo Delancey seine Waffen hat.“
    „Welche Waffen?“
    „Antike Schwerter. Dolche. Wo sind sie?“
    „Lass uns verschwinden!“ zischte Jordan ihr zu.
    Sie ignorierte ihn. „Wo sind sie?“
    Der Butler wimmerte. „Unter dem Bett.“
    Clea und Jordan fielen gleichzeitig auf die Knie. Unter dem Rosenholzrahmen war nichts als ein Teppich und Staubflocken.
    In der Ferne heulte eine Sirene.
    „Lass uns gehen“, murmelte Jordan.
    „Warte!“ Clea hatte einen schmalen Spalt an der Längsseite des Betts entdeckt. Sie tastete unter die Kante und zog.
    Eine verborgene Schublade glitt auf.
    Fasziniert starrte sie auf die glitzernde Pracht. Juwelen funkelten an Schwertscheiden aus gehämmertem Gold, und Klingen aus Damaszener Stahl glänzten. Die Dolche lagen in der hintersten Ecke. Es waren sechs, alles Meisterwerke. Sie wusste auf Anhieb, welches das Auge von Kaschmir war. Der große Saphir am Griff verriet es.
    „Sie waren sein ganzer Stolz“, jammerte Whitmore. „Und jetzt stehlen Sie sie.“
    „Ich nehme nur einen“, sagte Clea, während sie nach dem Auge von Kaschmir griff. „Und der hat ihm ohnehin nicht gehört.“
    Die Sirene wurde lauter und kam rasch näher.
    „Gehen wir!“ drängte Jordan.
    Clea sprang auf und eilte zum Balkon. Sie und Jordan kletterten an den Ranken nach unten und rannten über den Rasen zum angrenzenden Wald. Kaum waren sie zwischen den Bäumen verschwunden, tauchte auch schon mit quietschenden Reifen ein Streifenwagen auf.
    Zweige schlugen ihr ins Gesicht, ihre Muskeln protestierten, aber Clea lief nicht langsamer. Kurz darauf hörte sie aufgeregte Rufe und wusste, dass die Jagd begonnen hatte.
    „Verdammt“, murmelte sie, als sie über eine Baumwurzel stolperte.
    „Schaffst du es?“
    „Was bleibt mir anderes übrig?“ keuchte sie.
    Er schaute über die Schulter, zum Haus, zu den

Weitere Kostenlose Bücher