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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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zu erklären. Ihre neue Freundin schien sich in der Werkstatt pudelwohl zu fühlen, gerade weil sie ihre Nase ständig in Papiere und Bücher steckte, anstatt zu sticken oder zu kochen, wie normale Frauen es taten. Aber sie hatte ja auch keinen Mann, der ihr den Hof machte. Mit Ausnahme von Laurenz. Barbara hatte nie darüber nachgedacht, ob sie sich über dessen Interesse an ihrer älteren Freundin freuen oder es lieber beargwöhnen sollte, aber das spielte momentan keine Rolle. Sie durfte den Gesellen nicht aus den Augen verlieren, denn mit seiner Hilfe würde sie zur Buchgasse zurückfinden.
    Der Drucker schien es ziemlich eilig zu haben. Barbara, die sich keuchend an seine Fersen heftete, beobachtete, wie er eine Bäuerin, die ihm nicht schnell genug aus dem Weg ging, unsanft gegen ihren mit Heu beladenen Karren schob. Das Gezeter der Frau hallte von den hohen Hauswänden der Gasse wider, doch Laurenz tat es mit einer obszönen Geste ab, ohne sich auch nur umzuschauen. Barbara schlüpfte an der zornigen Bäuerin vorbei, die mit roten Wangen den Kopf schüttelte. Sie hatte keine Ahnung, was in Laurenz gefahren war, doch die Erfahrung hatte sie gelehrt, Erwachsene besser nicht anzusprechen, wenn diese schlechter Laune waren. Daher beschloss sie, Laurenz weiter zu verfolgen. Früher oder später würde er sie sicher zu Henrika führen.
    Doch Barbara irrte sich. Nach nur wenigen Schritten verschwand Laurenz durch einen Torbogen, der auf einen muffig riechenden Hof führte. Das Haus, das er nach kurzem Anklopfen betrat, machte keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Barbaras Herz hüpfte vor Schreck, als sich etwas Weiches um ihre Fußknöchel wand. Doch dann bemerkte sie, dass es lediglich eine Katze war, die um ihre Beine strich.
    Besorgt blickte sie sich um. Nur ein Fenster zum Hof hatte geöffnete Läden, die anderen waren trotz der vorgerückten Stunde alle verrammelt. Barbara fand das sehr seltsam. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass fromme Bürger ihre Fenster nach Sonnenaufgang öffneten, damit die Vorübergehenden sehen konnten, dass in den Stuben und Werkstätten nichts vor sich ging, das gegen Recht und Ordnung verstieß. Wer auch immer hier wohnte, schien etwas verbergen zu wollen.
    «Dieser blöde Laurenz», schimpfte sie leise vor sich hin, biss sich aber jäh auf die Zunge, als unvermittelt Stimmen durch das geöffnete Fenster an ihr Ohr drangen. Barbara pirschte sich näher heran und erstarrte, als sie Henrikas Namen fallen hörte. Ihr Mund wurde trocken.
    Eine Weile stand sie wie vom Donner gerührt auf dem Hof und glaubte zu träumen. Es konnte nicht wahr sein, worüber sich Laurenz mit der anderen Person unterhielt. Laurenz sprach zögerlich, erging sich in Ausflüchten, doch die Frau wies ihn immer wieder mit harter Stimme zurecht. Sie erteilte ihm einen Auftrag, der Barbaras Hände zittern ließ, auch wenn sie die Tragweite dessen, was sie belauschte, nicht begreifen konnte. Eines jedoch schien auf der Hand zu liegen: Die beiden hatten mit Henrika, ihrer Henrika, nichts Gutes im Sinn.
    Jäh wich das Mädchen von dem Fenster zurück, als die Stimmen der Verschwörer verstummten. Sie hörte, wie etwas mit einem schleifenden Geräusch über den Holzfußboden gezogen wurde. Dann hörte sie ein leises Klimpern, so als würde ein Beutel mit Münzen auf den Tisch geworfen. Laurenz sagte etwas, das Barbara jedoch nicht verstehen konnte. Doch das war auch nicht mehr nötig. Sie hatte genug gehört, um zu wissen, dass sie nicht hierbleiben durfte. Als sie sich umwandte, um rasch den Hof zu verlassen, stolperte sie zu ihrem Unglück jedoch über die Katze, die sich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Das Tier gab ein so wütendes Fauchen von sich, dass Barbara erschrocken aufschrie. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, wusste aber, dass das verräterische Geräusch Laurenz und der Frau unmöglich entgangen sein konnte. Tatsächlich blieb es einen Augenblick lang still im Haus, dann näherten sich eilige Schritte dem Fenster.
    Blind vor Angst, stürzte Barbara zum Tor. Aus den Augenwinkeln sah sie einen Schatten, der immer größer zu werden schien, doch sie blieb nicht stehen.
    Ich muss Henrika sagen, was ich gehört habe, war ihr einziger Gedanke, als sie die Gasse erreichte und losrannte.

    Henrika genoss es, die staunenden Gäste ihres Standes mit der Gazette bekannt zu machen. Voller Stolz erklärte sie ihnen, auf welchen Grundsätzen die Berichterstattung des Druckwerks aus dem Hause Carolus

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