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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Bauernschädel.»
    Als die Frau des Küfers eine Weile später mit einer Portion Brot und Räucherfisch die Kammer betrat, saß Hahn noch immer auf dem Stuhl und grübelte vor sich hin. Er hob kaum den Kopf und signalisierte, dass er nicht zu einem Schwätzchen aufgelegt war.
    «Meine Güte, Hahn», rief sie aus. «Du bist bleich wie die Wand. Ist dir nicht wohl? Soll ich einen Bader rufen, der dich schröpft oder zur Ader lässt?»
    Unwillig schüttelte Hahn den Kopf. Was er benötigte, war kein Bader. Er hatte Fragen und brauchte Antworten.
    Und die würde er sich auch verschaffen. Auf der Stelle. Er sprang an der verdutzten Meisterin vorbei und polterte die Stiege hinunter. Wenn man ihn schon auf diese Weise abspeiste, war er auch nicht mehr an das Versprechen gebunden, das er Henrikas Mutter und dem Geldboten gegeben hatte. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Hahn so unternehmungslustig wie ein junger Mann. Er würde eine weitere Nacht in der Stadt verbringen und die Zeit nutzen, um Nachforschungen anzustellen. Wenn er auch diesmal nicht mit dem ersehnten Geld ins Dorf zurückkehrte, so doch hoffentlich mit dem Namen des Mannes, der ihn vor der Kirche hatte warten lassen. Vielleicht half es Henrika ja, wenn er ihr Näheres über ihn oder seine Auftraggeber berichten konnte. Irgendjemand in Heidelberg musste sich doch an Henrikas Mutter und ihr Schicksal erinnern. Möglicherweise hatte das Mädchen sogar noch Verwandte in der Stadt, und er wusste auch schon, wo er seine Suche beginnen würde.

    Das Stadtgericht war in einem tristen Gebäude nicht weit von der Straße zum Schlossberg untergebracht. Die beiden Soldaten, die das Portal bewachten, ließen ihn mit einem müden Nicken passieren. In der Amtsstube wurde er von einem bleichen Schreiber empfangen, dem die Lustlosigkeit anzusehen war. Hahn konnte das verstehen, denn in der Stube war es furchtbar kalt, im Kamin lag nur erkaltete Asche. Es musste eine Ewigkeit her sein, seit jemand zum letzten Mal Feuerholz nachgelegt hatte. Der Schreiber sah kränklich aus; er war klapperdürr und hatte sich zum Schutz vor der Kälte in eine wollene Decke gewickelt.
    «Was wollt Ihr hier?», fuhr er Hahn mit kratziger Stimme an. «Ich stecke bis zum Hals in Aktenarbeit. Wenn Euch also jemand ein Huhn gestohlen hat, so …»
    Hahn hob beschwichtigend die Hand. Bevor der Gerichtsschreiber ihm die Tür weisen konnte, trat er vor und schob einen Silberpfennig unter das Schriftstück, das vor dem Mann lag. Diese Sprache schien er zu verstehen, denn seine Miene hellte sich augenblicklich auf. Schniefend fegte er die Münze mit dem Ärmel seines Hemdes in eine geöffnete Lade, in welcher dem Geräusch nach schon eine stattliche Anzahl von Pfennigen lag. Mit einem gnädigen Nicken gab er Hahn zu verstehen, dass er ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit für ihn opfern würde.
    «Ich bin nicht gekommen, um jemanden zu verklagen», erklärte Hahn. «Ich brauche eine Auskunft vom Herrn Stadtrichter. Sie betrifft einen Prozess, der vor einigen Jahren hier geführt wurde. Damals wurde in der Stadt der Michaelismarkt gefeiert.»
    Der Schreiber hob verblüfft die Augenbrauen. «Vor einigen Jahren, sagt Ihr? Nun, der Stadtrichter ist nicht hier. Er berät sich mit dem Kanzler Seiner Durchlaucht des Kurfürsten. Das kann ein paar Stunden dauern. Schließt bitte die Tür, wenn Ihr geht.»
    «Möglicherweise könnt Ihr mir ebenso gut weiterhelfen», sagte Hahn, der sich nicht so rasch abwimmeln lassen wollte. «Bewahrt der Stadtrichter nicht hier im Haus Akten und Schriftstücke auf, die auch über lange zurückliegende Prozesse Auskunft geben? Gewiss braucht Ihr nicht die Erlaubnis des ehrenwerten Herrn Richter, um einen Blick in die Untersuchungsprotokolle längst abgeschlossener Fälle zu werfen.»
    Angesichts dieser Bemerkung lächelte der Schreiber geschmeichelt. «Führt Euch ein persönliches Interesse hierher?», fragte er schließlich. «Seid Ihr in den Fall verstrickt?»
    Hahn antwortete nicht gleich. Ihm war nicht besonders wohl dabei, einem Gerichtsschreiber Einblick in Henrikas Geschichte zu gewähren. Doch er konnte es wohl kaum vermeiden, ihm reinen Wein einzuschenken. Er war auf seine Hilfe angewiesen. Vermutlich ließ den hochnäsigen Burschen ein weiterer Silbertaler zum Abschied rasch vergessen, dass Hahn jemals bei ihm gewesen war.
    Stöhnend plagte sich der junge Schreiber auf die Füße und trottete zu einer Tür, über der das kurfürstliche Wappen an die Wand gemalt

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