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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Lutz.
    «Du warst gerade mal zehn Minuten hier.»
    Lutz, der kein Gefühl für die Zeit besaß, lächelte nur. Das Gekeife seiner Tante schien an ihm abzugleiten wie Öl. Hahn beneidete den Jungen darum. Stumm blickte er ihm nach und wünschte sich, er könnte ihm folgen, doch der strenge Blick seiner Frau nagelte ihn förmlich auf seinem Schemel fest. Erschöpft legte er seinen Hut auf den blank gescheuerten Küchentisch und hielt seine kalte Hand über die wärmende Kerzenflamme.
    «Was willst du noch hören?», begann er nach einem Moment des Schweigens. «Der Kerl ließ mir bestellen, dass fortan niemand mehr für Henrikas Unterhalt aufkommen werde. Die sieben fetten Jahre sind vorüber, die mageren haben begonnen. Damit müssen wir uns eben abfinden.»
    «Damit kann ich mich nicht abfinden. Das Geld steht uns zu. Wir haben das Mädchen hier aufgenommen, obwohl wir ihm gegenüber keine Verpflichtung hatten. Ja, ja ich weiß, du warst so töricht, der Ehebrecherin dein Wort zu geben. Dafür haben wir auch gebüßt. Fünfzehn lange Jahre habe ich das Gefühl ertragen, einen Fehler begangen zu haben, aber irgendwann muss auch damit Schluss sein.» Sie blickte auf die Brotscheiben.
    «Oder glaubst du, es war für mich ein Vergnügen, mit anzuhören, wie sich die Bauersfrauen hinter meinem Rücken die Mäuler zerrissen?»
    «Aber Henrika hat sich zu einer hübschen jungen Frau entwickelt», warf Hahn ein. «Sie ist klug, fleißig und gottesfürchtig. Nun gut, hin und wieder schwänzt sie die Predigt, aber das haben wir als junge Leute auch manchmal getan.»
    «Und unsere Strafe dafür bekommen!»
    «Na und? Wichtiger ist für mich, dass sie ein gutes Herz hat und man sich auf sie verlassen kann. Als deine Schwester Hilfe im Gasthaus brauchte, hat Henrika keinen Augenblick gezögert, ihr unter die Arme zu greifen. Und du musst zugeben, dass sie ihre Pflichten im Haus trotzdem nie vernachlässigt hat. Sie ist eine Tochter, auf die jeder Vater zu Recht stolz sein kann.»
    Agatha zuckte die Achseln. Sie reichte ihrem Mann das Brett mit den Brotscheiben und sorgte dafür, dass er sich das größte Stück nahm. Zweifellos hatte er seit gestern nichts Vernünftiges mehr zwischen die Zähne bekommen. Agatha entging nicht, wie schlecht er aussah, schob es aber auf den anstrengenden Marsch über die Felder. Er war nicht mehr der Jüngste, wollte dies aber nicht wahrhaben.
    «Henrika ist nicht unsere Tochter», entgegnete sie nach einigem Zögern. «Gott weiß, wie gern ich dir gesunde Kinder geschenkt und nach Recht und Gesetz erzogen hätte. Aber bedauerlicherweise wurde mir dies verwehrt.»
    «Das stimmt nicht, und das weißt du auch.» Hahn sprang hastig auf und warf das angebissene Brot zurück auf die Holzscheibe. «Ich habe mich schon hundertmal verflucht, dass ich mich damals von dir habe beschwatzen lassen, und wenn ich es ungeschehen machen könnte, so …»
    «Ich möchte, dass Henrika unser Haus verlässt», sagte Agatha ruhig. «Die Zeit ist gekommen, auch wenn du nichts davon hören willst.»
    «Du willst sie dir doch nur vom Hals schaffen, weil sie dir als Erwachsene lästig geworden ist», warf er ihr vor. «Deine Angst vor den Nachbarn wird dich eines Tages noch ins Grab bringen!»
    «Kannst du es mir verdenken? Ich hasse es, meine Seele mit Dingen zu belasten, über die ich nicht einmal mit dem Pfarrer reden darf. Geheimnisse sind ein Gräuel in den Augen des Herrn. Seit wir das Mädchen ins Dorf gebracht haben, fühle ich mich, als sei ich die Mitverschworene einer Sünderin. Haben wir nicht lange genug mit Geheimnissen gelebt? Ich habe geglaubt, ich müsste Henrika aufziehen, um Buße für meine Sünden zu tun, damit meine Familie am Jüngsten Tag zu den erwählten Gläubigen gezählt wird, aber das war ein Irrtum. Gott lässt sich nicht verspotten, und so einfach ist es nicht, ein Unrecht aus der Welt zu schaffen.»
    Hahn wollte etwas darauf erwidern, aber er schwieg, als er Henrika die Küche betreten sah. Sie trug ihr langes Haar unbedeckt, lediglich ein Lederband, das sie aus der Werkstatt stibitzt haben musste, verhinderte, dass ihr die braunen Strähnen ins Gesicht fielen. Auf den rosigen Wangen des Mädchens glitzerten Tropfen. Vermutlich war sie auf dem Weg vom Wirtshaus durch den Regen gelaufen. In der Hand hielt sie einen Tonkrug, den sie neben der Tür auf den Boden stellte.
    «Da bist du ja endlich», rief Agatha mürrisch. «Zieh deine schrecklichen Holzpantinen aus, bevor du den ganzen

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