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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Auf diese Weise werden die Geräusche von Pferdehufen oder Karren auf dem Pflaster gedämpft. Agatha hat ihren Mann vielleicht nicht immer so geachtet, wie eine Ehefrau es sollte, aber sie ist dennoch untröstlich.»
    Henrika hob den Kopf und blickte ihre Tante mit verweintem Gesicht an. Nach der durchwachten Nacht fühlte sie sich völlig erschöpft, ihr Kopf war schwer wie ein irdener Krug und schmerzte dumpf. Neben dem Bett stand eine Schüssel Mehlsuppe, doch obwohl Henrikas Magen knurrte, brachte sie keinen Bissen herunter.
    «Hat sie von mir gesprochen?», fragte Henrika zwischen Hoffen und Bangen. «Sie muss doch etwas gesagt haben?»
    Elisabeth zuckte mit den Schultern und machte ein unglückliches Gesicht. «Sie suhlt sich in ihrer eigenen Selbstgerechtigkeit. Glaub mir, ich habe mir die Zunge wund geredet, um sie davon zu überzeugen, dass sie dich nicht vor die Tür setzen darf. Aber sie wollte einfach nicht auf mich hören. Stattdessen hat sie dem Dorfpfarrer erzählt, Hahn habe dich aus dem Haus geworfen, nachdem du dich geweigert habest, den Antrag des Flickschusters anzunehmen.» Sie lachte rau. «Ausgerechnet Bunter, den ich selbst aus dem Haus jagen musste, weil er freche Reden in meiner Schankstube geführt hat. Weißt du, was ich glaube, mein Kind? Der Kummer hat der armen Agatha den Verstand geraubt, sonst würde sie sich nicht so aufführen.»
    Henrika dachte daran zurück, mit welch gefasster Miene Agatha neben ihrem Mann gekniet hatte. Nein, die Hutmacherin gehörte nicht zu den Frauen, denen der Verlust eines Angehörigen graue Haare bescherte. Gewiss barg ihr Herz zu dieser Stunde Wut und Verbitterung, daher fand sie es einfacher, Henrika die Schuld für alles in die Schuhe zu schieben. Dessen ungeachtet konnte Henrika jedoch nicht glauben, dass der plötzliche Schlag ihren Verstand verwirrt hatte. Zu berechnend hatte Agatha die Situation ausgenutzt, um sich noch in der Todesstunde ihres Mannes auch ihres verhassten Mündels zu entledigen. Nun herrschte sie allein über den Hof und die Werkstatt.
    «Aber wenn ich nicht mehr nach Hause zurückdarf, wo soll ich dann hin?», fragte Henrika leise.
    Peinlich berührt schlug Elisabeth die Augen nieder. «Nun, natürlich kannst du fürs Erste bei mir bleiben und weiterhin in der Schankstube aushelfen. Ich fürchte nur, dass wir uns auf längere Sicht etwas anderes für dich einfallen lassen müssen.»
    Henrika spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Die Wirtin wagte nicht, offen auszusprechen, was sie dachte. Dass sie sich davor fürchtete, sie für immer in ihrem Haus aufzunehmen.
    «Es ist ja nicht nur wegen der Gäste», erklärte Elisabeth zögerlich. «Die werden sich wieder beruhigen. In ein paar Wochen kümmert es keinen mehr, wer ihnen das Bier vor die Nase stellt. Aber ich muss auch an Lutz denken, verstehst du?»
    Henrika verstand nicht. Was hatte Lutz damit zu tun, dass sie obdachlos geworden war? Der Junge war vor Freude über ihre Anwesenheit völlig aus dem Häuschen. Er hatte ihr bereitwillig die Suppe nach oben gebracht und dann wieder mit seinem stets gleichbleibenden Lächeln vor der Tür Platz genommen, um an einem Stück Holz herumzuschnitzen.
    «Lutz ist kein Kind mehr», sagte Elisabeth. «Er mag mit den Dorfkindern Schmetterlinge sammeln und den Hanswurst spielen. Aber das ändert nichts daran, dass auch in ihm gewisse … Triebe schlummern.»
    «Ich habe ihm niemals Anlass gegeben …»
    «Natürlich nicht.» Elisabeth schüttelte verärgert den Kopf. «Aber ich bin auch nicht dumm. Seit geraumer Zeit beobachte ich, wie Lutz dich anschmachtet, wenn er glaubt, ich bemerke es nicht. Er ist wie von dir verzaubert.»
    «Ich verstehe», sagte Henrika mit tonloser Stimme. Sie versuchte zu lächeln, um eine Entschlossenheit vorzuheucheln, die ihr fehlte. Auch wenn sie sich von dieser Neuigkeit noch so überrumpelt fühlte, Elisabeth durfte nichts davon merken.
    Eine Stunde später begab sich Henrika auf wackeligen Beinen hinunter in die Schankstube. Es behagte ihr zwar nicht, sich den Dorfleuten zu zeigen, aber sie hielt die Einsamkeit der kleinen Kammer nicht mehr aus. Da war es doch besser, sich nützlich zu machen und das Geld, das Elisabeth ihr zustecken würde, ehe sie das Haus verließ, durch ehrliche Arbeit zu verdienen. Vielleicht fühlte sie sich danach ein wenig besser. Mit schwerfälligen Bewegungen räumte sie die Tische ab und trug die schmutzigen Becher und Krüge zum Spülstein. Wie so oft war die Wirtsstube fast

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