Die Meisterin der schwarzen Kunst
sehen sollte, die sie eigenhändig zubereitet hatte. Sie war so unverschämt gewesen, ihren Zuckerkuchen in den Abfalleimer zu werfen, jedoch nicht, ohne vorher davon zu kosten und angewidert die Nase zu rümpfen.
«Im Haus des edlen Grafen zu Solms würden wir so einen Kuchen nicht einmal an die Schweine verfüttern», beschied sie. Henrika presste die Lippen zusammen, ließ sich jedoch nicht auf einen Streit ein. Sollte die Alte ihren Willen bekommen, wenn es sie glücklich machte. Sie selbst würde jedenfalls so schnell keinen Fuß mehr in den Küchentrakt setzen. Mochte Barthel zusehen, wer ihm künftig die Speisen servierte.
Auch die neuen Hausmägde, ein dürres Mädchen namens Wanda und eine dicke Kugel, die Meta gerufen wurde, machten nicht den Eindruck, als ob sie mit Henrikas Anwesenheit im Haus einverstanden wären. Aufgrund ihrer Stellung hatten die beiden es zwar noch nicht gewagt, Henrika zu widersprechen, aber es lag auf der Hand, dass sie die Frau, der Barthel aus unerfindlichen Gründen die Verwaltung des Hauses übertragen hatte, nicht mochten.
Im Stall war Henrika auf zwei Burschen gestoßen, Brüder, wie sie annahm, von denen der ältere die Pferde striegelte, während der jüngere mit einer Forke frisches Stroh auf dem Boden verteilte. Beide sahen Henrika misstrauisch an, sodass sie den Stall nach einer Weile wieder verließ, ohne sich mit den Männern zu unterhalten.
Nun saß sie auf dem Steg, der zu ihren Lieblingsplätzen am Rhein gehörte, und warf Steinchen in den Fluss. Im Unterholz knackte es; Vögel flatterten umher; ein Schwan umkreiste mit majestätisch gestrecktem Hals einen altersschwachen Kahn, der unterhalb des Stegs vertäut lag. Henrika versuchte sich zu entspannen, aber so recht mochte es ihr nicht gelingen. Sie überlegte, was sie eigentlich noch in der Zollschreiberei hielt. Als hart arbeitende Magd hatte sie den ihr zustehenden Platz gekannt. Sie war stolz darauf gewesen, dass Barthel sie ins Vertrauen zog und ihr so viele Freiheiten ließ. Aber nun, da Barthel ihr fast alle Dienste verboten und sie über ihren eigentlichen Stand erhoben hatte? Was bedeutete sie ihm? Er war ihr nie zu nahe getreten, dennoch spürte sie in jeder Faser, dass er sie nicht gehen lassen würde. Nicht solange er der Meinung war, dass sie über besondere Gaben verfügte, die für ihn wichtig zu sein schienen.
Aber sie wollte ja auch gar nicht gehen. Sie wollte in seiner Nähe bleiben, und das machte alles so unendlich schwierig.
Henrika war so tief in ihren Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie das Gestrüpp, das sie umgab, mit einem Rascheln geteilt wurde. Ein Räuspern erklang. Da war jemand. Erschrocken sprang Henrika auf.
Vor ihr stand Anna von Neufeld. Wie hatte das Mädchen sie hier draußen im Dickicht aufgespürt? War sie ihr gefolgt?
Annas Wangen waren vom Laufen zart gerötet, ihr Haar saß unter einem mit Goldfäden durchwirkten Kopfputz.
«Verzeiht, ich wollte Euch nicht erschrecken», rief sie, als sie Henrikas angespannte Miene bemerkte. Sie kam ein paar Schritte näher und ließ ihre Blicke über die Uferböschung schweifen. Ein Stück weiter flussabwärts konnte man die Umrisse der alten Getreidemühle erkennen, deren Flügel sich langsam im Wind bewegten.
«Ein hübscher Platz, den Ihr Euch ausgesucht habt, um der stickigen Luft in der Stube zu entkommen. Darf ich Euch Gesellschaft leisten?»
«Bitte, warum nicht?»
«Es gefällt mir, wie Ihr die Zollschreiberei eingerichtet habt. Ihr verfügt über einen guten Geschmack. Ich kenne Barthel und weiß, dass es nicht leicht ist, seine Wünsche zu erfüllen.»
Henrika errötete.
«Nein, nein, ich spreche nicht von dem, woran Ihr nun vielleicht denkt», sagte Anna lächelnd. «Außerdem glaube ich, dass wir Frauen diesbezüglich erfinderischer sind als Männer.» Sie lachte so übermütig, dass Henrika ihre Zurückhaltung ablegte. Die Fröhlichkeit des Mädchens wirkte ansteckend. Henrika betrachtete Anna genauer und befand, dass sie Barthels Nichte mochte. Als Hofdame der Kurfürstin gehörte sie einem Stand an, dessen Vertreter Henrika und ihresgleichen für gewöhnlich nur ansprachen, wenn es darum ging, ihre Stiefel zu putzen oder sie auf andere Weise zu bedienen. Anna hingegen behandelte Henrika nicht von oben herab, sondern wie eine Freundin, mit der man plauderte, während die Herren im Kabinett ihren Geschäften nachgingen. Dem Heidelberger Hofleben schien sie nicht nachzutrauern.
«Darf ich fragen, ob
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