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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tatsache, dass der Inspektor ihn jeder Schuld freizusprechen schien, machte ihn noch vorsichtiger. Inspektor Battle war ein scharfer Beobachter. In seiner Gegenwart durfte man sich keine Blöße geben.
    «Hier ist es geschehen, nehme ich an», sagte Anthony und wies auf den dunklen Fleck am Boden.
    «Ja.»
    «Mit was wurde er erschossen – mit einem Revolver?»
    «Ja, aber wir können die Marke erst bestimmen, wenn die Kugel aus dem Körper entfernt ist.»
    «Die Waffe wurde demnach nicht gefunden?»
    «Nein.»
    «Keinerlei Spuren?»
    «Nur dies hier.» Fast wie ein Verschwörer zog der Inspektor einen kleinen Zettel hervor. Dabei beobachtete er Anthony wiederum verstohlen.
    Aber dieser sah das Gekritzel auf dem Papier ohne jedes Zeichen von Bestürzung an.
    «Aha! Wieder die Brüder von der Roten Hand. Wenn die so weitermachen und ihre Embleme überall verstreuen, sollten sie sie drucken lassen. – Wo fanden Sie das Ding?»
    «Unter dem Körper. Sie haben so einen Zettel schon mal gesehen?»
    Anthony erinnerte den Inspektor an seine kurze Bekanntschaft mit dieser patriotischen Bruderschaft.
    «Das würde also bedeuten, dass die Herrschaften von der Roten Hand für diesen Mord verantwortlich sind?»
    «Halten Sie das für wahrscheinlich?»
    «Nun, es entspräche ganz ihrer Propaganda. Aber bisher habe ich immer gefunden, dass Leute, die soviel von Blut reden, noch keines fließen sahen. Immerhin – man kann nie wissen.»
    «Ganz richtig, Mr Cade, man kann nie wissen.»
    Anthony schien plötzlich belustigt.
    «Ach, jetzt verstehe ich. Offenes Fenster, eine Menge Fußspuren und ein verdächtiger Fremder im Gasthaus. Aber ich kann Ihnen versichern, Inspektor: Was ich auch sein mag – ein Bruder der Roten Hand bin ich jedenfalls nicht.»
    Inspektor Battle lächelte leicht. Dann spielte er seinen letzten Trumpf aus.
    «Haben Sie etwas dagegen, den Toten anzuschauen?», fragte er.
    «Nicht das geringste», gab Anthony zurück.
    Battle zog einen Schlüssel aus der Tasche, führte Anthony durch den Korridor zu einem anderen Zimmer und schloss die Tür auf. Der Tote lag zugedeckt auf einem Tisch.
    Der Inspektor wartete, bis Anthony neben ihm stand, dann zog er die Decke rasch fort. Seine Augen leuchteten auf, als Anthony zurückzuckte und einen halb unterdrückten Ausruf ausstieß.
    «Sie erkennen ihn also, Mr Cade?», sagte er, und in seiner Stimme schwang Triumph.
    «Ja, ich habe ihn einmal gesehen», sagte Anthony langsam. «Aber nicht als Fürst Michael, sondern als Vertreter von Balderson & Hodgkins. Er nannte sich Mr Holmes.»

13
     
    I nspektor Battle deckte den Toten wieder zu. Seine Miene zeigte die Enttäuschung eines Mannes, dessen beste Pointe geplatzt ist.
    Anthony steckte seine Hände in die Taschen und überlegte. «Das also meinte der alte Lollipop mit ‹anderen Mitteln›», murmelte er schließlich.
    «Wie meinen Sie?»
    «Gar nichts, Inspektor. Entschuldigen Sie meine Zerstreutheit. Sehen Sie, durch diese Entwicklung ist mein Freund McGrath um tausend Pfund geprellt worden.»
    «Tausend Pfund sind eine ganze Stange Geld», bemerkte Battle.
    «Und trotzdem ärgere ich mich weniger um des Geldes willen. Aber es kränkt mich, dass ich so leicht in die Falle ging. Wie ein kleines braves Wollschaf gab ich das Manuskript aus der Hand. Das schmerzt, Inspektor, das schmerzt tatsächlich.»
    Der Inspektor erwiderte nichts.
    «Nun», meinte Anthony, «da hilft kein Bedauern mehr. Und vielleicht ist noch nicht alles verloren. Ich muss einfach diese Blätter des alten Stylptitch bis nächsten Mittwoch auftreiben, dann ist alles in bester Ordnung.»
    «Wollen Sie bitte in den Ratssaal zurückkommen, Mr Cade? Ich möchte Sie noch auf einen besonderen Punkt aufmerksam machen.»
    Wieder im Ratssaal, wandte sich der Inspektor sofort den Balkontüren zu.
    «Ich habe nachgedacht, Mr Cade. Sehen Sie, diese mittlere Tür lässt sich sehr schwer öffnen. Es wäre also denkbar, dass Sie sich geirrt haben in der Annahme, auch diese Tür sei verschlossen. Sie hat wahrscheinlich bloß geklemmt. Ich bin fast sicher – nein, ich bin sogar völlig überzeugt, dass Sie sich geirrt haben!»
    Anthony blickte den Inspektor scharf an, dann lächelte er.
    «Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tue, bin ich gern bereit, ‹ja› zu sagen.»
    Battle schmunzelte zufrieden.
    «Sie begreifen sehr rasch, Mr Cade. Und Sie haben also nichts dagegen, das im geeigneten Moment zu bestätigen?»
    «Nicht das Geringste. Ich –»
    Er hielt inne,

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