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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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langsam zum Haus zurück. Auf der Terrasse begegnete er Lord Caterham und den zwei Neuankömmlingen. Das Gesicht des Lords erhellte sich bei Anthonys Anblick.
    «Wie nett, dass Sie hier sind», bemerkte er. «Darf ich Sie mit Baron – hm – hm – und Captain Andrassy bekannt machen? – Dies ist Mr Anthony Cade.»
    Der Baron starrte Anthony mit wachsendem Argwohn an.
    «Mr Cade?», fragte er trocken. «Kaum!»
    «Kann ich ein Wort mit Ihnen sprechen, Baron?», sagte Anthony. «Ich werde Ihnen alles erklären.»
    Der Baron verneigte sich steif, und die beiden Männer schlenderten zusammen über die Terrasse.
    «Baron», erklärte Anthony, «ich muss mich in Ihre Hände geben. Ich habe die englische Korrektheit insofern verletzt, als ich unter dem Namen meines Freundes McGrath aufgetreten bin. Aber Sie werden selbst zugeben müssen, dass diese Täuschung harmlos war. Sie wollten einfach den Mann sprechen, der im Besitz der Memoiren war. Dieser Mann war ich. Sie wissen ebenfalls – leider nur zu genau –, dass diese Memoiren nicht mehr in meinen Händen sind. Ein geschickter Trick, Baron, ein sehr geschickter Trick. Wer hat ihn ausgeheckt, Sie oder Ihr Fürst?»
    «Seiner Hoheit eigene Idee es war. Er auch nicht erlaubte einem anderen, sie auszuführen. Er selbst es wollte tun.»
    «Er machte seine Sache sehr gut», gab Anthony zu. «Ich hätte ihn jederzeit für einen waschechten Engländer gehalten.»
    «Die Erziehung eines englischen Edelmannes der Fürst erhielt. Das immer ist üblich in Herzoslowakien.»
    «Kein Berufsverbrecher hätte diesen Diebstahl besser ausführen können», lächelte Anthony harmlos. «Darf ich fragen, ohne indiskret zu sein, was aus den Papieren geworden ist?»
    «Ich glaube, sie verbrannt sind worden.»
    «Sie glauben – aber Sie wissen es nicht sicher?»
    «Seine Hoheit in eigener Person bewahrte die Papiere. Sein Gedanke war zu lesen sie und dann zerstören durch Feuer.»
    «Ich verstehe», murmelte Anthony. «Immerhin sind diese Memoiren nicht die Art von leichter Literatur, die man in einer halben Stunde flüchtig durchblättert.»
    «Unter den Effekten meines gemarterten Herrn sie haben sich nicht befunden. Es daher ist klar, dass sie müssen verbrannt sein.»
    «Hm», meinte Anthony, «ich möchte wissen –» Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: «Ich habe Ihnen diese Fragen gestellt, Baron, weil ich selbst – wie Sie sicher gehört haben – in dieses Verbrechen verwickelt bin. Ich muss dafür Sorge tragen, mich von jedem Verdacht zu reinigen.»
    «Zweifellos», sagte der Baron. «Das verlangt Ihre Ehre.»
    «Genau das ist es», erwiderte Anthony. «Sie erfassen sofort den wichtigen Punkt. Ich kann mich nie so klar ausdrücken. Aber Sie verstehen, dass ich mich selbst nur entlasten kann, indem ich den wirklichen Mörder entdecke. Hierzu benötige ich natürlich so viele Anhaltspunkte wie möglich. Diese Memoiren sind äußerst wichtig. Es erschiene mir durchaus denkbar, dass das Verbrechen nur aus dem Grunde begangen wurde, um an diese Memoiren zu gelangen. Sagen Sie mir bitte, Baron, ob das zu weit hergeholt ist?» Der Baron zögerte ein paar Sekunden. «Sie selbst haben gelesen die Memoiren?», fragte er endlich vorsichtig.
    «Diese Antwort genügt mir», lächelte Anthony. «Nun, Baron, noch eine andere Sache. Ich muss Ihnen ehrlich gestehen, dass ich nichts unversucht lassen werde, um diese Papiere dennoch am nächsten Mittwoch, den 13. Oktober, dem Verlag zu übergeben.»
    Der Baron starrte ihn an. «Aber sie nicht in Ihrem Besitz sind!»
    «Ich sagte, am nächsten Mittwoch. Heute ist Freitag. Das gibt mir fünf Tage Spielraum.»
    «Aber wenn sie sind verbrannt?»
    «Daran glaube ich nicht, und ich habe gute Gründe dafür.» Bei diesen Worten waren sie am Ende der Terrasse angelangt und wandten sich um. Eine massige Gestalt näherte sich ihnen. Anthony hatte Mr Isaacstein noch nicht gesehen und betrachtete ihn interessiert.
    «Ah, Baron», sagte Isaacstein und wedelte mit seiner dicken Zigarre, «das ist eine böse Geschichte, eine ganz böse Geschichte!»
    «Mein lieber Freund Isaacstein, so es ist wirklich!», rief der Baron. «Unser ganzes Gebäude in Scherben ist.»
    Taktvoll überließ Anthony die beiden Herren ihren Klagen und nahm seinen Weg über die Terrasse wieder auf. Plötzlich hielt er inne. Ein leichtes Rauchwölkchen schwebte in die Luft empor, augenscheinlich aus der Mitte der dichten Eibenhecke kommend.
    Anthony blickte nach links und nach

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