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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ton», versicherte Anthony. «Was war denn los?»
    «Ein Einbruchsversuch, Sir.»
    «Was Sie nicht sagen! Wurde etwas gestohlen?»
    «Nein, Sir. Die Diebe waren dabei, die beiden Rüstungen im Ratssaal auseinanderzunehmen, als sie überrascht wurden und fliehen mussten. Leider entkamen sie.»
    «Das ist merkwürdig», meinte Anthony. «Schon wieder der Ratssaal. Haben sie dort eingebrochen?»
    «Man vermutet, Sir, dass sie eine Balkontür gewaltsam öffneten.»
    Zufrieden mit dem Eindruck, den seine Geschichte erzielt hatte, trat Tredwell den Rückzug an. Aber plötzlich hielt er mit würdevoller Entschuldigung inne.
    «Ich bitte sehr um Verzeihung, Sir. Ich hörte Sie nicht kommen und wusste nicht, dass Sie direkt hinter mir standen.»
    Mr Isaacstein, der das Opfer des Zusammenpralls war, winkte freundlich ab.
    «Macht gar nichts. Sie haben mir nicht weh getan.»
    Tredwell zog sich endgültig zurück, während Mr Isaacstein in einen Lehnstuhl fiel.
    «Hallo, Cade, Sie sind also zurück und haben bereits von den Aufregungen der vergangenen Nacht gehört, wie mir scheint.»
    «Ja», gab Anthony zurück. «War ein aufregendes Wochenende.»
    «Ich vermute stark, dass es diesmal das Werk von Einheimischen war», erklärte Isaacstein. «Es wurde plump und dilettantisch ausgeführt.»
    «Gibt es denn hierum Leute, die Rüstungen sammeln?», lächelte Anthony. «Eine eigenartige Liebhaberei.»
    «Sehr eigenartig», stimmte Mr Isaacstein zu. Und nach einigem Zögern meinte er langsam: «Die Lage wird lästig.»
    Ein drohender Unterton schwang in seiner Stimme.
    «Ich verstehe nicht ganz», sagte Anthony.
    «Warum werden wir alle hier festgehalten? Die Leichenschau fand gestern statt. Der Leichnam des Fürsten wird nach London überführt und offiziell angegeben, dass er an einem Herzschlag starb. – Und trotzdem darf niemand das Haus verlassen.»
    «Battle hält bestimmt mit etwas hinterm Berg», überlegte Anthony nachdenklich. «Und im Mittelpunkt seines Plans scheint zu stehen, dass niemand das Haus verlässt.»
    «Aber Sie selbst, Mr Cade, sind doch fortgewesen.»
    «Mit einem Leitseil am Bein. Ich weiß, dass ich die ganze Zeit beschattet wurde. Ich hätte mich nicht einmal eines Revolvers entledigen können, falls ich das gewünscht hätte.»
    «Ah, der Revolver», überlegte Mr Isaacstein. «Ist er noch immer nicht gefunden worden?»
    «Bis jetzt nicht.»
    «Wurde vielleicht auf der Flucht in den See geworfen?»
    «Sehr wohl möglich.»
    «Wo steckt Battle eigentlich? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.»
    «Er ist nach London gefahren. Ich bin ihm am Bahnhof begegnet.»
    «Nach London gefahren? Tatsächlich? Sagte er, wann er wieder zurück sein würde?»
    «Morgen früh, soviel ich verstanden habe.»
    Virginia näherte sich ihnen in Begleitung von Lord Caterham und Mr Fish. Sie lächelte Anthony einen Willkommensgruß zu.
    «Fein, dass Sie zurück sind, Mr Cade», sagte Hiram Fish. «Hat man Ihnen erzählt, dass ich Mrs Revel für einen Dieb gehalten habe?»
    «Und inzwischen konnte der Dieb natürlich –»
    «– entwischen, ganz richtig», ergänzte Mr Fish.
    «Würden Sie wohl den Tee einschenken, Mrs Revel?», bat Lord Caterham. «Ich weiß nicht, wo Bundle steckt.»
    Virginia waltete ihres Amtes. Dann setzte sie sich neben Anthony.
    «Kommen Sie nach dem Tee zum Bootshaus», flüsterte sie. «Bill und ich haben Ihnen etwas zu erzählen.»
    Das Treffen beim Bootshaus fand gleich nach dem Tee statt. Virginia und Bill barsten beinahe vor Neuigkeiten. Sie stimmten jedoch zu, dass für vertrauliche Mitteilungen die Mitte des Sees der einzig sichere Platz sei. Nachdem sie weit genug hinausgerudert waren, vernahm Anthony alle Einzelheiten der vergangenen Nacht.
    «Das ist seltsam», sagte Anthony, als er alles gehört hatte.
    «Was halten Sie davon?», wandte er sich an Virginia.
    «Ich bin sicher, dass sie etwas ganz Bestimmtes suchten», gab sie rasch zurück. «Der Gedanke an gewöhnliche Einbrecher ist Unsinn.»
    «Und sie vermuteten, dass dieses ‹Etwas› in einer der Rüstungen steckte, das ist klar. Aber warum klopften sie dann die Wand ab? Das sieht eher aus, als ob sie nach einer Geheimtreppe oder etwas Ähnlichem Ausschau hielten.»
    «Ich weiß, dass es ein verstecktes Gelass auf Chimneys gibt, und wahrscheinlich existiert auch eine Geheimtreppe», meinte Virginia. «Lord Caterham könnte uns das sagen. Die wichtigste Frage jedoch scheint mir: Was haben sie gesucht?»
    «Um die Memoiren kann es sich

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