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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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in Reih und Glied an der Wand postiert worden. Tredwell, selbst im Hausrock würdig, stieg auf eine kleine Leiter und stellte die Beleuchtung wieder her.
    «Wenn mich nicht alles täuscht», meinte Lord Caterham mit seiner traurigsten Stimme und blickte um sich, «ist dieser Raum kürzlich der Schauplatz einer etwas heftigen Auseinandersetzung gewesen.»
    Seine Bemerkung traf in der Tat zu. Was nicht niet- und nagelfest war, lag auf dem Boden. Das Parkett bedeckten zersplitterte Stühle, zerbrochenes Porzellan und Fragmente einer Rüstung.
    «Wie viele Einbrecher mögen es gewesen sein?», fragte Bundle. «Es scheint sich ein harter Kampf abgespielt zu haben.»
    «Ich glaube, es war nur ein einziger», erklärte Virginia. Aber während sie sprach, wurde sie unsicher. Bestimmt war nur eine Person – und zwar ein Mann – über den Balkon geflüchtet. Aber als sie ihm nachrannte, hatte sie das undeutliche Gefühl eines Rascheins ganz in der Nähe gehabt. Wenn das stimmte, dann musste diese zweite Person ungesehen durch die Tür entschlüpft sein.
    Bill erschien im Fensterrahmen. Er war außer Atem und keuchte.
    «Verdammt!», rief er wütend. «Er ist entwischt! Ich bin durch den ganzen Park gejagt – nicht das Geringste von dem Kerl zu sehen!»
    «Beruhigen Sie sich, Bill», sagte Virginia. «Vielleicht haben wir das nächste Mal mehr Glück.»
    «Nun», meinte Lord Caterham, «was wollen wir jetzt tun? Wieder zu Bett gehen? Ich kann Badgworthy zu dieser Nachtzeit nicht erreichen. Tredwell, veranlassen Sie am Morgen das Nötige.»
    «Sehr wohl, Mylord.»
    Mit einem Seufzer der Erleichterung schickte sich Lord Caterham zum Rückzug an.
    «Dieser Isaacstein scheint wie ein Murmeltier zu schlafen», bemerkte er mit einem Anflug von Neid. «Man sollte doch meinen, der Lärm hätte auch ihn aufgeweckt.» Er blickte zu Mr Fish hinüber. «Sie fanden anscheinend Zeit, sich vollständig anzuziehen», fügte er bei.
    «Ich habe ein paar Kleider übergeworfen, das stimmt», gab der Amerikaner zu.
    «Sehr klug von Ihnen», lächelte der Lord. «Verdammt kühl in diesen Pyjamas.» Er gähnte.
    In gedrückter Stimmung begab sich die Gesellschaft wieder zu Bett.

18
     
    D er erste Mensch, den Anthony beim Verlassen des Zuges am folgenden Nachmittag entdeckte, war Inspektor Battle. Ein Lächeln überflog sein Gesicht.
    «Melde mich vertragsgemäß zurück», bemerkte er. «Kamen Sie her, um sich persönlich davon zu überzeugen?»
    Battle schüttelte den Kopf.
    «Daran habe ich nie gezweifelt, Mr Cade. Ich fahre zufällig nach London, weiter nichts.»
    «Darf ich fragen, warum?»
    Der Inspektor erwiderte nichts.
    «Sie sind immer so gesprächig», lächelte Anthony. «Das schätze ich besonders an Ihnen.»
    Etwas wie ein Zwinkern erschien in den Augen des Inspektors.
    «Was haben Sie bei Ihrem Ausflug erreicht, Mr Cade?», erkundigte er sich.
    «Ich habe eine völlige Niete gezogen, Battle. Zum zweiten Mal war ich hoffnungslos im Irrtum. Ärgerlich, nicht wahr?»
    «Was hatten Sie im Sinn, wenn ich fragen darf?»
    «Mir erschien die französische Erzieherin verdächtig. Erstens: Die unwahrscheinlichste Person ist immer die Schuldige, wie man behauptet. Zweitens: In der Nacht des Mordes leuchtete das Licht in ihrem Zimmer auf.»
    «Keine sehr stichhaltigen Gründe, will mir scheinen.»
    «Da haben Sie recht. Aber ich hörte außerdem, dass sie erst seit kurzer Zeit auf Chimneys ist, und ein verdächtiger Franzose spionierte andauernd um das Haus herum. Ich darf wohl annehmen, dass Sie bereits alles über ihn wissen?»
    «Sie meinen den Mann, der sich Monsieur Chelles nennt? Er wohnt im ‹Cricketer› und ist Reisender in Seide.»
    «Was halten Sie von ihm?»
    «Er hat sich sehr verdächtig benommen», sagte Inspektor Battle ausdruckslos.
    «Das schien mir auch so. Ich zählte also zwei und zwei zusammen. Französischer Unbekannter außerhalb, französische Erzieherin innerhalb des Hauses. Ich entschied mich dafür, dass die beiden zusammenarbeiten, und fuhr zu der Dame, bei der Mademoiselle Brun die letzten zehn Jahre gearbeitet haben soll. Ich war darauf vorbereitet zu hören, dass man in Breteuil keine Mademoiselle Brun kannte. Aber ich habe mich geirrt, Battle – Mademoiselle ist echt!»
    Battle nickte.
    «Ich gebe zu, dass mir Zweifel kamen, sobald ich mit ihr gesprochen hatte», sagte Anthony. «Mir schien selbst, dass ich den falschen Baum hinaufbellte. Sie war durch und durch der Typ der Gouvernante.»
    Wiederum nickte

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