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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unterdrücktes, verklemmtes, unmännliches Niesen, aber dennoch ein erschreckender Laut in der tödlichen Stille des Raumes.
    Der Fremde schnellte herum, und in der gleichen Sekunde handelte Anthony. Er knipste seine Lampe an und warf sich auf den Eindringling. Im nächsten Moment lagen beide am Boden. «Licht!», schrie Anthony.
    Virginia war sogleich am Schalter, und diesmal funktionierte das Licht. Anthony kniete auf seinem Gegner. Bill lehnte sich über ihn, um ihm beizustehen.
    «Und jetzt», sagte Anthony, «jetzt wollen wir doch mal sehen, wer Sie sind!»
    Er rollte den Mann auf den Rücken – und erblickte den hübschen, schwarzhaarigen Fremden aus dem Gasthof.
    «Sehr gut gemacht!», ertönte eine anerkennende Stimme.
    Alle blickten sich erschrocken um. Die vierschrötige Gestalt von Inspektor Battle stand auf der Schwelle.
    «Ich dachte, Sie seien in London, Battle», bemerkte Anthony.
    «Dachten Sie?» knurrte dieser. «Nun, ich dachte, es wäre gut, wenn alle das dächten.»
    «Und damit hatten Sie recht», stimmte Anthony bei und blickte auf seinen besiegten Gegner hinunter.
    Zu seiner Überraschung lag ein leichtes Lächeln auf dessen Gesicht.
    «Darf ich mich erheben, meine Herren?» erkundigte er sich. «Sie sind drei gegen einen.»
    Anthony half ihm auf die Füße. Der Fremde brachte seine Jacke in Ordnung, zupfte die Krawatte zurecht und warf einen scharfen Blick auf Inspektor Battle.
    «Ich bitte um Entschuldigung», sagte er höflich, «aber sind Sie wirklich ein Vertreter von Scotland Yard?»
    «Bin ich», brummte Battle.
    «Dann will ich Ihnen meine Ausweise vorlegen.» Der Mann lächelte reuevoll. «Es wäre besser gewesen, wenn ich das schon früher getan hätte.»
    Er zog einige Papiere aus der Tasche und überreichte sie dem Inspektor. Gleichzeitig drehte er den Aufschlag seines Jacketts herum und wies auf seine «Hundemarke».
    Battle stieß einen erstaunten Pfiff aus. Er blickte die Papiere flüchtig durch und reichte sie mit einem leichten Kopfnicken zurück.
    «Ich bedaure, dass Sie angegriffen wurden, Monsieur», grinste er. «Aber Sie haben sich das selbst zuzuschreiben.
    Dies ist der Kollege, den wir bereits seit einiger Zeit erwarteten», stellte er vor. «Monsieur Lemoine von der Sûreté in Paris.»

19
     
    A lle starrten den Franzosen an, und dieser lächelte zurück.
    «Aber ja», bemerkte er, «es ist wirklich wahr.»
    Virginia drehte sich zu Battle um.
    «Wissen Sie, was ich denke, Inspektor Battle?»
    «Bitte, was denken Sie, Mrs Revel?»
    «Mir scheint, der Zeitpunkt für eine kleine Aufklärung ist gekommen.»
    «Aufklärung? Ich verstehe nicht ganz, Mrs Revel.»
    «Inspektor Battle, Sie verstehen mich ausgezeichnet. Natürlich hat George Lomax Sie um striktes Schweigen gebeten – das tut er immer. Aber halten Sie es nicht auch für gescheiter, uns einzuweihen, statt dass wir die Geheimnisse selbst zu erforschen suchen und dabei vielleicht ungewollt Schaden anrichten? Monsieur Lemoine, stimmen Sie mir nicht bei?»
    «Madame, ich bin ganz Ihrer Meinung.»
    «Man kann Geheimnisse nicht ewig hüten,» gab Battle zu. «Das habe ich auch zu Mr Lomax gesagt. Mr Eversleigh ist Mr Lomax’ Sekretär, vor ihm kann ich also ruhig sprechen. Mr Cade ist unfreiwillig in die Sache hineingerutscht, und mir scheint, er hat ein Recht, alles zu erfahren. Jedoch –»
    Battle hielt inne.
    «Ich weiß», warf Virginia ein. «Frauen sind so unzuverlässig! George Lomax hat es oft genug gesagt.»
    Lemoine hatte Virginia aufmerksam angeschaut. Jetzt wandte er sich an den Mann von Scotland Yard.
    «Haben Sie Madame nicht soeben mit dem Namen Revel angesprochen?»
    «So heiße ich», sagte Virginia.
    «Ihr Gatte stand im diplomatischen Dienst, nicht wahr? Und Sie lebten in Herzoslowakien zur Zeit des Königsmordes?»
    «Stimmt.»
    «Ich denke, Madame hat das Recht, die Geschichte ebenfalls zu hören. Sie ist indirekt ja sogar daran beteiligt. Außerdem», seine Augen zwinkerten leicht, «außerdem genießt Madame in diplomatischen Kreisen den Ruf größter Verschwiegenheit.»
    «Es freut mich, dass Sie mir ein so gutes Zeugnis ausstellen», lachte Virginia. «Und ich bin froh, dass man mich nicht auszuschalten versucht.»
    «Wo soll die Konferenz stattfinden? In diesem Zimmer?», warf Anthony ein.
    «Mir wäre das sehr angenehm», bemerkte Battle. «Ich möchte diesen Raum nicht verlassen, bevor es Tag wird. Sie werden das verstehen, wenn ich die Geschichte erzählt habe.»
    «Es ist

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