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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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beträchtlich übersteigt. Der Geschäftsführer des Unternehmens war sich der Verantwortung, die dadurch auf ihm lastete, so sehr bewußt, daß er modernste Safes anschaffte und Tag und Nacht einen bewaffneten Wächter in dem Gebäude patrouillieren ließ. Es scheint, daß letzte Woche ein gewisser Hall Pycroft als Schreiber in der Firma anfing, und diese Person ist vermutlich kein anderer als Beddington, der berüchtigte Fälscher und Tresorknakker, der vor kurzem zusammen mit seinem Bruder aus fünfjähriger Zuchthaushaft entlassen wurde. Auf eine noch ungeklärte Weise hat er unter falschem Namen die Stellung im Büro der Firma erhalten, die er dazu ausnutzte, Abdrücke von den verschiedenen Schlössern anzufertigen und sich eine genaue Kenntnis der Lage des Tresorraums und der Safes anzueignen.
      Es ist bei Mawson üblich, daß die Angestellten samstags mittags das Büro verlassen. Deshalb war Sergeant Tuson von der City-Polizei einigermaßen erstaunt, als er einen Mann mit einer Reisetasche um zwanzig nach eins aus dem Haus treten sah. Da sein Verdacht geweckt war, folgte der Sergeant dem Mann, und es gelang ihm, mit Hilfe von Konstabler Pollock, ihn nach verzweifelter Gegenwehr festzunehmen. Bald stellte sich heraus, daß ein gewaltiger Raub gewagt worden war. Amerikanische Eisenbahn-Aktien im Wert von fast einhunderttausend Pfund und eine große Anzahl Interimsscheine anderer Minen und Gesellschaften wurden in der Reisetasche entdeckt. Als man das Gebäude durchsuchte, fand man die Leiche des unglücklichen Wächters. Sie war in den größten Safe gepfercht, wo sie vor Montagmorgen nicht entdeckt worden wäre, hätte Sergeant Tuson nicht entschlossen gehandelt. Der Schädel des Mannes war durch einen hinterrücks geführten Schlag mit einer Eisenstange zertrümmert worden. Zweifellos hatte Beddington sich Einlaß in das Gebäude verschafft, indem er vorgab, etwas vergessen zu haben, und nachdem er den Wächter ermordet hatte, raubte er den Haupttresor in aller Eile aus und wollte sich mit der Beute davonmachen. Sein Bruder, der gewöhnlich mit ihm zusammenarbeitete, trat bei dem Coup nicht in Erscheinung; trotzdem unternimmt die Polizei verstärkte Nachforschungen nach dessen derzeitigem Aufenthalt.‹
      »Nun, wir können der Polizei in dieser Hinsicht einige Mühe ersparen«, sagte Holmes mit einem Blick auf die zusammengesunkene Gestalt nahe dem Fenster. »Die menschliche Natur ist auf seltsame Weise widersprüchlich, Watson. Sie sehen, daß selbst ein Schurke und Mörder einen großen Einfluß auf seinen Bruder ausübt; sogar einen so großen, daß der versucht, Selbstmord zu begehen, wenn er erfährt, daß der andere sein Leben verwirkt hat. Wie dem auch sei, wir haben hier keine Wahl. Der Doktor und ich bleiben, Mr. Pycroft, indes Sie sich freundlicherweise nach der Polizei umsehen.«

Die ›Gloria Scott‹

    »Ich habe hier einige Papiere«, sagte mein Freund Sherlock Holmes, als wir an einem Winterabend beim Kaminfeuer saßen, »die es wert wären, Watson, überflogen zu werden. Das sind die Dokumente des außergewöhnlichen Falls, der mit der ›Gloria Scott‹ zusammenhängt, und dies ist die Nachricht, bei deren Lesen den Friedensrichter Trevor vor Schreck der Schlag getroffen hat.«
      Er hatte ein kleines angelaufenes Metallrohr aus der Schublade genommen, löste das Band und reichte mir eine kurze Mitteilung – auf eine halbe Seite schiefergrauen Papiers gekritzelte Wörter.
      Da stand: ›Die lange erwartete Jagd auf Wild hat heute schon begonnen. Der Oberförster Hudson, unser Freund, hat mir bereits alles nötige Wissen preisgegeben. Komme im Verlauf der Woche, um Dich und Dein Fasanenweibchen am Leben zu finden.‹
      Als ich von der rätselhaften Botschaft aufblickte, sah ich, daß Holmes sich über meinen Gesichtsausdruck amüsierte.
      »Sie blicken ein wenig verstört drein«, sagte er.
      »Ich verstehe nicht, wie so eine Nachricht Schrecken hervorrufen kann. Sie scheint mir eher grotesk.«
      »So scheint es. Aber die Tatsache bleibt, daß es den Empfänger, einen wackeren, robusten alten Mann, beim Lesen glatt niedergestreckt hat, so, als hätte ihn eine Pistolenkugel getroffen.«
      »Sie machen mich neugierig«, sagte ich. »Aber warum meinten Sie, es gäbe einen besonderen Grund, aus dem ich diesem Fall meine Aufmerksamkeit schenken sollte?«
      »Weil er der erste war, in den ich mich eingelassen habe.«
      Ich hatte oft versucht, aus meinem Gefährten

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