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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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herauszubekommen, was ursprünglich sein Interesse auf kriminalistische Untersuchungen gelenkt hat, aber nie war ich bei ihm auf eine mitteilsame Laune gestoßen. Jetzt saß er vorgeneigt in seinem Lehnsessel und breitete die Dokumente auf den Knien aus. Dann zündete er sich die Pfeife an, rauchte und ging dabei die Papiere durch.
      »Haben Sie mich nie von Victor Trevor sprechen hören?« fragte er. »Er war mein einziger Freund während der zwei Jahre, die ich auf dem College verbrachte. Ich war nie sehr gesellig, Watson, und habe mich auch nicht viel mit den Leuten meines Studienjahrs abgegeben; eher fand ich Freude daran, die Zeit in meiner Wohnung zu verträumen und meine unbedeutenden Denkmethoden auszuarbeiten. Außer Fechten und Boxen hatte ich wenig sportliche Interessen, auch meine Studien unterschieden sich von denen der anderen Jungs, und also gab es keine Kontaktmöglichkeiten. Trevor war der einzige, den ich kannte, und das auch nur durch seinen Bullterrier, der sich eines Morgens, als ich zur Kapelle ging, in mein Fußgelenk verbiß.
      Das war eine prosaische Art, Freundschaft anzufangen, aber eine wirkungsvolle. Zehn Tage lag ich flach, und Trevor kam häufig und kümmerte sich um mich. Zuerst blieb er nur eine Minute, bald aber dehnte er seine Besuche aus, und am Ende des Semesters waren wir gute Freunde. Er war ein herzlicher, vitaler Bursche, voller Geist und Energie, in vieler Hinsicht das genaue Gegenteil von mir; dennoch fanden wir, daß wir einiges gemeinsam hatten, und als ich erfuhr, daß er ohne Freunde war wie ich, wurde das zum Freundschaftsband. Schließlich lud er mich in das Haus seines Vaters ein, nach Donnithorpe in Norfolk, und ich nahm seine Gastfreundschaft während der großen Ferien einen ganzen Monat lang in Anspruch.
      Der alte Trevor war offensichtlich ein ziemlich wohlhabender und angesehener Mann, J. P. und Grundbesitzer. Donnithorpe ist ein Dörfchen im Norden von Langmere, mitten in den Broads. Das altertümliche Haus war ein geräumiges, solides Backsteingebäude, zu dem eine schöne Lindenallee hinführte. Es gab eine ausgezeichnete Wildentenjagd im Moor, bemerkenswerte Fischgründe, eine kleine, aber erlesene Bibliothek, die man, wie ich erfuhr, vom früheren Besitzer übernommen hatte, und eine leidlich gute Köchin, so daß man schon ein Mäkler hätte sein müssen, um dort nicht einen angenehmen Monat verbringen zu können.
      Trevor senior war Witwer und mein Freund sein einziger Sohn. Er hatte auch, wie ich erfuhr, eine Tochter besessen, sie jedoch während eines Besuchs in Birmingham durch die Diphtherie verloren. Der Vater interessierte mich außerordentlich. Er war ein recht unkultivierter Mann, verfügte jedoch über ein beträchtliches Maß körperlicher wie geistiger Robustheit. Er kannte kaum ein Buch, war aber weit gereist, hatte viel gesehen und erinnerte sich an alles, was er erfahren hatte. Er war stämmig und untersetzt, hatte dichtes graues Haar, ein braunes, vom Wetter gegerbtes Gesicht und blaue Augen, die hitzig bis an die Grenze der Wildheit blicken konnten. Dennoch stand er im Ruf, ein freundlicher und wohltätiger Mann zu sein, und war bekannt für seine milden Urteile im Gerichtssaal.
      Eines Abends, kurz nach meiner Ankunft, als wir nach dem Dinner bei einem Glas Portwein beisammensaßen, brachte der junge Trevor die Rede auf meine Gewohnheit, zu beobachten und zu schlußfolgern, die ich bereits systematisiert hatte, wenn ich auch noch nicht abschätzen konnte, welche Rolle sie einmal in meinem Leben spielen würde. Der alte Mann glaubte offenbar, sein Sohn übertriebe bei der Beschreibung einiger Kunststückchen, die ich vollbracht hatte.
      ›Kommen Sie, Mr. Holmes‹, sagte er und lachte gut gelaunt, ›ich bin ein ausgezeichnetes Medium für Ihre Schlußfolgerungen.‹
      ›Ich fürchte, bei Ihnen gibt es nicht viel zu schließen‹, antwortete ich. ›Ich könnte darauf verweisen, daß Sie in den letzten zwölf Monaten mit der Furcht gelebt haben, angegriffen zu werden.‹
      Das Lächeln um seine Lippen verschwand, und er starrte mich verwundert an.
      ›Nun, das stimmt nur zu sehr‹, sagte er. ›Du weißt, Victor‹, wandte er sich an seinen Sohn, ›daß die Wildererbande, nachdem wir sie haben auffliegen lassen, uns mit Erdolchen gedroht hat; und Sir Edward Hoby ist auch wirklich angegriffen worden. Seitdem bin ich auf der Hut. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, wie Sie daraufgekommen

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