Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
unauffälligen dunklen Anzug – schwarzer Gehrock und dunkle Hosen – und eine Krawatte mit einem nur leichten Anflug von Farbe.
      »Guten Abend, Doktor«, sagte Holmes aufgeräumt. »Ich bin froh, daß Sie nur ein paar Minuten warten mußten.«
      »Sie haben wohl mit meinem Kutscher gesprochen?«
      »Nein, das hat mir die Kerze auf dem Tischchen verraten. Aber behalten Sie doch bitte Platz und lassen Sie mich wissen, womit ich Ihnen dienen kann.«
      »Ich bin Dr. Percy Trevelyan«, sagte unser Besucher, »und wohne in der Brook Street 403.«
      »Sind Sie nicht Autor einer Monographie über krankhafte Nervenveränderungen?« fragte ich.
      Seine blassen Wangen röteten sich vor Freude, daß ich sein Buch kannte.
      »Ich höre so selten über meine Arbeit, daß ich schon glaubte, sie sei tot«, sagte er. »Meine Verleger berichten mir Entmutigendes über den Absatz. Ich nehme an, Sie sind selber Mediziner.«
      »Abgedankter Militärchirurg.«
      »Meine Vorliebe galt immer den Nervenleiden. Darauf möchte ich mich auch spezialisieren, aber natürlich muß man erst einmal nehmen, was man kriegen kann. Aber das steht hier nicht zur Debatte, Mr. Sherlock Holmes, ich weiß zu würdigen, wie kostbar Ihre Zeit ist. Es geht darum, daß sich in letzter Zeit eine Reihe merkwürdiger Vorfälle in meinem Haus in der Brook Street ereignet haben, und heute abend war ein Höhepunkt erreicht, so daß ich fühlte, ich dürfe unmöglich noch eine Stunde vergehen lassen, ohne Sie um Ihren Rat und Ihren Beistand gebeten zu haben.«
      Sherlock Holmes setzte sich und zündete eine Pfeife an. »Beides lasse ich Ihnen gern zuteil werden«, sagte er. »Geben Sie mir bitte einen detaillierten Bericht über die Dinge, die Sie beunruhigen.«
      »Einiges ist so unerheblich«, sagte Dr. Trevelyan, »daß ich mich fast schäme, es zu erwähnen. Aber die Sache scheint mir völlig unerklärlich, und die Wendung, die sie jetzt genommen hat, ist so einmalig, daß ich Ihnen alles mitteilen will. Sie können dann entscheiden, was wesentlich ist und was nicht.
      Ich muß Ihnen zu Anfang einiges über meine Universitätsjahre sagen. Ich habe in London studiert, und ich bin sicher, Sie werden nicht denken, ich sänge über Gebühr mein eigenes Lob, wenn ich Ihnen erzähle, daß meine Professoren meinen Studiengang als vielversprechend ansahen. Nach meiner Graduierung widmete ich mich weiterhin der Forschung. Ich nahm eine untergeordnete Stellung am King’s College Hospital an und hatte das Glück, mit meinen Forschungen über die Pathologie der Katalepsie beträchtliches Aufsehen zu erregen und schließlich den Bruce-Pinkerton-Preis für die Monographie über krankhafte Nervenveränderungen, auf die Ihr Freund soeben anspielte, zu gewinnen. Ich gehe nicht zu weit, wenn ich behaupte, der allgemeine Eindruck ging dahin, daß eine hervorragende Karriere vor mir liege.
      Aber das größte Hindernis war, daß ich kein Kapital besaß. Sie werden einsehen, daß ein Spezialist, der ein hohes Ziel vor Augen hat, in einer der Dutzend Straßen um den Cavendish Square anfangen muß, was sehr hohe Mieten und Ausgaben für die Einrichtung der Praxis mit sich bringt. Abgesehen von diesen ersten Auslagen muß man genügend Geld für die Lebensführung der ersten Jahre und für eine repräsentative Kutsche und ein Pferd besitzen. Das alles überstieg meine Kräfte, und mir blieb nur die Hoffnung, durch Sparsamkeit innerhalb von zehn Jahren genügend zusammenzubringen, um mich etablieren zu können. Da tat sich plötzlich und unerwartet eine neue Aussicht für mich auf: durch den Besuch eines Herrn mit Namen Blessington, der mir völlig fremd war. Eines Morgens trat er in mein Zimmer und kam sofort zur Sache.
      ›Sind Sie der Percy Trevelyan, der eine hervorragende Karriere machen könnte und der kürzlich einen bedeutenden Preis gewonnen hat?‹ fragte er.
      Ich verbeugte mich.
      ›Antworten Sie mir frei heraus‹, fuhr er fort, ›denn Sie werden sehen, daß das in Ihrem Interesse liegt. Sie sind gewandt genug, um ein erfolgreicher Mann zu werden. Besitzen Sie Takt?‹
      Bei der Direktheit der Frage konnte ich ein Lächeln nicht unterdrücken.
      ›Ich glaube, ich habe genügend.‹
      ›Schlechte Angewohnheiten? Trinken Sie vielleicht, wie?‹
      ›Aber Sir!‹ rief ich.
      ›Schon gut! Ich mußte das fragen. Wieso besitzen Sie bei all Ihren Fähigkeiten keine eigene Praxis?‹
      Ich zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher