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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Rachel seit dem Weihnachtszwischenfall nicht mehr gesehen. Lindas Geburtstag war im April.
    »Ja. Er war ungefähr dreimal pro Woche da. Soll das heißen, du hast es nicht gewusst?«
    »Ist doch egal«, sagte Sam. »Das liegt schon so lange...«
    »Halt die Klappe«, herrschte Linda sie an und wandte sich an Rebecca. »Du irrst dich.«
    »Was, du bist überrascht, dass Daniel dich belogen hat?« Rebecca lachte. »Er hat dir erzählt, er habe einen behinderten Bruder, und er hat mir erzählt, er sei ein Einzelkind. Lass uns die Sachverständige fragen. Sam, hat Daniel sich in jenem Frühling regelmäßig mit Rachel getroffen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Falsche Antwort... natürlich weißt du das!«, widersprach Rebecca.
    »Ach, komm schon«, sagte Sam. »Es macht doch sowieso keinen Unterschied.«
    »Lasst uns herausfinden, wer Daniel am besten kennt. Was hat er dir darüber erzählt, Sam? Er hat seiner Maus doch alles anvertraut.«
    »Wir sollten nicht...«
    »Beantworte die Frage!«
    »Ich habe keine Ahnung. Los, Rebecca, belassen wir es dabei.«
    »Hat er?«
    Ja, er hatte tatsächlich. Aber Sam sagte: »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Blödsinn.«
    »Warum sollte er mich anlügen?«, murrte Linda.
    »Weil du ihm erzählt hast, dass Mommy und Daddy dich nicht an dem Ofen haben spielen lassen. Das war etwas, womit er arbeiten konnte. Und er hat es benutzt. Er hat dir nicht einfach einen Räucherofen gekauft, sondern sogar behauptet, er habe ihn eigenhändig gebaut ! Was für ein verfluchter Heiliger!«
    »Du bist diejenige, die hier lügt.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil Daniel für dich nie etwas gebaut hat.«
    »O bitte. Sind wir etwa wieder in der Highschool?« Rebecca musterte Linda von oben bis unten. »Ach, jetzt verstehe ich. Du warst auf mich eifersüchtig! Deshalb bist du damals so sauer gewesen. Und deshalb bist du auch jetzt sauer.«
    Auch das trifft zu, dachte Sam. Nachdem Rebecca sich ihnen angeschlossen hatte, hatte Daniel deutlich weniger Zeit mit den anderen Frauen verbracht. Sam war damit klargekommen – solange er nur glücklich war und sie nicht aus der Familie werfen wollte. Aber Linda, in der Rolle der Mutter, war gekränkt gewesen, dass Rebecca sie zu verdrängen schien.
    Nun jedoch stritt Linda alles ab. »Das war ich nicht. Wie hätte irgendjemand von uns es sich leisten können, in einer solchen Situation eifersüchtig zu sein? Ein Mann und drei Frauen unter einem Dach?«
    »Wie? Weil wir Menschen sind, deswegen. Zum Teufel, du bist auch eifersüchtig auf Rachel gewesen.«
    »Das war etwas anderes. Sie war eine Schlampe. Sie hat nicht zu uns gehört, sie war nicht Teil der Familie.«
    »Hört mal, wir sind nicht unseretwegen hier«, mahnte Sam. »Wir sind hier, um der Polizei zu helfen.«
    »Wie könnte es hier nicht um uns gehen?«, spottete Rebecca. »Bei unserem ersten Treffen seit acht Jahren? Was denn, glaubst du etwa, wir kommen einfach her, schreiben eine Top-Ten-Liste – ›Sachen, die ich über Daniel Pell weiß‹ – und gehen wieder nach Hause? Das hier hat selbstverständlich ebenso viel mit uns wie mit ihm zu tun.«
    Auch Linda war verärgert und sah Sam an. »Und du brauchst mich nicht zu verteidigen.« Ein verächtliches Nicken in Richtung Rebecca. »Das ist die da gar nicht wert. Sie ist nicht von Anfang an dabei gewesen, so wie wir. Sie war kein Teil der Familie und hat sich einfach hereingedrängt.« Sie drehte sich zu Rebecca. »Ich war mehr als ein Jahr mit ihm zusammen. Und du? Ein paar Monate.«
    »Daniel hat mich darum gebeten. Von ›Hereindrängen‹ kann keine Rede sein.«
    »Wir sind gut zurechtgekommen, bis du aufgetaucht bist.«
    »›Gut zurechtgekommen‹?« Rebecca stellte ihr Weinglas ab und beugte sich vor. »Weißt du eigentlich, was du da sagst?«
    »Rebecca, bitte«, sagte Sam. Ihr Herz klopfte wie wild. Beim Anblick der beiden rotgesichtigen Frauen, die sich quer über einen Couchtisch aus lackiertem gelblichem Holz anstarrten, wäre sie fast in Tränen ausgebrochen. »Lass gut sein.«
    Die schlanke Frau ignorierte sie. »Linda, ich höre mir das an, seit ich hergekommen bin. Wie du ihn in Schutz nimmst und behauptest, es sei gar nicht so schlimm gewesen, wir hätten längst nicht so viel gestohlen und vielleicht habe Daniel diesen oder jenen gar nicht ermordet... Tja, das ist alles totaler Bockmist. Wach auf! Ja, die Familie war krank, vollkommen krank.«
    »Sag das nicht! Es ist nicht wahr.«
    »Verdammt noch mal, es ist wahr. Und

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