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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Anblick ihres Körpers.
    Er strich ihr eine gefärbte Strähne aus der Stirn und küsste sie. Seine Hände gingen auf die vertraute und doch immer neue Wanderschaft.
    Die durch ein schrilles Klingeln unterbrochen wurde. Er verzog das Gesicht, nahm den Hörer des Telefons ab, lauschte einen Moment und hielt dann die Sprechmuschel zu. »Das Zimmermädchen. Sie hat das ›Nicht-stören‹-Schild gesehen und möchte wissen, wann sie ins Zimmer kann.«
    Jennie lächelte schüchtern. »Sag ihr, wir brauchen mindestens eine Stunde.«
    »Ich werd ihr sagen, zwei Stunden. Nur um sicherzugehen.«

...Einundvierzig

    Sie richteten die Leitstelle für den Zugriff an einer Kreuzung unweit des Sea View Motels ein.
    Dance war sich immer noch nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatten, aber sobald eine solche taktische Operation anlief, galten automatisch gewisse Regeln. Eine davon lautete, dass Kathryn sich im Hintergrund halten musste. Dies war nicht ihr Fachgebiet, und so blieb ihr kaum mehr als die Rolle einer Zuschauerin.
    Für das CBI würden Albert Stemple und TJ sich den Zugriffteams anschließen, die ansonsten aus speziell geschulten Deputies des MCSO und einigen Beamten der Highway Patrol bestanden. Die acht Männer und zwei Frauen sammelten sich neben einem unauffälligen Lieferwagen, der genug Waffen und Munition enthielt, um einen kleineren Aufstand niederschlagen zu können.
    Pell hielt sich weiterhin in dem Zimmer auf, das die Frau gemietet hatte; das Licht war ausgeschaltet, aber ein Überwachungsspezialist hielt auf der Rückseite des Motels ein Mikrofon an die Wand und meldete aus dem Innern Geräusche. Er war sich nicht sicher, aber es klang, als würden die beiden Sex haben.
    Das war eine gute Nachricht, dachte Dance. Ein nackter Verdächtiger ist ein ungeschützter Verdächtiger.
    Sie hatte den Geschäftsführer am Telefon und erkundigte sich nach den benachbarten Räumen. Der linke war leer; die Gäste waren soeben mit einer Angelausrüstung aufgebrochen, was bedeutete, dass sie für geraume Zeit nicht zurückkommen würden. Die Familie auf der anderen Seite schien sich jedoch leider immer noch im Zimmer zu befinden.
    Am liebsten hätte Dance die Leute angerufen und ihnen befohlen, sich nach hinten zurückzuziehen und flach auf den Boden zu legen. Aber das würden sie natürlich nicht tun, sondern fliehen. Die Eltern würden die Tür aufreißen und mit den Kindern hinauslaufen. Und Pell würde genau wissen, was vor sich ging. Er hatte den Instinkt einer Katze.
    Bei dem Gedanken an die Gäste im Nachbarzimmer und das Hauspersonal schoss Kathryn Dance plötzlich durch den Kopf: Blas die Sache ab. Hör auf dein Bauchgefühl. Du leitest diesen Fall. Das würde Overby zwar nicht gefallen – es würde einen heftigen Streit geben -, aber mit ihm konnte sie fertig werden. O’Neil und das MCSO würden hinter ihr stehen.
    Dennoch, sie konnte ihrem Gefühl derzeit nicht trauen. Sie kannte sich mit Menschen wie Pell nicht aus; Winston Kellogg schon.
    Zufällig traf er in diesem Moment ein, ging zu den Zugriffteams, schüttelte Hände und stellte sich den anderen vor. Er hatte sich erneut umgezogen, aber diesmal sah nichts an ihm nach Country Club aus. Er trug eine schwarze Jeans, ein schwarzes Hemd und eine dicke Schutzweste. Der Verband am seinem Hals war sichtbar.
    TJs Beschreibung fiel ihr wieder ein.
    Er ist ziemlich direkt, hat aber keine Angst, sich die Finger schmutzig zu machen ...
    Mit dieser Kleidung und dem wachsamen Blick erinnerte er sie sogar noch mehr an ihren verstorbenen Mann. Bill hatte den Großteil seiner Zeit mit Routineermittlungen verbracht, gelegentlich aber auch an taktischen Zugriffen teilgenommen. Sie hatte ihn ein-oder zweimal in solch einer Aufmachung gesehen, wie er selbstsicher eine komplizierte Maschinenpistole hielt.
    Dance beobachtete, wie Kellogg nun eine große silberne Automatikpistole zog und durchlud.
    »Das nenne ich eine Massenvernichtungswaffe«, sagte TJ.
    »Schweizerische Industrie-Gesellschaft.«
    »Was?« Ungehalten.
    » S-I-G wie in SIG-Sauer. Die neue Ausführung der P220. Eine Fünfundvierziger.«
    »Kaliber 45?«
    »Ja«, sagte TJ. »Offenbar folgt das FBI inzwischen einer Lasst-uns-sichergehen-dass-sie-garantiert-nie-wieder-aufstehen-Philosophie. Gegen die ich nicht unbedingt etwas habe.«
    Dance und alle anderen Agenten des CBI waren lediglich mit Neun-Millimeter-Glocks ausgerüstet, weil sie fürchteten, mit einem größeren Kaliber eventuell

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