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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zunehmend schmaleren und holprigeren Straßen folgen, bis sie Pells Grundbesitz erreichten. Er würde der König des Berges sein, der König der Familie, der niemandem Rechenschaft schuldig war. Niemand würde sich einmischen, niemand ihn herausfordern. Ein oder zwei Dutzend junge Leute, verführt vom Rattenfänger.
    Himmlisch ...
    Aber erst blieb noch die Mission hier zu erledigen. Pell musste sich für die Zukunft absichern.
    Er gab Rebecca die Karte von Monterey County. Sie klappte einen gefalteten Zettel auf, las die Straße und Hausnummer ab und suchte sie auf dem Plan. »Es ist nicht weit. Wir dürften höchstens fünfzehn Minuten brauchen.«
     
    Edie Dance sah aus einem der Vorderfenster ihres Hauses zu dem Polizeiwagen. Sie fühlte sich so eindeutig sicherer, da sich doch ein entflohener Mörder irgendwo in der Gegend aufhielt, und wusste zu schätzen, dass Katie auf sie achtgab.
    Dennoch war es nicht Daniel Pell, an den sie dauernd denken musste, sondern Juan Millar.
    Edie war müde – die alten Knochen wollten nicht mehr so recht – und dankbar, dass sie beschlossen hatte, keine Überstunden zu machen; die waren für die Krankenschwestern nämlich jederzeit problemlos möglich. Der Tod und die Steuern waren nicht die einzigen Gewissheiten im Leben; der Bedarf an Gesundheitsfürsorge zählte ebenfalls dazu, und Edie Dance würde so lange einen Job haben, wie sie wollte – und wo sie wollte. Sie konnte nicht verstehen, dass ihrem Mann das Leben im Meer wichtiger war als das Leben anderer Menschen. Edie fand es faszinierend, so vielen Leuten zu begegnen, ihnen zu helfen, sie zu beruhigen und ihnen den Schmerz zu nehmen.
    Tötet mich ...
    Stuart würde bald mit den Kindern zurückkommen. Natürlich liebte sie ihre Enkel, aber sie war auch wirklich gern mit ihnen zusammen. Edie wusste, wie viel Glück sie hatte, dass Katie ganz in der Nähe wohnte; so viele ihrer Freunde hatten Kinder, die Hunderte oder sogar Tausende von Meilen entfernt lebten.
    Ja, sie war froh, dass Wes und Mags bei ihnen waren, aber sie würde noch weitaus froher sein, wenn dieser schreckliche Mann wieder gefasst wurde und hinter Gittern landete. Dass Katie eine CBI-Agentin geworden war, hatte Edie schon immer gestört – Stu hingegen schien ganz begeistert davon zu sein, was sie nur umso mehr ärgerte. Edie Dance würde nie vorschlagen, dass eine Frau ihre Karriere aufgab – immerhin hatte sie selbst ihr Leben lang gearbeitet -, aber, mein Gott, musste man denn unbedingt eine Waffe mit sich herumtragen und Mörder und Drogendealer verhaften?
    Edie würde es nie offen äußern, aber insgeheim wünschte sie sich, ihre Tochter würde einen anderen Mann kennenlernen, ihn heiraten und den Polizeiberuf an den Nagel hängen. Katie hatte erfolgreich als Beraterin bei der Geschworenenauswahl gearbeitet. Warum nicht wieder damit anfangen? Und sie und Martine Christensen hatten diese wundervolle Internetseite, die tatsächlich etwas Gewinn abwarf. Falls die Frauen sich hauptberuflich darum kümmern würden, könnte das ein echter Erfolg werden.
    Ihren Schwiegersohn hatte Edie sehr gemocht. Bill Swenson war lieb, witzig und ein toller Vater gewesen. Und der Unfall, der ihn das Leben gekostet hatte, eine echte Tragödie. Aber das lag nun schon mehrere Jahre zurück. Für ihre Tochter war es an der Zeit, sich nach vorn zu orientieren.
    Zu schade, dass Michael O’Neil nicht zur Verfügung stand; er und Katie passten hervorragend zusammen (Edie konnte nicht verstehen, warum, um alles in der Welt, er sich mit dieser Primadonna Anne abgab, die ihre Kinder wie Weihnachtsschmuck zu behandeln schien und sich mehr um ihre Galerie sorgte als um ihr Heim). Der FBI-Agent auf Stus Party, Winston Kellogg, schien auch ziemlich nett zu sein. Er erinnerte Edie an Bill. Und dann gab es da noch Brian Gunderson, den Mann, mit dem Katie in letzter Zeit ausgegangen war.
    Edie hatte sich noch nie Sorgen darüber gemacht, ihre Tochter könne bei der Partnerwahl keine Vernunft walten lassen. Kathryns Problem lag eher in der Durchführung. Und Edie kannte den Grund. Katie hatte ihr von Wes erzählt, von seinem Kummer darüber, dass seine Mom wieder ausging. Edie hatte lange in der Krankenpflege gearbeitet, für Patienten aller Altersgruppen. Sie hatte gesehen, wie herrisch Kinder sein können, wie raffiniert und manipulierend, sogar unterbewusst. Ihre Tochter musste das Thema anpacken. Doch sie tat es einfach nicht. Stattdessen zog sie den Schwanz ein …
    Aber es fiel

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