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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht in Edies Aufgabenbereich, den Jungen direkt darauf anzusprechen. Großeltern wird die uneingeschränkte Freude zuteil, ihre Enkel um sich zu haben, doch der Preis dafür ist, dass sie auf das Recht der elterlichen Einmischung verzichten. Edie hatte mit Katie geredet. Die hatte ihr zunächst recht gegeben und sie dann anscheinend ignoriert, da sie mit Brian Schluss gemacht und …
    Die Frau neigte den Kopf.
    Ein Geräusch von draußen, aus dem Garten.
    Sie sah nach, ob Stu eingetroffen war. Nein, der Stellplatz neben ihrem Prius war leer. Und der Polizist vorn war auch immer noch da.
    Dann hörte sie das Geräusch erneut... Das Prasseln von Steinen.
    Edie und Stu wohnten abseits des Ocean Drive, auf dem langen Hügel, der sich von der Innenstadt hinunter nach Carmel Beach erstreckte. Ihr Garten hinter dem Haus bestand aus stufenförmig angelegten Terrassen, die jeweils durch Felsmauern begrenzt wurden. Wenn man auf dem kurzen Pfad zum Garten der Nachbarn ging, trat man manchmal ein paar Kiesel los, die über die Stützmauern nach unten rieselten. Genau so klang das Geräusch nun.
    Edie ging nach hinten, öffnete die Tür und trat hinaus auf die Veranda. Sie konnte niemanden sehen und hörte auch das Geräusch nicht mehr. Wahrscheinlich bloß eine Katze oder ein Hund. Eigentlich durften die gar nicht frei herumlaufen; Carmel hatte strikte Vorschriften, was Haustiere anging. Aber die Stadt war auch sehr tierfreundlich (die Schauspielerin Doris Day besaß hier ein herrliches Hotel, in dem Haustiere willkommen waren), und mehrere Katzen und Hunde streiften durch diese Gegend.
    Edie schloss die Tür, hörte Stus Wagen in die Auffahrt einbiegen und vergaß das Geräusch wieder. Sie ging zum Kühlschrank, um den Kindern einen Snack zu holen.
     
    Das Gespräch mit der Schlafpuppe war zu einem sehr interessanten Ende gelangt.
    Als Dance wieder in ihr Büro kam, erkundigte sie sich noch einmal telefonisch nach dem Wohlbefinden des Mädchens und seiner Tante, die inzwischen beide sicher in dem Hotel untergebracht waren und von einem hundertfünfzehn Kilo schweren Brocken von einem CBI-Agenten beschützt wurden, der mit zwei großen Pistolen bewaffnet war. Es gehe ihnen gut, berichtete Albert Stemple und fügte dann hinzu: »Die Kleine ist nett. Die mag ich. Die Tante kannst du behalten.«
    Dance überflog die Notizen, die sie sich während der Befragung gemacht hatte. Dann las sie sie ein weiteres Mal. Schließlich rief sie TJ an.
    »Dein dienstbarer Geist erwartet deine Befehle, Boss.«
    »Bring mir, was wir bislang über Pell haben.«
    »Das volle Programm? Was auch immer das heißen mag.«
    »Alles, was wir haben.«
    Dance stand auf und musterte James Reynolds’ Aufzeichnungen, die an ihre Wand geheftet waren. Sie war immer noch damit beschäftigt, als TJ eintraf – nur drei oder vier Minuten später und völlig außer Atem. Vielleicht hatte ihre Stimme dringlicher geklungen, als ihr bewusst gewesen war.
    Sie nahm die Akten, die er gebracht hatte, und breitete sie vor sich aus, bis sie ihren Schreibtisch drei Zentimeter hoch bedeckten. Es hatte sich in der kurzen Zeit eine erstaunliche Menge Material angesammelt. Dance fing an, die Unterlagen durchzublättern.
    »War das Mädchen hilfreich?«, fragte TJ.
    »Ja«, erwiderte Dance geistesabwesend und starrte ein bestimmtes Blatt Papier an.
    TJ sagte noch etwas, aber sie achtete nicht darauf. Sie blätterte weitere Berichte und handschriftliche Aufzeichnungen durch und zog immer wieder Reynolds’ Zeittafel und seine anderen Notizen zu Rate.
    »Ich habe eine Computerfrage«, sagte sie dann. »Du kennst dich doch gut damit aus. Überprüf das hier bitte mal.« Sie kreiste etwas auf dem Blatt ein.
    Er warf einen Blick darauf. »Was ist damit?«
    »Es stinkt.«
    »Dieser Begriff aus der Datenverarbeitung ist mir neu. Aber ich mache mich gleich an die Arbeit, Boss. Wir schlafen nie.«
     
    »Wir haben ein Problem.«
    Dance sprach zu Charles Overby, Winston Kellogg und TJ. Sie waren in Overbys Büro, und er spielte an einem bronzenen Golfball herum, der auf einen hölzernen Ständer montiert war und wie der Schaltknüppel eines Sportwagens aussah. Sie wünschte, Michael O’Neil wäre hier.
    Dann ließ Dance die Bombe platzen. »Rebecca Sheffield arbeitet mit Pell zusammen.«
    »Was?«, rief Overby.
    »Es wird noch besser. Ich glaube, sie hat hinter der ganzen Flucht gesteckt.«
    Ihr Chef schüttelte den Kopf. Die Theorie gefiel ihm nicht, und er fragte sich zweifellos, ob

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