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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Moment. Sie bleiben hier sitzen und genießen diese Szene häuslicher Glückseligkeit.« Dann wandte er sich an Nagle. »Weiter.«
    Nagle widmete sich wieder der Aufgabe, die Dance und TJ offenbar unterbrochen hatten: Wie es schien, verbrannte er all seine Aufzeichnungen und Materialien im Kamin.
    Pell sah ihm dabei zu und sagte ruhig: »Und falls Sie etwas vergessen sollten und ich es finde, schneide ich Ihrer Frau die Finger ab. Dann die Ihrer Kinder. Und hören Sie auf zu heulen. Das ist ja würdelos. Reißen Sie sich gefälligst zusammen.«
     
    Zehn quälend langsame Minuten der Stille vergingen, während Nagle seine Notizen holte und ins Feuer warf.
    Dance wusste, dass sie alle sterben würden, sobald der Schriftsteller fertig war und Pell von ihnen erfahren hatte, was er wissen wollte.
    »Tun Sie uns nichts, bitte, bitte...«, flehte Nagles Frau unter Tränen. »Was auch immer Sie wollen, ich gebe es Ihnen. Bitte...« Dance schaute ins Schlafzimmer, wo Joan neben Sonja und Eric lag. Das kleine Mädchen weinte bitterlich.
    »Klappe halten, Mrs. Autor.«
    Dance sah auf ihre Uhr, die halb durch die Handschellen verdeckt wurde, und stellte sich vor, was ihre eigenen Kinder wohl in diesem Moment tun mochten. Doch der Gedanke war zu schmerzlich, und sie zwang sich, sich auf die Geschehnisse im Raum zu konzentrieren.
    Konnte sie etwas tun?
    Mit ihm verhandeln? Aber um zu verhandeln, braucht man etwas Wertvolles, das die andere Person haben will.
    Widerstand leisten? Aber um in einer solchen Situation Widerstand zu leisten, braucht man Waffen.
    »Warum tun Sie das?«, stöhnte Nagle, als die letzten Unterlagen in Flammen aufgingen.
    »Ruhe da.«
    Pell stand auf und stocherte mit einem Schürhaken in der Glut herum. Dann schüttelte er den Ruß von seinen Händen und hielt die schmutzigen Finger hoch. »Da fühle ich mich doch gleich wie zu Hause. Man hat mir im Leben bestimmt fünfzig Mal die Fingerabdrücke abgenommen. Die Neulinge erkenne ich immer sofort. Wenn sie deine Finger abrollen, zittern ihre Hände. Also gut.« Er drehte sich zu Dance um. »Ihrem Anruf vorhin bei Mr. Autor entnehme ich, dass Sie über Rebecca Bescheid wissen. Darüber möchte ich mit Ihnen reden. Was wissen Sie über uns? Und wer weiß es sonst noch? Wir müssen ein paar Pläne machen und dabei Prioritäten setzen. Und bedenken Sie eines, Agent Dance: Sie sind nicht die Einzige, die einen Lügner auf fünfzig Schritt Entfernung erkennt. Auch ich habe diese Gabe.«
    Ob sie log oder nicht, spielte keine Rolle. Sie waren alle tot.
    »Ach, und ich sollte erwähnen, dass Rebecca noch eine Adresse für mich herausgesucht hat. Die Anschrift eines gewissen Stuart Dance.«
    Für Kathryn war das wie ein Schlag ins Gesicht. Ihr wurde fast übel. Gesicht und Brust liefen heiß an, als hätte jemand kochendes Wasser darübergeschüttet.
    Wieder das Muster. Die Ausübung von Kontrolle mittels der nächsten Angehörigen.
    »Du Arschloch«, fluchte TJ.
    »Und falls Sie mir die Wahrheit sagen, wird Ihrer Mom und Ihrem Pop und Ihren Kindern nichts passieren. Ich hatte recht, was Ihre Brut betrifft, nicht wahr? Bei unserem ersten Zusammentreffen. Und kein Ehemann. Sie sind eine arme Witwe, sagt Rebecca. Tut mir echt leid. Wie dem auch sei, ich möchte wetten, die Kinder sind zurzeit bei ihren Großeltern.«
    In diesem Moment traf Kathryn Dance eine Entscheidung.
    Es war ein Wagnis, und unter anderen Umständen wäre es eine schwierige oder sogar unmögliche Wahl gewesen. Nun jedoch gab es keine Alternative, obwohl die Folgen so oder so vermutlich tragisch ausfallen würden.
    Keine Waffen – außer ihren Worten und ihrer Intuition. Von A nach B nach X...
    Das musste reichen.
    Dance rutschte herum, sodass sie Pell direkt ansehen konnte. »Sind Sie denn gar nicht neugierig, warum wir hier sind?«
    »Das ist eine Frage. Ich wollte keine Frage. Ich wollte eine Antwort.«
    Sorg dafür, dass er die Leitung behält – Daniel Pells Markenzeichen. »Bitte, lassen Sie mich weitermachen. Ich beantworte Ihre Frage. Bitte, lassen Sie mich.«
    Pell musterte sie stirnrunzelnd.
    »Denken Sie mal nach. Warum hatten wir es so eilig, herzukommen?«
    Normalerweise hätte sie ihr Gegenüber mit seinem Vornamen angeredet. Aber das hätte man als versuchte Dominanz auslegen können, und Daniel Pell musste sicher sein, die Kontrolle zu haben.
    Er verzog ungeduldig das Gesicht. »Kommen Sie zur Sache.«
    »Sie will Zeit schinden«, höhnte Rebecca. »Lass uns gehen, Baby.«
    »Weil

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