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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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stand.
    Sündenböcke ...
    Overby verkündete, er werde nun in sein Büro zurückkehren, und verließ den Besprechungsraum.
    »Haben Sie eine Akte über Pell angelegt, die ich mir anschauen dürfte?«, fragte Dance nun Morton Nagle.
    »Tja, meinetwegen. Aber wozu?«
    »Vielleicht hilft es uns irgendwie weiter, was sein Ziel angeht«, sagte O’Neil.
    »Sie können Kopien haben«, sagte der Autor. »Nicht die Originale.«
    »Das genügt völlig«, versicherte Dance. »Einer von uns kommt später vorbei und holt die Unterlagen ab. Wo ist Ihr Büro?«
    Nagle hatte für die Nachforschungen ein Haus in Monterey gemietet. Er gab Dance die Adresse und Telefonnummer und fing an, seine Kameratasche zu packen.
    Dance sah ihm dabei zu. »Moment.«
    Nagle merkte, dass sie den Inhalt beäugte. Er lächelte. »Aber gern.«
    »Wie bitte?«
    Er nahm ein Exemplar eines seiner Bücher mit dem Titel Blindes Vertrauen , signierte es mit schwungvoller Geste und reichte es ihr.
    »Danke.« Sie legte es hin und deutete auf den Gegenstand, der sie eigentlich interessiert hatte. »Ihre Kamera. Haben Sie heute Morgen hier Fotos geschossen? Noch vor dem Feuer?«
    »Oh.« Er lächelte gequält angesichts des Missverständnisses. »Ja, habe ich.«
    »Digitalbilder?«
    »Richtig.«
    »Können wir einen Blick darauf werfen?«
    Nagle nahm die Canon und fing an, Knöpfe zu drücken. Dance und O’Neil beugten sich über das winzige Display auf der Rückseite des Apparats. Kathryn registrierte ein neues Rasierwasser. Sie fühlte sich wohl in Michaels Nähe.
    Der Autor scrollte durch die Aufnahmen. Die meisten zeigten Leute auf dem Weg ins Gerichtsgebäude, und einige waren künstlerische Fotos von der Fassade im Nebel.
    Dann sagten O’Neil und Dance gleichzeitig: »Halt!« Auf dem Bild vor ihnen war die Zufahrt zum Ort des Feuers zu sehen. Hinter einem Wagen konnte man Kopf und Schultern einer Person erkennen. Sie trug eine blaue Jacke, eine Baseballmütze und eine Sonnenbrille.
    »Achte auf den Arm.«
    Dance nickte. Der Arm der Person war nach hinten ausgestreckt, als ziehe sie einen Koffer mit Rollen hinter sich her.
    »Hat das Foto einen Zeitstempel?«
    Nagle rief die Anzeige auf. »Neun Uhr zweiundzwanzig.«
    »Das würde genau passen«, sagte Dance. Der Branddirektor hatte angegeben, die Benzinbombe sei nicht vor Viertel nach neun gelegt worden. »Können Sie die Aufnahme vergrößern?«
    »Nicht in der Kamera.«
    TJ sagte, auf seinem Computer sei es problemlos möglich. Nagle gab ihm die Speicherkarte, und Dance schickte TJ zurück in die CBI-Zentrale. »Denk außerdem an Samantha McCoy«, erinnerte sie ihn. »Finde sie. Und die Tante. Bakersfield.«
    »Verlass dich drauf, Boss.«
    Rey Carraneo suchte draußen noch immer nach Zeugen. Doch Dance war mittlerweile der Ansicht, dass der Komplize vermutlich ebenfalls geflohen war; nachdem Pell wahrscheinlich die Straßensperren umgangen hatte, gab es für den Partner keinen Grund mehr, in der Nähe zu bleiben. Sie schickte auch Rey zurück in die Zentrale.
    »Ich fertige die Kopien für Sie an«, sagte Nagle. »Ach, und vergessen Sie das hier nicht.« Er drückte ihr das signierte Taschenbuch in die Hand. »Ich bin sicher, es wird Ihnen gefallen.«
    Als er gegangen war, hielt Dance das Buch hoch. »Bei all der Freizeit, die ich habe.« Dann gab sie es O’Neil für seine Sammlung.

... Neun

    Auf einer Terrasse vor einem großen Feinkostladen in Montereys Del Monte Center saß eine Frau Mitte zwanzig.
    Es war Mittag, und hinter den sich auflösenden Nebelschwaden kam allmählich die Sonne zum Vorschein.
    Die junge Frau hörte eine ferne Sirene, das Gurren einer Taube, eine Hupe, ein weinendes Kind und dann ein Kind, das lachte.
    Engelsgesänge, dachte Jennie Marston.
    Die kühle Luft war von Kiefernduft erfüllt. Es war windstill.
    Trüb. Ein typischer Tag an der kalifornischen Küste, aber alles daran kam ihr irgendwie intensiver vor.
    Wie es einem nun mal geht, wenn man verliebt ist und gleich seinen Freund treffen wird.
    Anticipation ...
    Irgendein alter Popsong, dachte Jennie. Ihre Mutter sang ihn gelegentlich vor sich hin, mit rauer Raucherstimme und falsch, oft auch mit halb verschluckten Silben.
    Die blonde Jennie – eine echte kalifornische Blondine – nippte an ihrem Kaffee. Er war teuer, aber gut. Dies war nicht ihre Art von Laden (die Vierundzwanzigjährige hatte einen Teilzeitjob bei einem Partyservice und kaufte für gewöhnlich bei Safeway ein), aber ein guter Treffpunkt.
    Sie trug

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