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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Aber schaut euch das hier mal an.« Er klappte den Laptop auf.
    Sie scharten sich um den Monitor, auf dem eine hochaufgelöste Version des Fotos aus Morton Nagles Kamera zu sehen war. Das Bild war nun wesentlich größer und deutlicher. Auf der Zufahrt, die hinter das Gebäude und somit zum Ausgangspunkt des Feuers führte, war eine Gestalt in einer Jeansjacke zu erkennen. Der Schatten hatte sich in einen großen schwarzen Koffer verwandelt.
    »Eine Frau?«, fragte O’Neil.
    Sie konnten die Größe der Person anhand des Autos daneben einschätzen. Ungefähr wie Dance, ein Meter achtundsechzig. Aber schlanker, bemerkte sie. Die Mütze und die Sonnenbrille verdeckten Kopf und Gesicht, doch durch das Fenster des Wagens sah man Hüften, die ein wenig breiter schienen, als bei einem Mann dieser Größe zu erwarten gewesen wäre.
    »Und hier glitzert etwas. Seht ihr?« TJ zeigte auf den Bildschirm. »Ein Ohrring.«
    Dance wies auf das Loch in seinem Ohrläppchen, wo er gelegentlich einen Diamant-oder Metallstecker trug.
    »Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit aber größer«, verteidigte TJ seine Schlussfolgerung.
    »Okay, einverstanden.«
    »Eine blonde Frau, knapp einen Meter siebzig groß«, fasste O’Neil zusammen.
    »Sie dürfte ungefähr fünfzig Kilo wiegen«, sagte Dance. Ihr kam ein Gedanke. Sie rief Rey Carraneo in seinem Büro im ersten Stock an und bat ihn, sich zu ihnen zu gesellen.
    Er kam sofort nach unten. »Agent Dance.«
    »Fahren Sie noch mal nach Salinas. Reden Sie mit dem Mann in dem Versandladen.« Die Komplizin hatte sich dort vermutlich vor kurzem nach dem täglichen Liefertermin von Worldwide Express erkundigt. »Finden Sie heraus, ob jemand sich an eine Frau erinnert, auf die unsere Beschreibung zutrifft. Falls ja, erstellen Sie ein Bild mit EFIS.«
    Das Programm zur elektronischen Gesichtsidentifizierung ist eine Computerversion des alten Identi-Kit und wird von Ermittlern dazu benutzt, gemäß den Angaben der Zeugen ein Phantombild des jeweiligen Verdächtigen anzufertigen.
    »Natürlich, Agent Dance.«
    TJ drückte ein paar Knöpfe, und die Bilddatei wurde drahtlos an den Farbdrucker in seinem Büro übertragen. Carraneo würde sich den Ausdruck dort abholen.
    TJs Telefon klingelte. »Ja.« Er machte sich einige Notizen. Das kurze Gespräch beendete er mit: »Ich liebe dich, mein Schatz.« Dann unterbrach er die Verbindung. »Sie arbeitet beim Personenstandsregister in Sacramento. B-R-I-T-N-E-E . Herrlicher Name. Sie ist sehr süß. Viel zu süß für mich. Was nicht heißen soll, dass aus uns nicht trotzdem was werden könnte.«
    Dance zog eine Augenbraue hoch, was gemäß den Grundsätzen der Kinesik hieß: »Komm zur Sache.«
    »Ich habe sie auf die dritte Frau aus Pells sogenannter Familie angesetzt. Vor fünf Jahren hat Samantha McCoy ihren Namen in Sarah Monroe geändert. Damit sie das Monogramm in ihrer Unterwäsche nicht ändern musste, schätze ich. Vor drei Jahren hat jemand dieses Namens dann einen gewissen Ronald Starkey geheiratet. Schade um den Monogrammtrick. Wie dem auch sei, die beiden wohnen in San Jose.«
    »Bist du sicher, dass es dieselbe McCoy ist?«
    »Die und keine andere. Jawohl. Ein Hoch auf die gute alte Sozialversicherungsnummer. Und auf die Bestätigung durch den Bewährungshelfer.«
    Dance rief die Auskunft an und ließ sich die Adresse und Telefonnummer von Ronald und Sarah Starkey geben.
    »San Jose«, sagte O’Neil. »Das ist nah genug dran.« Im Gegensatz zu den anderen beiden Frauen, mit denen Dance bereits gesprochen hatte, hätte Samantha am Morgen die Bombe legen und nach anderthalb Stunden wieder zu Hause sein können.
    »Arbeitet sie?«, fragte Dance.
    »Das habe ich nicht überprüft. Mache ich aber gern, wenn du willst.«
    »Wir wollen«, sagte O’Neil. Er war gegenüber TJ nicht weisungsbefugt, und in der wohlgeordneten Hierarchie der Strafverfolgungsbehörden stand das CBI über dem MCSO, doch ein Gesuch von Chief Deputy Michael O’Neil besaß den gleichen Stellenwert wie eine Bitte von Dance. Oder sogar einen höheren.
    Nach einigen Minuten kam TJ zurück und meldete, dass Sarah Starkey laut ihrer Steuererklärung bei einem kleinen Schulbuchverlag in San Jose beschäftigt war.
    Dance besorgte sich die Nummer. »Mal sehen, ob sie heute früh gefehlt hat.«
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte O’Neil. »Sie darf nicht merken, dass wir einen Verdacht haben.«
    »Ach, ich lüge einfach«, sagte Dance unbeschwert. Sie schaltete die

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