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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eine von Dances Leidenschaften, hatte sogar die zehnjährige Maggie einen konservativeren Geschmack als ihre Mutter.
    »Könnten Sie mir fürs Erste etwas über die Morde vor acht Jahren erzählen? Ich möchte mir einen Eindruck davon verschaffen, was er vielleicht vorhat.«
    Reynolds nahm auf dem Nachbarhocker Platz und trank einen Schluck Wein. Dann zählte er die Fakten des Falles auf: Wie Pell und Jimmy Newberg in William Croytons Haus in Carmel eingedrungen waren und den Geschäftsmann, seine Frau und zwei der drei Kinder ermordet hatten. Die Opfer waren alle erstochen worden.
    »Newberg auch. Meine Theorie war, dass er sich gesträubt hat, die Kinder umzubringen, und deswegen mit Pell in Streit geraten ist, der daraufhin ihn umgebracht hat.«
    »Gab es zwischen Pell und Croyton irgendeine Vorgeschichte?«
    »Keine, die wir in Erfahrung gebracht hätten. Doch damals herrschte im Silicon Valley noch eitel Sonnenschein, und Croyton zählte zu den ganz Großen. Er war ständig in der Zeitung – er hat die meisten der Programme nicht nur selbst entwickelt, er war auch der Verkaufsleiter. Eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit. Hart arbeiten, hart feiern. Groß, laut, braungebrannt. Nicht unbedingt das sympathischste Opfer der Welt. Ein ziemlich rücksichtsloser Geschäftsmann, Gerüchte um Affären, verärgerte Angestellte. Aber falls Morde nur an Heiligen verübt würden, wären wir Staatsanwälte arbeitslos.
    Im Jahr vor den Morden hatte es mehrere Einbrüche in seine Firma gegeben. Die Täter haben Computer und Software gestohlen, aber die Polizei von Santa Clara County konnte nie mit einem Verdächtigen aufwarten. Nichts deutete darauf hin, dass Pell in die Einbrüche verwickelt war. Aber ich habe mich immer gefragt, ob er es nicht gewesen sein könnte.«
    »Was ist nach Croytons Tod aus der Firma geworden?«
    »Sie wurde aufgekauft. Vor Microsoft oder Apple oder einer der Spielefirmen. Keine Ahnung.«
    »Und sein Vermögen?«
    »Das meiste davon ging in einen Treuhandfonds für seine Tochter und ein Teil an die Schwester seiner Frau, glaube ich, die Tante, die das Sorgerecht für das Mädchen übernommen hat. Croyton hatte sich seit seiner Kindheit für Computer interessiert. Er besaß Hardware und Programme im Wert von zehn oder zwanzig Millionen Dollar und hinterließ sie der Universität von Monterey Bay. Das Computermuseum dort ist wirklich beeindruckend, und Wissenschaftler aus aller Welt reisen an, um in den Archiven zu recherchieren.«
    »Immer noch?«
    »Offenbar ja. Croyton war seiner Zeit weit voraus.«
    »Und reich.«
    »Mächtig reich.«
    »War das das eigentliche Motiv für die Morde?«
    »Tja, das haben wir nie abschließend klären können. Zieht man die Fakten in Betracht, war es ein klassischer Einbruchdiebstahl. Ich glaube, Pell hat von Croyton gelesen und gedacht, er könne mühelos an einen Haufen Geld gelangen.«
    »Aber wie ich gelesen habe, fiel die Beute eher mager aus.«
    »Tausend Dollar und etwas Schmuck. Wäre ein unbedeutender Fall gewesen, hätte es da nicht die fünf Leichen gegeben. Fast sechs – gut, dass das kleine Mädchen im Obergeschoss war.«
    »Was gibt es über sie zu sagen?«
    »Armes Kind. Wissen Sie, wie man sie genannt hat?«
    »›Die Schlafpuppe ‹.«
    »Richtig. Sie hat nicht ausgesagt. Auch wenn sie etwas gesehen hätte, hätte ich sie nicht in den Zeugenstand gerufen, nicht mit diesem Schweinehund im Gerichtssaal. Ich hatte ohnehin genügend Beweise.«
    »Sie konnte sich an nichts erinnern?«
    »An nichts, das uns weitergeholfen hätte. Sie ist an dem Abend früh zu Bett gegangen.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Keine Ahnung. Die Tante und der Onkel haben sie adoptiert und sind mit ihr weggezogen.«
    »Was hat Pell zu seiner Verteidigung vorgebracht?«
    »Dass sie Croyton irgendeine Geschäftsidee vorschlagen wollten. Newberg sei ausgerastet und habe alle ermordet. Pell habe versucht, ihn aufzuhalten, es sei zu einem Kampf gekommen, und Pell habe ihn ›töten müssen‹. Doch es gab keinen Hinweis darauf, dass Croyton Besuch erwartet hatte – die Familie saß beim Abendessen, als die beiden auftauchten. Außerdem war die Spurenlage eindeutig: Todeszeitpunkt, Fingerabdrücke, Partikel, Blutspritzer, alles.«
    »Pell hatte im Gefängnis Zugang zu einem Computer. Unbeaufsichtigt.«
    »Das ist nicht gut.«
    Sie nickte. »Wir haben einige der Dinge herausgefunden, nach denen er gesucht hat. Vielleicht können Sie ja etwas damit anfangen. Einer der Begriffe

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