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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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war ›Alison‹.«
    »Keines der Mädchen aus Pells Familie hat so geheißen. Ich kann mich an niemanden dieses Namens erinnern, der mit ihm in irgendeiner Verbindung gestanden hätte.«
    »Ein anderes Wort, das er eingegeben hat, war ›Nimue‹. Eine Figur aus der Sage um König Artus. Aber ich glaube, dass es der Name oder das Pseudonym von jemandem ist, mit dem Pell in Kontakt treten wollte.«
    »Tut mir leid, ich weiß nichts darüber.«
    »Können Sie sich vorstellen, was er wohl plant?«
    Reynolds schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Es war zwar ein großer Fall – für mich. Und für den Bezirk. Aber genau genommen war an ihm nichts Bemerkenswertes. Pell wurde auf frischer Tat ertappt, die Spurenlage war wasserdicht, und sein Vorstrafenregister reichte bis in die Jugendzeit zurück. Ich meine, dieser Kerl und seine Familie standen von Big Sur bis Marin auf den Überwachungslisten der Küstenstädte. Ich hätte mich schon ziemlich dämlich anstellen müssen, um den Prozess zu verlieren.«
    »Okay, James. Ich muss los«, sagte sie. »Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen. Falls Sie etwas in den Akten finden, rufen Sie mich an.«
    Er nickte ihr ernst zu und wirkte nicht länger wie ein fröhlicher Hobbykoch oder stolzer Brautvater. Dance erkannte in ihm den unnachgiebigen Ankläger wieder, der er zweifellos vor Gericht gewesen war. »Ich werde helfen, wo ich kann, um diesen Mistkerl wieder hinter Gitter zu bringen.«
     
    Sie hatten sich getrennt und hielten im Abstand von mehreren hundert Metern zu Fuß auf ein Motel im malerischen Pacific Grove zu, mitten im Herzen der Halbinsel.
    Pell schlenderte gemächlich und mit großen Augen voran, wie ein verblüffter Tourist, der das Meer bisher nur aus Baywatch kannte.
    Inzwischen trugen sie beide andere Kleidung, die sie in einem Ramschladen in Seaside erstanden hatten. (Erfreut hatte er Jennie in dem ärmlichen Viertel dabei beobachtet, wie sie nach kurzem Zögern ihre geliebte rosafarbene Bluse wegwarf.) Pell hatte sich für einen hellgrauen Anorak entschieden, mit Kordhose und billigen Turnschuhen. Die Baseballmütze auf seinem Kopf wies nach hinten. Er hatte außerdem eine Einwegkamera dabei. Hin und wieder blieb er stehen, um ein Foto des Sonnenuntergangs zu schießen, immer in der Annahme, dass entlaufene Mörder sich wohl kaum die Zeit nehmen würden, den Meeresblick zu genießen, wie beeindruckend der auch sein mochte.
    Von Moss Landing aus waren er und Jennie mit dem gestohlenen Ford Focus nach Osten gefahren, hatten die Hauptstraßen gemieden und sogar ein nach Jauche stinkendes Rosenkohlfeld durchquert. Schließlich hatten sie sich wieder in Richtung Pacific Grove gewandt, aber sobald die Besiedlung dichter wurde, mussten sie den Wagen loswerden. Pell wusste, dass die Polizei bald von dem Focus erfahren würde. Er versteckte das Fahrzeug im hohen Gras eines ausgedehnten Geländes abseits des Highway 68. Ein Schild am Rand besagte, der Bereich sei als Gewerbegebiet ausgewiesen und stehe zum Verkauf.
    Dann beschloss Pell, dass sie den Weg zum Motel getrennt zurücklegen sollten. Jennie wäre lieber bei ihm geblieben, aber sie hielten mit ihren Prepaid-Telefonen Kontakt. Sie rief ihn alle fünf Minuten an, bis er ihr riet, damit aufzuhören, weil die Polizei vielleicht mithörte.
    Das konnte die Polizei natürlich nicht, aber Pell hatte das Süßholzgeraspel satt und wollte nachdenken.
    Er war beunruhigt.
    Wie hatte die Polizei sie im Jack’s aufspüren können?
    Er ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Unter Umständen hatten die Mütze, die Sonnenbrille und das rasierte Gesicht den Geschäftsführer des Restaurants nicht täuschen können. Aber wer würde schon glauben, dass ein entwichener Strafgefangener sich wie ein Tagesausflügler aus San Francisco an einen Tisch setzte und ein Sandwich mit leckerem Sandbutt verdrückte, nur fünfundzwanzig Kilometer von dem Gerichtsgebäude entfernt, das er soeben erst mit Feuer und Blut umgestaltet hatte?
    Der Thunderbird war eine andere Möglichkeit. Jemand könnte festgestellt haben, dass er gestohlen war. Doch wieso sollte man das Kennzeichen eines Wagens überprüfen, der in mehr als sechshundert Kilometern Entfernung entwendet worden war? Und auch dann würde man für eine geklaute Karre schwerlich eine ganze Luftlandedivision in Bewegung setzen – es sei denn, man wusste, dass eine Verbindung zu Pell bestand.
    Dabei sollten die Cops doch glauben, dass er zu diesem Campingplatz bei Salt

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