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Die Menschenleserin

Die Menschenleserin

Titel: Die Menschenleserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Gatos, wo es Gebrauchskunst und Glaswaren zu kaufen gibt, Weihrauch und waschechte Janis-Joplin-Kleider (und, okay, Roberto Cavalli und D&G).
    Oder man biegt einfach auf den Highway 156 ab, gelangt so zum 101 und tritt aufs Gas (falls man ein Behördenkennzeichen hat), um die Stadt in einer Stunde zu erreichen.
    Kathryn Dance wählte die zweite Möglichkeit.
    Die Gospels waren vorbei, und sie hörte nun Latin – die mexikanische Sängerin Julieta Venegas. Ihr gefühlvolles » Verdad « hämmerte aus den Lautsprechern.
    Mit knapp hundertfünfzig Sachen rauschte der Taurus durch Gilroy, die Knoblauchhauptstadt der Welt. Nicht weit entfernt lagen Castroville (dito, Artischocken) und Watsonville mit seinem breiten Gürtel aus Beeren-und Pilzfeldern. Dance mochte diese Städte und hatte nichts für Spötter übrig, die bei der Vorstellung lachten, eine Artischockenkönigin zu krönen oder bei Montereys Tintenfisch-Festival vor den Streichelbassins anzustehen. Schließlich waren es genau diese hochnäsigen Großstädter, die unanständig viel Geld für Olivenöl und Balsamessig ausgaben, um damit ebenjene Artischocken und Tintenfischringe zuzubereiten.
    Diese Orte waren anheimelnd und rechtschaffen und voller Geschichte. Und außerdem gehörten sie zum Zuständigkeitsbereich von Kathryns Dienststelle, denn sie lagen im Westen Zentralkaliforniens.
    Sie sah ein Schild, mit dem Touristen zu einem Weingut in Morgan Hill gelockt werden sollten, und kam auf einen Gedanken.
    Dance rief Michael O’Neil an.
    »Hallo«, sagte er.
    »Mir ist die Säure eingefallen, die bei Moss Landing in dem Thunderbird gefunden wurde. Gibt’s dazu was Neues?«
    »Peters Techniker arbeiten daran, aber sie haben immer noch keine spezifischen Anhaltspunkte finden können.«
    »Wie viele Leute durchsuchen die Obstplantagen und Weinberge?«
    »Ungefähr fünfzehn von der CHP, fünf von unseren und ein paar Streifenbeamte aus Salinas. Bislang ohne Erfolg.«
    »Ich hab eine Idee. Wie lautet die genaue Zusammensetzung der Säure?«
    »Moment.«
    Kathryns Augen huschten beständig zwischen der Straße und dem Notizblock auf ihrem Knie hin und her, während sie sich die Fachbegriffe aufschrieb, die O’Neil ihr buchstabierte.
    »Die Kinesik reicht dir also nicht mehr. Willst du nun auch eine Meisterin der Spurenanalyse werden?«
    »Eine weise Frau kennt ihre Grenzen. Ich rufe dich bald wieder an.«
    Dann drückte Dance eine Kurzwahltaste. In mehr als dreitausend Kilometern Entfernung klingelte ein Telefon.
    Es klickte in der Leitung, als jemand abhob. »Amelia Sachs.«
    »Hallo, hier ist Kathryn.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Na ja, es ging schon mal besser.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Wir verfolgen den Fall. Wie steht es um den Kollegen, der die Brandverletzungen erlitten hat?«
    Dance war überrascht, dass Lincoln Rhyme, der bekannte forensische Ermittler in New York City, und seine Partnerin Amelia Sachs, Detective beim NYPD, sich für Pells Ausbruch interessierten.
    »Nicht besonders gut, leider.«
    »Wir haben uns über Pell unterhalten. Lincoln erinnert sich noch an den ursprünglichen Fall. Von neunundneunzig. Als er diese Familie ermordet hat. Machen Sie Fortschritte?«
    »Kaum. Er ist gerissen. Zu gerissen.«
    »So haben wir das in den Nachrichten auch verstanden. Und was machen die Kinder?«
    »Denen geht’s gut. Wir warten immer noch auf den versprochenen Besuch. Meine Eltern auch. Sie möchten Sie beide kennenlernen.«
    Sachs lachte auf. »Ich werde ihn bald mal nach Kalifornien verfrachten. Es ist eine... sagen wir mal, Herausforderung.«
    Lincoln Rhyme reiste nicht gern. Das hatte nichts mit den Problemen zu tun, die mit seiner Behinderung einhergingen (er war querschnittsgelähmt). Er reiste einfach nicht gern.
    Dance kannte Rhyme und Sachs seit letztem Dezember, als sie ein Seminar in New York abgehalten hatte und gebeten worden war, den beiden bei einem Fall zu helfen. Sie waren in Verbindung geblieben. Vor allem sie und Sachs waren sich nähergekommen. Frauen im harten Polizeigeschäft neigen dazu.
    »Gibt es irgendeinen Hinweis auf unseren anderen Freund?«, fragte Sachs.
    Das bezog sich auf den Täter, den sie letztes Jahr in New York gejagt hatten. Der Mann war ihnen entwischt und verschwunden, vermutlich nach Kalifornien. Dance hatte eine CBI-Akte zu dem Fall angelegt, aber dann war die Fährte im Sand verlaufen. Mittlerweile konnte der Gesuchte längst das Land verlassen haben.
    »Leider nicht. Unsere Dienststelle in Los

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