Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
aussehende Männer. Zu viert trugen sie Irabu raus auf den Flur, legten ihn auf eine Bank und klopften ihm fest auf den Rücken.
»Herr Doktor, was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
»Aber alle haben sich doch so gefreut …«, schmollte Irabu wie ein gescholtenes Kind.
»Aber es ist Ihr Magen und Sie müssen selbst wissen, wie viel Sie vertragen.« Er tat ihr leid und sie gab ihm etwas Wasser.
»Irgendwie wollte ich die Erwartungen nicht enttäuschen und habe dabei wohl übertrieben.«
»Na ja, da bin ich nicht viel besser«, sagte Kaoru leise. »Wenn ich gesagt bekomme, wie jung ich aussehe, ohne was dafür zu tun, dann fühl ich mich verpflichtet, diese Rolle zu spielen.«
»Ja, gegen ein Image ist schwer anzukämpfen.«
»Passen Sie besser auf, dass Sie nicht auch in so einer Falle landen.«
»Einmal würde ich schon einmal gern die Erfahrung machen, berühmt zu sein und bewundert zu werden.«
»Kann ich verstehen.«
Irgendwie wich die Anspannung aus ihren Schultern. Letztendlich blieben ihr in ihrer gegenwärtigen Position noch gute fünf Jahre, das war ihr bewusst. Sie war nicht so leichtsinnig zu glauben, dass dieser Boom ewig dauerte. Fünf Jahre wollte sie
noch durchhalten. Sie war Schauspielerin und es war ihr Job, Träume zu verkaufen.
Irabu hatte sich wieder erholt, und Kaoru beschloss, nach Hause zu fahren. Lange aufbleiben war schlecht für ihr Aussehen. Zu Hause wollte sie noch ein bisschen Aerobic machen, um die Kalorien des Roastbeefs abzuarbeiten.
Sie ging zur Toilette und frischte ihren Lippenstift auf, als sie hörte, wie sich jemand in einer der Kabinen übergab. Die Würgegeräusche waren bis vor die Tür zu hören, und man hatte den Eindruck, dass dieser Jemand mit dem Finger nachhalf.
Hastig verließ Kaoru die Toilette. Sie wollte nicht wissen, wer das war. Sollte das die Kawamura gewesen sein, dann wäre das auch für Kaoru nur schwer zu ertragen.
Als sie ins Freie trat, warteten dort schon eine ganze Menge Schaulustige.
»Guck mal, Kaoru Shiraki! Ist die schön! Und sieht so jung aus!«, hörte sie die Rufe.
Automatisch straffte sie ihren Rücken und schritt majestätisch zum wartenden Auto.
An einem arbeitsfreien Tag hatte Kumi mit ihrer Band ein Livekonzert. Kaoru beschloss, dort heimlich einen Besuch abzustatten, da sie erfahren wollte, was für Musik die jungen Leute heutzutage machten. Da sie aber keinen Mut hatte, allein die Konzerthalle zu betreten, nahm sie ihre Tochter mit, die darüber hocherfreut war.
Sie verkleidete sich mit einem Hut und einer Brille mit Fenstergläsern. Um nicht aufzufallen, hatte sie ein normales T-Shirt und Bluejeans angezogen. Auch auf Make-up verzichtete sie und fühlte sich so nackt wie ein Samurai, der sein Schwert versetzt hatte. In einer Ecke des Saales machte sie sich so klein wie möglich.
Kumis Band bestand aus vier Musikerinnen. An der Gitarre Mayumi, am Bass Kumi, und die beiden anderen waren die Schlagzeugerin und die Sängerin.
Kaoru fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie sah, wie die jungen Frauen gekleidet waren. Sie trugen mit Nieten versehene Ledermonturen, bestehend aus BH und Hose. Zum ersten Mal sah Kaoru, dass Kumi im Bauchnabel gepierct war. Alle vier trugen Frisuren à la Nina Hagen und ihre Jugendlichkeit hatte etwas Gewalttätiges an sich. Kaoru war beeindruckt.
Die Band spielte Punkrock und das Publikum begleitete den harten Beat mit zuckenden Köpfen und Pogosprüngen. Kaoru sorgte sich ein wenig um ihre kleine Tochter, die spitze Schreie ausstieß und begeistert mitsprang. Wenn sie größer war, würde sie sich hoffentlich nicht mit dieser Art von Jugendlichen abgeben, war zumindest der mütterliche Wunsch von Kaoru.
Die Sängerin der Band stellte den nächsten Song vor. »Die nächste Nummer ist neu und stammt von Mayumi. Der Titel heißt Auf jung getrimmt . Yeah!«
Kaoru hatte in dem Augenblick eine ungute Vorahnung.
Auf jung getrimmt,
Auf jung getrimmt,
Mit vierzig noch von Liebe lallen,
Auch wenn schon längst die Titten fallen.
Alte Schachtel: Du kotzt mich an!
Auf jung getrimmt,
Auf jung getrimmt,
Die Falten natürlich nach hinten gezogen,
Die Pagenfrisur erstunken und erlogen.
Alte Schachtel: Du hast’ne Macke!
Wah, wah, auf jung getrimmt,
Hey, hey, wir ham ja Frieden.
Aber haste wirklich nix anderes zu tun?
Kaoru wäre am liebsten in Ohnmacht gefallen. Was war denn das für ein erbärmliches Lied! Aber die jungen Frauen auf der Bühne präsentierten es
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