Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
links und rechts weiterging.
»Kaoru, du bist heute der Star des Abends«, hatte Mitsuyo mit einem Gefühl der Vorfreude gesagt. Kaoru war zufrieden.
Im Festsaal kamen der französische Firmenchef und der Manager des Ginza-Geschäfts zur Begrüßung zu ihr. Kaoru lächelte nach allen Seiten. Ja, ihr Status als Schauspielerin war hoch, fand sie sich bestätigt. Sie spielte in einer anderen Klasse als diese Unterhaltungsshowprominenten, die ihr Dasein nur in Infotainmentsendungen fristeten.
Als sie gerade mit einem Designer, den sie vom Sehen kannte, in eine gemütliche Unterhaltung vertieft war, wurde sie von einer älteren Schauspielerkollegin angesprochen, mit der sie einmal zusammen gespielt hatte. »Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!« Der Altersunterschied war nicht so groß, und so schüttelten die beiden sich die Hände.
Kaoru starrte auf das Gesicht ihrer Kollegin. Meine Güte, hatte die sich schon wieder einer Schönheitsoperation unterzogen? Ihre Wangen waren auf unnatürliche Weise gestrafft und sahen aus wie Reisklößchen. Diese Frau hatte schon früher Nase und Kinn den Künsten der plastischen Chirurgie anvertraut.
»Frau Shiraki, Sie sind immer noch so schön wie früher!«
»Das Gleiche kann ich von Ihnen sagen.«
Nach diesem unverfänglichen Geplauder ging sie weiter. Als Nächstes machte eine fünf Jahre jüngere Schauspielerin ihre Aufwartung. »Guten Abend, Frau Shiraki. Ist schon eine ganze Weile her seit unserer letzten Begegnung«, verbeugte sich diese in einem Kleid mit großzügigem Ausschnitt. Herrje, die hatte sich doch tatsächlich die Brust vergrößern lassen, und das mit fast vierzig Jahren. Ob ihr Herr Gemahl das einfach so hinnahm?
»Sie sehen auch heute wieder unglaublich sexy aus«, machte ihr Kaoru artig ein Kompliment.
»Aber Ihnen muss ich mich geschlagen geben, Frau Shiraki«, antwortete die andere mit nuscheliger Stimme.
Vor ihren Augen stolzierten die beiden hochgewachsenen Schwestern, die als Partygirls berühmt geworden waren. Ach du Schande!, schrie es in ihrem Innern. Mit ihren monsterhaften Oberweiten und Hüften sahen die beiden aus wie Cyborgs. Was würde in zehn Jahren aus ihren künstlich fabrizierten Körpern werden?
Kaorus Blick fiel auf ein Starlet, dass trotz ihrer knapp zwanzig Jahre ungewöhnlich mager aussah und mit düsterer Miene Wein trank. Allein der Anblick dieses ausgemergelten Körpers tat weh. Sie litt wohl unter Magersucht, dachte Kaoru besorgt über ihre junge Kollegin.
»Hallo, Kaoru-chan«, klopfte ihr ein Schauspielerkollege auf die Schulter, der früher oft in der Rolle des Liebhabers aufgetreten war, seine besten Zeiten aber schon hinter sich hatte. Unwillkürlich blieb ihr Blick an seinem Haaransatz haften. Aus seiner Haartransplantation konnte er kein Geheimnis mehr machen.
Die Welt der Stars war ein Jahrmarkt der Unnatürlichkeit. Um sich herauszuputzen, waren sie bereit, alles zu tun. Ein normaler Bürger konnte das starke Selbstbewusstsein und die Eitelkeit der Prominenten wohl kaum nachvollziehen. Wer in dieser Branche nach oben wollte, musste zu extremen Maßnahmen greifen.
Es war vielleicht gar nicht schlecht, dass sie gekommen war, gestand sie sich freimütig ein.
In der Mitte des Saales stand, umringt von mehreren Personen, ein dicker Mann. Es war Irabu. Aber warum …? Wieso …? Während sie sich diese Frage stellte, entdeckte auch Irabu sie. Er
hob die Hand zum Gruß und rief mit lauter Stimme: »Hallo, Frau Shiraki. Sind Sie auch schön fleißig beim Handstand machen?«
Alle drehten sich nach ihr um. Erschrocken eilte sie zu Irabu.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte sie leise und starrte ihn böse an.
»Na ja, ich bin ein guter Kunde und mein Vati besitzt auch Aktien von dieser Firma.«
»Aha.«
Auf einmal fühlte sie sich wieder so matt.
»Herr Irabu, Sie sind auch ein Bekannter von Frau Shiraki, wie man sieht«, sagte eine Frau mit leuchtenden Augen, die den Eindruck einer Lebedame aus reichem Hause machte.
»Ja, ich bin der Hausarzt von Frau Shiraki.«
»Sind Sie nicht!«, widersprach Kaoru energisch.
»Ich bin im gleichen Alter wie Frau Shiraki und ich würde gerne wissen, wie Sie es schaffen, so jung zu bleiben.«
Wie? Die Frau war so alt wie sie selbst? So sahen also Frauen über vierzig aus. Schockiert schaute Kaoru den faltigen Hals der Frau an.
»Ich? Nein, ich mache eigentlich gar nichts«, winkte sie mit einem Lächeln ab.
»Frau Shiraki führt stets einen Heimtrainer
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