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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Tisch in die Röhre fahren.
    »Oooh«, ging ein Raunen durch die Gruppe.
    Fünf Minuten später hatten sie das entwickelte Röntgenbild in den Händen. Die Alten drängelten sich vor dem Bild. Schnell bildete sich eine Warteschlange.
    »Und dafür müssen Sie noch nicht mal etwas zahlen«, meinte Irabu.
    »Geht das wirklich in Ordnung, Herr Doktor?«
    »Null Problemo. Ist ja nur ein Monitorbild.«
    Die Alten freuten sich ausgelassen, als ob sie auf einem Fest wären.
    »Doktor Irabu ist ein netter Doktor.«
    »Sogar Tee und Süßigkeiten bekommen wir hier.«
    Die Alten schenkten sich ohne zu fragen Tee ein und bedienten sich aus der Keksdose. Die Praxis hatte sich im Nu in eine Art Teesalon verwandelt.
    »Herr Doktor, hätten Sie vielleicht auch für mich einen Augenblick Zeit? Ich habe ziemliche Magenprobleme.«

    »Stimmt, das haben Sie gestern schon gesagt. Sie haben doch nicht etwa Fleisch von einem kranken Huhn gegessen?«
    »Das ist wohl kaum anzunehmen. Wären Sie so freundlich, mich zu untersuchen?«
    Mit einem Seitenblick auf die Alten, die sich mit dem Computertomographen vergnügten, wandte Ryōhei sich in Richtung Sprechzimmer. In dem Augenblick fiel ihm ein, dass Irabu ja Neurologe war. Eine günstigere Gelegenheit konnte es kaum geben, und er fragte: »Grob gesagt, sind die Ursache von meinem Stress zwischenmenschliche Beziehungen. Könnten Sie mir einen Rat geben, was man da machen kann?«
    »Bleiben Sie allein, und verlassen Sie nicht mehr Ihre Wohnung«, antwortete Irabu nasepopelnd, während er auf seinem Sessel in den Schneidersitz wechselte.
    »Ich muss aber jeden Tag zur Arbeit gehen.«
    »Dann kündigen Sie eben.«
    Ryōhei runzelte die Stirn. War das ein Witz oder eine besonders ausgefallene Beratung?
    »Sie müssen sich schon entscheiden. Den Stress unterdrücken und die Zähne zusammenzubeißen ist jedenfalls keine Lösung. Einfach ignorieren ist die beste Lösung. Du, Mayumi? Ist das Essen immer noch nicht angeliefert?«
    »Einfach ignorieren …?«
    Das traf ihn unvorbereitet. Daran hatte Ryōhei bisher noch nicht gedacht. Hieß das, dass es eigentlich gleichgültig war, ob er von beiden Seiten bestochen wurde? Keine Frage: Er selbst war jemand, der sich immer peinlich genau an die Vorschriften hielt. Und wenn man ihm noch so viel von den Gepflogenheiten dieser Insel erzählte, konnte er das nicht ohne weiteres akzeptieren. Bisher hatte er jedenfalls hartnäckig Widerstand geleistet. Und nun sollte er …?
    Endlich kam das bestellte Essen, das allem Anschein nach
extra für Irabu vorbereitet worden war. Er sah in die Schachteln und erblickte rohes Fischfilet, gekochtes Gemüse und chinesische Leckereien. Das Ganze kostete wohl rund fünftausend Yen.
    »Frikadellen wären gut. Ja genau, morgen hätte ich gern eine große Frikadelle, mit Spiegelei drauf.«
    Der Mann vom Lieferservice notierte die Bestellung. Irabus Familie war zweifellos wohlhabend.
    »Übrigens, Herr Doktor, haben Sie etwas vom Wahlkampf hier auf der Insel mitbekommen?« Ryōhei nahm seinen ganzen Mut zusammen, als er das Thema anschnitt. Mit den Inselbewohnern war ihm das nicht möglich, doch er wollte mit jemandem darüber sprechen.
    »Ja, aber Genaueres weiß ich nicht«, schüttelte Irabu schmatzend den Kopf.
    »Es gibt jedes Mal zwei Kandidaten, und auf der Insel teilen sich die Anhänger in zwei Lager, die sich auf das Heftigste bekämpfen, aber nicht mit fairen Mitteln.«
    »Herr Miyazaki, mögen Sie Karotten?«
    Irabu nahm mit den Stäbchen gekochte Mohrrübenstücke auf und legte sie auf den Deckel.
    »Nein, danke.«
    Ryōhei fühlte sich auf einmal so kraftlos und ließ den Kopf hängen.
    »Und wird da auch mit Geld um sich geschmissen?«
    »Tja, um ehrlich zu sein, das ist das Problem …«
    »Wie viel bezahlt man denn für eine Stimme? Hunderttausend?«
    Auch der Spargel fand seinen Platz auf dem Deckel.
    »Ach was, so viel auch wieder nicht. Aber wenn man ein paar Stimmen für eine Partei sammelt, wird das schon entsprechend honoriert. Die Stimmen des Seniorenvereins bringen zum Beispiel
fünfhunderttausend Yen …« Jetzt war ihm alles egal. Er musste sich das von der Seele reden.
    Irabus Stäbchen blieben in der Luft stehen.
    »Aha. Das hieße, wenn ich die Stimmen meiner Patienten sammele, kann ich auch fünfhunderttausend bekommen?« Irabus Augen funkelten interessiert.
    »Ja, das ist schon möglich … aber, Herr Doktor, Sie sind doch schon vermögend.«
    »Na ja, meine Spesenrechnung schicke ich an unser

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