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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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gedacht?«
    »Jetzt mach nicht so’n Gesicht«, lachte Isoda ihn an und versetzte ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Wange.
    »Wenn ich das sofort zurückgegeben hätte, dann hätten dir die Kerle gleich wieder Dampf gemacht. Dann wärste nicht ungeschoren davongekommen. Da hab ich mir Folgendes überlegt. Wenn die glauben, dass du auf ihrer Seite bist, dann lassen se dich in Ruhe. Und am Schluss schenk ich denen dann reinen Wein ein. Na, is doch’n guter Plan. Musst mir gar nicht danken.«

    »Ja, aber …«
    »Sag mal, von dir hört man auch nur ›Ja, aber …‹. Und du willst’n Mann sein? Wo sind deine Eier? Egal, mach hin und kümmer dich um den Seniorenverein, koch für die oder mach sonst was. Der Wahlkampf dauert nich’ ewig.«
    Ryōhei hatte eine Menge zu sagen, doch fehlten ihm die Worte. Es stimmte: Nach der Rückgabe des Geldes hätte er mit Unannehmlichkeiten zu rechnen. Aber wenn er nichts sagte, wäre es dasselbe, als würde er die Yagi-Fraktion absichtlich täuschen.
    Da kam Kobayashi zurück von der Sperrmüllsammlung. Als Leiter der Stadreinigung auf dem Müllwagen mitzufahren war eine der Grausamkeiten der auf Heimzahlung basierenden Personalpolitik.
    »Na denn, viel Glück!«, schlug ihm Isoda auf die Schulter und ging davon.
    Kobayashi, der gerade aus dem Müllwagen gestiegen war, kam mit ärgerlichem Gesicht auf Ryōhei zu. »Hey, was haste denn mit Isoda zu bereden gehabt?«
    »Ach, nichts Besonderes«, winkte Ryōhei hastig ab.
    »Na ja, war bestimmt’n Erpressungsversuch, das Lager zu wechseln«, sagte Kobayashi und warf dem im Gebäude verschwindenden Isoda einen bösen Blick hinterher.
    »Pah, dieser Schwachkopf. Weiß natürlich nicht, dass du von uns Kohle bekommen hast und schon längst auf unserer Seite bist.«
    Ryōheis Magen rumorte wie eine Kröte und kündete von einem nun permanenten Unwohlsein.
    »Aber genug davon. Ich bin gerade von der Müllsammlung zurück und hab vom Manager des Kurhotels etwas Hochinteressantes gehört. Der Doktor, der neulich gekommen ist, dessen Vater ist Vorstandsmitglied des japanischen Ärzteverbandes
und scheint’n richtig hohes Tier zu sein«, sagte Kobayashi mit aufgeregetem Gesicht.
    »Aha, so ist das also.« Ryōhei ging ein Licht auf. Kein Wunder, dass der Herr Sohn durchs Leben ging, ohne sich Gedanken über die Welt um ihn herum zu machen.
    »Das Beste kommt noch. Der Vater besitzt auch eine private Wohlfahrtseinrichtung, die in dünn besiedelten Gebieten Altenpflegeheime baut.«
    »Sieh mal einer an.«
    Das passte zu dem seit einiger Zeit erkennbaren Trend, dass Krankenhäuser sich mit Kommunen zusammentaten, Subventionen erhielten und Pflegeheime errichteten, ein System, das beiden Seiten zum Vorteil gereichte.
    »Unser neuer Arzt ist also der Sohn von diesem Vorstandsmitglied. Das kann doch nur bedeuten, dass der bei uns die Lage auskundschaftet, sonst würde er ja wohl kaum zu einer abgelegenen Insel kommen.«
    »Klingt einleuchtend.« Ryōhei hatte da seine Zweifel. Es war kaum glaubhaft, dass ausgerechnet dieser Arzt in einer Art geheimer Mission unterwegs war.
    »Wie auch immer, wir können jedenfalls diese Verbindung zum Ärzteverband nicht ungenutzt lassen. Wenn die Ogura-Leute davon Wind kriegen, bleiben die garantiert nicht untätig. Ich hab Muroi eben per Handy informiert. Zusammen mit Tokumoto ist er schon auf dem Weg zum Behandlungszentrum. Ich fahre jetzt auch dorthin.«
    Kobayashi zerrte den widerstrebenden Ryōhei in den Müllwagen und fuhr los. An ihre eigentliche Arbeit schien keiner von denen zu denken.
     
    Auf dem Grundstück des Behandlungszentrums wimmelte es von Menschen. Eine Gruppe Grundschüler war da, die sich auf
ihrem Nachhauseweg den Porsche ansehen wollte. »Geil! Echt scharf!«, hörte man sie aufgeregt rufen, während sie ins Wageninnere guckten. Die Karosserie des Autos war schon mit Fingerabdrücken übersät. Einige klopften an die Fensterscheibe des Sprechzimmers und schrien: »Onkel, lass uns auch mal mitfahren!«
    »Umsonst gibt’s nix, ihr Lausebengel. Wenn ihr was mitbringt, könnt ihr mal einsteigen«, rief Irabu zurück.
    »Geht auch getrockneter Stinkfisch? Der wird bei uns zu Haus gemacht.«
    »Nee, damit brauchst du gar nicht erst ankommen.«
    »Und Pokemon -Sammelkarten mit Pikachū?«
    »Ich nehm nur Gundam -Sammelkarten.« Irabus Gesprächsniveau unterschied sich kaum von dem der Kinder.
    »Da merkt man doch gleich, dass man es mit einem Arzt aus einem anerkannten Hospital zu tun

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