Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Sie mir vielleicht ein Mittel gegen Magenschmerzen verschreiben?«
»Mach ich doch gerne. Und eine Spritze bekommen Sie gleich noch dazu.«
In dem Moment tauchte ein weiteres Auto auf, diesmal eins mit röhrendem Motor. Es war ein gelbgrüner Porsche, wie man ihn bisher auf der Insel noch nicht gesehen hatte. Er fuhr geradewegs vor das Behandlungszentrum. Ein junger Mann im Anzug stieg aus.
»Herr Doktor, hier ist Ihr Auto«, sprach er mit energischer Stimme Irabu an. Dem Anschein nach war er Angestellter einer erstklassigen Firma.
»Danke, lassen Sie es einfach da stehen.« Dem verwundert dreinblickenden Ryōhei erklärte Irabu: »Das ist mein Wägelchen. Hab ich mit der Fähre kommen lassen.«
Ein anderes Auto fuhr vor, diesmal ein Kleinwagen, aus dem wieder ein Mann stieg, der sich tief vor Irabu verbeugte. »Herr Doktor, ich habe Ihnen die vollständige Zeichentrickserie Mobile Suit Gundam auf DVD, wie telefonisch bestellt, mitgebracht.«
Ein drittes Auto tauchte auf.
»Herr Doktor, hier sind die bestellten Kekse von Murakami Kaishindō .«
Ryōhei kam aus dem Staunen nicht mehr raus und Irabu klärte ihn mit gönnerhafter Miene auf. »Das sind alles Angestellte von Pharmafirmen, sogenannte Arzneimittelvertreter. Als die gehört haben, dass ich hier auf der Insel bin, sind sie mir sofort nachgekommen, um ihre Produkte an den Mann zu bringen.«
»Aha, so ist das also.«
Gundam , Kekse? Was um alles in der Welt …?
Die Senioren scharten sich um das für sie ungewöhnliche Auto und lugten ins Innere.
»Wenn Sie schon mal da sind, kommen Sie doch rein und trinken etwas. Du, Mayumi, mach mal einen vollen Pott Kaffee!«
»Muss das sein, all diese Leute?«, antwortete Mayumi sichtlich genervt. Anscheinend war sie immer schlecht gelaunt.
»Tja, das lass ich mir nicht zweimal sagen«, sagte ein Mann ohne zu zögern und ging ins Behandlungszentrum.
»Ja, wir auch! Genau, genau«, riefen die Alten und begannen
nun auch wieder ins Haus zu gehen. Eine Schar Katzen folgte ihnen.
In dem Augenblick klingelte Ryōheis Handy. Er meldete sich. Es war Isoda von der Bauabteilung, der ihm befahl, unverzüglich zur Fischereigenossenschaft zu kommen. Man wollte ihn bestimmt dazu befragen, warum er Kobayashi von der Yagi-Fraktion zugenickt hatte. Sofort bekam Ryōhei wieder Magenkrämpfe, die sich bis zu einem Brechreiz steigerten.
»Sag mal, haste was mit Muroi und Kobayashi?«
Kaum zeigte er sein Gesicht im Warenlager der Fischereigenossenschaft, wurde er von Isoda am Kragen gepackt und zur Rede gestellt. Oguras Gefolgsleute umstellten ihn drohend wie eine Gruppe Yakuza. Im Konferenzzimmer war der gegenwärtige Bürgermeister Ogura zugegen, der von seiner äußeren Erscheinung den genauen Gegensatz zu Yagi darstellte. Er war rund und fett wie Hotei, der Glücksbuddha, und er hatte auch dessen feistes Lächeln, was im Übrigen die einzige Gemeinsamkeit zwischen Ogura und Yagi war. Offensichtlich empfand er seine Anwesenheit als unangemessen und verließ mit den Worten »Miyazaki, man zählt also auf Sie, hohoho!« den Raum, wobei er ein unheimliches Lachen ausstieß.
»Sagen Sie mal, sollten Sie jetzt nicht alle beim Dienst sein?«
»Lenk nicht vom Thema ab. Als Kobayashi dir zugerufen hat, ›Miyazaki, wir zählen auf dich!‹, haste genickt, oder?«
»Das war nichts weiter als eine höfliche Begrüßung …«
»Lüg nicht! Du bist übergelaufen, gib’s zu!«
»Übergelaufen …? Was soll das heißen?« Ryōheis Stimme erstarb. Er hatte nicht vor, irgendeiner Seite anzugehören.
Tsudahara von der Fischereigenossenschaft wühlte ohne zu Fragen in seinem Rucksack. Er fand den Briefumschlag.
»Was ham’ wir denn hier!«
Er streckte die Hand aus und schüttelte die Scheine hin und her. Er hatte das Geld entdeckt.
»Was is das?«
Als Isoda das Bündel sah, lief er vor Wut rot an. »Du hast dich für Geld verkauft!«, schrie er und rüttelte ihn am Hals.
»Aber, so beruhigen Sie sich doch. Das Geld hat man mir aufgezwungen. Ich wollte es bei nächster Gelegenheit zurückgeben.«
»Das woll’n wir jetzt genau wissen!«
Es blieb Ryōhei nichts anderes übrig, als ihnen alles zu erzählen. Er musste auch zugeben, dass das Geld zur Bestechung des Seniorenvereins bestimmt war.
»Na, dann is ja gut. Wahrscheinlich is’ Tokumoto vor dir auf die Knie gegangen. Der soll ja inzwischen schon Schwielen auf der Stirn haben. Egal, ich werd dem jedenfalls persönlich das Geld zurückgeben.«
Isoda warf den
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