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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Frühling, Besuch von Rathäusern und Schulen und in der freien Zeit Bungeejumping.«
    Ryōhei sah die Gesichter im Raum, die gequält grinsten, aber nicht widersprachen. Neben Tokumoto standen Vertreter einer Tokioter Reiseagentur. Der erfolgreiche Abschluss von Verträgen für Vergnügungs- bis Studienreisen, die den Inselbewohnern versprochen worden waren, hing vom Ausgang der Wahl ab, daher waren auch sie emsig bemüht.
    Als Tokumoto und seine Leute weg waren, erkundigte sich Ryōhei bei den Mitbewohnern. »Haben Sie sich nun alle für Yagi entschieden?«
    »Das kann man so nicht sagen. Na ja, diese Auslandsreise lassen wir uns wohl nicht entgehen«, meinte der älteste von den Lehrern. »Die Entscheidung für einen von beiden ist jedenfalls besser als sich der Stimme zu enthalten.«
    »Ja, genau. Auch Ogura ist an uns herangetreten und hat einen Multimediaraum mit allen Schikanen versprochen, Surroundsound und so weiter. Aber ich bin eh nur noch bis nächstes Jahr hier«, sagte eine Lehrerin und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Keiner der Anwesenden zeigte auch nur die Spur eines Schuldgefühls.
    »Ich kann Sie verstehen, Herr Miyazaki«, sagte ein Landwirtschaftsberater, der offensichtlich an Ryōheis Gesichtsausdruck sah, wie unwohl er sich fühlte. »Auch wir haben am Anfang so gedacht. Die Wahlen hier auf der Insel spotten jeder Beschreibung. Da aber alle korrupt sind, finden Sie mit Ihrer Kritik nirgendwo Gehör. Ogura und Yagi sind vom gleichen Schlag, und man hat die Wahl zwischen dem einen oder dem anderen Übel. Für die Inselbewohner geht das völlig in Ordnung, und wir als Fremde haben eigentlich kein Recht, uns einzumischen.«
    »Hmm, das mag sein …«
    »Übrigens, Herr Miyazaki, wem geben Sie Ihre Stimme?«

    »Ich weiß es nicht. Oder besser gesagt, beide Seiten setzen mich unter Druck.«
    »Da sind Sie natürlich nicht zu beneiden«, kicherte der Landwirtschaftsberater. »Im Rathaus soll es besonders heiß hergehen. Doch wenn man auf der Gewinnerseite steht, dann hat man sein Auskommen. Getürkte Geschäftsreisen werden nur den Leuten des Bürgermeisters genehmigt. Boni gibt es für die Gegenpartei schon gleich gar nicht, und die Bürgermeisterfraktion bekommt sogar eine Schlechtwetterzulage.«
    Kein Wunder, dass die Leute hier leuchtende Augen bekamen. wenn sie daran dachten, dass vier Jahre lang auf dem Gehaltsscheck eine Summe stehen würde, von der man vorher nur träumen konnte.
    »Bei der letzten Wahl ist Ihr Vorgänger für den jetzigen Bürgermeister Ogura auf Stimmenfang gegangen und hat als Belohnung nicht nur den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters bekommen, sondern noch einen Toyota Crown umsonst nebst einem Fahrer, der in der Yagi-Ära Abteilungsleiter gewesen war, hahaha.«
    Während Ryōhei zuhörte, versank er zunehmend in eine depressive Stimmung, und ein tiefes Gefühl der Einsamkeit überfiel ihn angesichts der Haltung der Bewohner. Alle nahmen die Dinge so, wie sie kamen, da Widerstand zwecklos war. Nur er konnte sich dazu nicht überwinden. Wie Irabu sagte, war es wohl schlauer, der Natur ihren Lauf zu lassen.
    Er verließ den Raum und ging zu seiner Wohnung, als er aus Mayumis Zimmer das Dröhnen einer E-Gitarre vernahm. Eine Melodie war nicht zu erkennen, und es hörte sich an wie der Lärm auf einer Baustelle. Dazu kam noch ein rhythmisches Fußstampfen. Da er bei dieser Geräuschkulisse wohl kaum seine Nachtruhe finden könnte, ging er in den ersten Stock und klopfte an ihre Tür.

    Mayumi erschien in Shorts und Tanktop. »Was gibt’s?«, fragte sie mürrisch mit erhitztem Gesicht.
    »Verzeihung, würden Sie bitte etwas leiser …«
    »Alles klar.« Sie schlug einmal kräftig in die Saiten und warf die Tür wieder zu.
    Dieses Verhalten ärgerte selbst Ryōhei maßlos, doch sah er noch immer den rosafarbenen Brustansatz vor sich. Wäre schön, wenn der ihm im Traum erschiene, dachte er noch.

5 ___
    Am nächsten Tag wartete er ab, bis Muroi dienstlich außer Haus war, und bat Isoda zu einer Unterredung auf den Parkplatz.
    »Was denn, was denn, Miyazaki. Willste uns jetzt endlich aktiv unterstützen, oder wie?«, grinste ihn Isoda an.
    »Herr Isoda, haben Sie Herrn Tokumoto das Geld zurückgegeben, oder nicht? Bitte antworten Sie mir ehrlich.« Diesmal wollte Ryōhei standfest bleiben und sah ihm direkt in die Augen.
    »Ah, das da. Ja, um ehrlich zu sein, ich hab an dich gedacht und die Rückgabe erst mal verschoben.«
    »Sie haben an mich

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