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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Umschlag aufs Sofa. Ryōhei wurde etwas mulmig zumute.
    »Sie geben es auch garantiert zurück?«
    »Glaubste etwa, ich steck’s mir in die eigene Tasche? Ich gehe noch heute Abend zu Tokumoto und schmeiß das Geld in seinen Briefkasten. Aber abgesehen davon, mein guter Miyazaki …« Auf einmal wurde Isodas Stimme ganz sanft. »Was den Seniorenverein betrifft, so haben wir eigentlich auch auf deine Hilfe gebaut.«
    Isoda verzerrte seinen Mund zu einem künstlichen Grinsen.
    Ein anderer nahm aus einer Schublade einen braunen Umschlag heraus und gab ihn Isoda, der ihn vor Ryōhei legte. Ihm wurde fast übel bei dem Anblick.
    »Yagi ist’n alter Geizkragen. Bei nur dreihunderttausend Yen gehste selbst leer aus. Das hier aber sind fünfhunderttausend
Yen! Damit kannste im Kurhotel’nen festlichen Abend organisieren und den Senioren’n bisschen aufn Zahn fühlen.«
    »Wie? Aber warum machen Sie das nicht selbst?«, verzog Ryōhei das Gesicht und wich zurück.
    »Die alten Knacker hier sind nicht auf den Kopf gefallen. Wir können die nicht mehr so einfach beschwatzen. Ein Fremder wie du kann da mehr erreichen.«
    Als Ryōhei nicht bereit war einzulenken, wurde er von den Genossenschaftlern links und rechts in die Mangel genommen.
    »Aber was soll denn das?«
    »Das weißt du ganz genau. Die anderen haben dir das bestimmt auch gesagt. Wenn du ablehnst, dann bist du unser Feind.«
    Sie stopften ihm den Briefumschlag in sein Jackett und trugen ihn an allen vieren ins Freie. Ryōhei konnte nicht glauben, wie die Dinge sich entwickelt hatten.
    »Miyazaki, wenn du zu Ogura hältst, wirst du’s nicht bereuen!«
    »Enttäusch uns nicht. Mindestens dreißig Stimmen musst du für uns holen.«
    Zum Schluss falteten die Männer die Hände, um ihrer Bitte Nachdruck zu verleihen. Auch sie waren wie das Lager Yagis mit heiligem Ernst bei der Sache.
    Für einen kurzen Moment durchzuckte Ryōhei ein Gefühl, dass er selbst nur ein Grünschnabel war, der von der Welt nichts wusste.
    Aber nein, das konnte nicht sein. Er konnte nicht im Unrecht sein.
    Die Kampfleidenschaft der Männer, die sich nicht darum scherten, ob sie vor ihm auf den Knien rutschten oder ihm an die Kehle sprangen, ließ ihn ratlos zurück.

4 ___
    Ryōheis Magenschmerzen waren inzwischen ein Dauerproblem und nun kam auch noch Durchfall hinzu. Er wusste natürlich warum: Es waren die fünfhunderttausend Yen in seinem Rucksack.
    Im Büro begegneten ihm sowohl Muroi als auch Isoda, als wäre nichts geschehen. Da aber Isoda gestern die dreihunderttausend Yen an die Yagi-Fraktion zurückgegeben haben sollte, wunderte sich Ryōhei über Murois Schweigen.
    Deswegen schlich er sich während der Mittagspause aus dem Rathaus und fuhr so schnell er konnte zum Behandlungszentrum. Ein anderer Zufluchtsort fiel ihm nicht ein.
    Als er ankam, stand da ein großer Lieferwagen. Eine große, weiße Maschine wurde gerade ins Gebäude getragen. Es war ein Computertomograph.
    »Herr Doktor, was hat es damit auf sich?« »Wie gesagt, ich habe den Hersteller angerufen und gefragt ob ich das Ding für eine Weile haben kann«, antwortete Irabu, als hätte er gerade eine DVD ausgeliehen. »Die verdanken uns ohnehin sehr viel, nachdem wir ihnen so viel Aufträge von befreundeten Krankenhäusern vermittelt haben.«
    »Aha …«
    Von der Irabu-Poliklinik hatte er schon in seiner Zeit bei der Stadtverwaltung in Tokio gehört. Schon vor dem Krieg sollte die Klinik einen guten Ruf besessen haben, und nicht wenige Politiker nahmen dort Zuflucht, wenn es ihnen schlecht ging.
    »Herr Doktor, wir sind mit der Installation fertig.« Ein Mann kam herbeigelaufen, der offensichtlich zu der Firma gehörte. »Es wäre schön, wenn Ihr Herr Vater bei der Einrichtung des neuen Universitätskrankenhaustrakts ein gutes Wort für uns
einlegen würde«, fuhr der Mann fort und machte eine tiefe Verbeugung.
    »Kein Problem. Ich werde mit Vati sprechen.« Irabu schien mit sich und der Welt zufrieden.
    Ryōhei wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Auf einmal sah Irabu für ihn aus wie ein Pate der Mafia.
    Der Computertomograph stand in einem ehemals leeren Krankenzimmer, und sofort scharten sich die Alten um das Gerät und unterhielten sich lautstark miteinander.
    »Is’ das’n Operationstisch?«
    »Nee, damit wird man scheibchenweise geröntgt.«
    »Wie? Die Leute werden in Scheiben geschnitten?«
    Mayumi packte eine Katze, die um ihre Beine strich, und platzierte sie auf dem Tisch. Dann ließ sie den

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