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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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Krankenhaus. Aber da ich seit einiger Zeit ein bisschen zu viel ausgebe, hat mir Mutti das Taschengeld gekürzt.«
    »Ihr Taschengeld …?«
    »Fünfhunderttausend … hm«, sinnierte Irabu mit vollen Backen. »Mayumi! Schenk den Leuten im Wartezimmer eine Runde Tee aus!«, rief er, wobei ihm einige Reiskörner aus dem Mund spritzten.
    »Die haben sich schon längst selbst bedient. Und die Kekse sind auch schon alle weg«, antwortete Mayumi, die in einem Stuhl neben dem Fenster saß und gelangweilt an einem Sandwich kaute. Vier Katzen saßen auf ihrem Schoß und ihren Schultern.
    »Herr Doktor, wenn Sie von beiden Parteien Geld bekämen, würden Sie das annehmen?«
    »Natürlich!«
    »Das verstößt aber gegen das Gesetz.«
    »Nur wenn es rauskommt. Was denn, Herr Miyazaki, würden Sie etwa ablehnen?«
    »Na hören Sie mal, ich bin schließlich Beamter.«
    »Ich fasse es nicht.« Irabu sah ihn an wie einen Marsmenschen.
    Ryōhei machte diese im Brustton einer festen Überzeugung vorgebrachte Bemerkung des Doktors nachdenklich. War er zu unflexibel?

    Irabu beendete sein Essen, nahm einen Zahnstocher und pulte damit zwischen seinen Zähnen herum.
    »Na gut, lassen wir das, Herr Doktor. Wie sieht es mit der Untersuchung aus?«
    »Ach ja, Ihr Magenproblem. Gut, dann erst mal eine Spritze, und anschließend verschreibe ich Ihnen etwas.«
    Die Spritze wurde ihm von Mayumi verabreicht. Er riskierte einen Blick auf ihren Ausschnitt, als sie ihm auf den Fuß trat. Er blickte auf und sah, wie sie spöttisch ihren Mund verzog. Die Frau war ihm, genau wie Irabu, ein Rätsel.
    »Sie sind doch nur für eine bestimmte Zeit hierherversetzt, Herr Miyazaki. Wie viel Jahre haben Sie noch vor sich?«
    »Ein Jahr und drei Monate.«
    »Und Sie haben also Probleme mit Ihren Mitmenschen? Ihre Sorgen möchte ich haben«, meinte Irabu unbekümmert. »Sie können doch tun, was Sie wollen. In etwas mehr als einem Jahr sind Sie wieder weg. Ich an Ihrer Stelle würde mit einem Irokesenschnitt am Arbeitsplatz erscheinen.«
    »Was stellen Sie sich vor?«
    »Tun Sie doch einfach, was Sie schon immer mal tun wollten. Und selbst wenn Sie sich hier in Grund und Boden blamieren, zurück in Tokio ist das alles Schnee von gestern.«
    »Nicht für mich.«
    Ein Gefühl der Sinnlosigkeit überkam Ryōhei. Als er das Zimmer verlassen hatte, sah er, wie die Alten sich den Angestellten griffen und einer nach dem anderen von ihm Röntgenaufnahmen machten. Für die Alten war es ein ideales Spielzeug. Bestimmt spräche man morgen überall davon, und es würden noch mehr Patienten kommen, um sich die Maschine anzusehen.
    Ryōhei sah auf seinen Rucksack, den er in der Hand hielt. Ja, die fünfhunderttausend Yen. Er seufzte. Irabu hätte das Geld
wohl ohne Gewissensbisse angenommen. Genauso wie die Inselbewohner. Keiner würde sich etwas dabei denken. Der einzige Sonderling war er selbst, Ryōhei.
    Als er mit dem Auto zurück zum Rathaus fuhr, kam ihm der Wahlkampfwagen der Yagi-Fraktion entgegen. Die Kolonne war inzwischen angewachsen. Eine Frau mit Schürze im mittleren Alter lehnte sich mit ihrem ganzen Oberkörper aus dem Wagenfenster und winkte. Die Kolonne fuhr so wie sie war am Parkplatz vorbei. Während des Wahlkampfs sah die Polizei grundsätzlich in die andere Richtung.
    Am Abend zurück im Wohnheim, waren die unverheirateten Männer von auswärts, allen voran die Lehrer, in einem Raum versammelt und wurden von Tokumoto und anderen Yagi-Leuten mit Sake und Sushi bewirtetet. Da die Tür offenstand, konnte Ryōhei vom Gang aus einen Blick auf die Gesellschaft werfen. Sie bemerkten ihn und zogen ihn gegen seinen Widerstand ins Zimmer.
    »Hallo, Miyazaki! Von dir erwarten wir uns ja auch einiges. Yagis Bürgermeisterschaft ist gesichert!«
    »Nein, also ehrlich gesagt …« Ryōhei brach der kalte Schweiß aus. Isoda musste doch schon die dreihunderttausend Yen zurückgegeben haben.
    »Yagis Politik hat die volle Unterstützung von Miyazaki, gell Miyazaki?« Tokumoto hatte einiges getrunken und war in bester Stimmung.
    Ryōhei legte die Stirn in Falten. Volle Unterstützung…? War das Geld etwa doch nicht zurückgegeben worden? Ansonsten konnte er sich Tokumotos Verhalten nicht erklären.
    Wieder erschien Isodas zorniges Gesicht vor ihm, als er schrie: »Glaubst du, ich würde das Geld in die eigene Tasche stecken?« Auf dieser Insel konnte er niemandem vertrauen.
    »Wie steht’s, Miyazaki? Kommste auch mit auf die Studienreise
nach Übersee? Neuseeland im

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