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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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näher heran. »Die Leute von Ogura wissen ja gar nich, dass du auf unsrer Seite bist. Beim Abendessen heute mischst du dich unter die Leute.«
    »Gute Idee! Ogura bringt garantiert die Mäuse für den Doc mit. Wenn wir wissen, wie viel, können wir uns entsprechend vorbereiten«, meinte Tokumoto.
    »Es tut mir sehr leid, aber ich habe seit einiger Zeit ziemliche Bauchschmerzen.«
    »Red keinen Stuss. Du wirst ja wohl nich’ mitten in der Schlacht schlappmachen?« Kobayashi nahm ihn so unsanft in den Schwitzkasten, dass Ryōhei mit den Zähnen knirschte. Warum musste er sich das gefallen lassen? Er hätte heulen können.
     
    Am Abend konnte Ryōhei auf Fürsprache Irabus hin an dem Essen teilnehmen. Er wusste erst nicht, wie er Irabu seinen Wunsch plausibel machen sollte, und behauptete schließlich, er wollte sich auch einmal etwas Leckeres gönnen. Er dachte, dass Irabu diesen Grund wohl noch am ehesten verstand.
    In einem Gastraum des Kurhotels waren Irabu, Ogura, der stellvertretende Bürgermeister, Isoda und andere versammelt. Iwata vom Wahlförderverein und Tsudahara von der Fischereigenossenschaft waren auch anwesend. Auf dem Platz des Ehrengastes am Ende der Tafel saß Irabu in einem Trainingsanzug.
    »Hey, Miyazaki, was machst du denn hier?«, rief Isoda
Ryōhei, der am anderen Ende des Tisches saß, zu. »Das ist mein Freund«, beeilte sich Irabu zu antworten, woraufhin Isoda mit grinsendem Gesicht meinte: »Kein Problem, Herr Doktor, Miyazaki ist pflegeleicht, den können Sie nach Belieben benutzen.«
    Zuerst begrüßte Ogura die Gesellschaft und sprach einen Toast. Die Anwesenden lobten Irabu in den Himmel: »Wer hätte gedacht, dass uns ein Doktor aus einem berühmten Krankenhaus die Ehre erweist? So zeigt sich die wahre Größe eines Arztes!«
    Der so Gepriesene ließ das alles gelassen über sich ergehen und widmete sich derweil emsig den Eismeergarnelen vor sich.
    »Herr Doktor, Sie mögen wohl Garnelen?«, fragte Iwata.
    »Ja, aber frittierte Garnelen wären auch nicht schlecht.«
    »Hey, Miyazaki! Bestell mal ein paar frittierte Garnelen!«
    Ryōhei ging widerwillig zum Haustelefon und gab die Bestellung durch.
    »Übrigens, Herr Doktor, Ihr Herr Vater ist ja sehr umtriebig in der Errichtung von Altenpflegeheimen«, brachte Ogura das Gespräch unverzüglich auf das eigentliche Thema. »Eines der drängendsten Probleme auf dieser Insel ist die Überalterung der Bewohner, weil die jungen Menschen aufs Festland ziehen. Infolgedessen stellt sich die Frage nach der Betreuung der Alten. Früher hat der älteste Sohn in der Familie sich um die Eltern gekümmert, doch, wie soll ich sagen, die Zeiten haben sich halt geändert, und nun müssen die Kommunen diese Aufgabe übernehmen …«
    »Herr Bürgermeister, essen Sie das nicht?«, unterbrach ihn Irabu und deutete mit den Stäbchen auf Oguras Teller.
    »Wie? Ach, Sie meinen die Garnelen. Aber bitte, bedienen Sie sich. Wir hier auf der Insel können jederzeit die Früchte des Meeres um uns genießen, hihihi«, brach der Bürgermeister in ein hysterisches Lachen aus.

    »Los, gebt dem Doktor eure Garnelen«, forderte er seine Untergebenen auf, und ehe Irabu es sich versah, war vor ihm ein Berg Eismeergarnelen aufgehäuft.
    »Und deswegen will die Stadt die Gelegenheit nutzen und eine Petition einreichen. Was sagen Sie, Herr Doktor? Würden Sie das, vielleicht schon morgen, Ihrem Herrn Vater übermitteln und für unsere Sache werben?«
    »Das kommt aber recht plötzlich«, meinte Irabu mampfend. Er nahm eine Garnele, führte sie zum Mund und saugte geräuschvoll das Fleisch aus der Schale.
    »Das Gute duldet keinen Aufschub. Die Aufstellung des Etats ist bei einer Kleinstadt wie der unseren kein Problem, hohoho.«
    »Erlauben Sie mir bitte, dass ich etwas konkreter werde«, ergriff Iwata das Wort. »Wie Sie wissen, befindet sich unsere Insel mitten im Wahlkampf, und deswegen möchten wir den Bau eines neuen Altenpflegeheims öffentlich ankündigen. Diesbezüglich haben wir schon mit einer privaten Wohlfahrtseinrichtung in Tokio Verhandlungen aufgenommen, die sehr vielversprechend sind.«
    »Meinen Sie mit ›privater Wohlfahrtseinrichtung‹ die von meinem Vati?«
    »Ja, genau die.«
    Irabu machte einen Schmollmund und sah aus, als ob er das bisher Gesagte nicht richtig verstanden hätte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber ich bin jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und will deshalb offen mit Ihnen sein. Herr Doktor: Wären Sie bereit, in dieser

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