Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu
Angelegenheit unser Mentor zu sein?«
Isoda setzte sich ordentlich hin und spreizte die Arme auf den Boden. Der Bürgermeister und sein Stellvertreter machten es ihm nach. Ryōhei blieb nichts anderes übrig, als es ihnen gleichzutun.
»Herr Miyazaki, was ist denn ein Mentor?«, fragte Irabu.
»Das ist so etwas Ähnliches wie ein Leibwächter, grob gesagt.«
»Aha. Klingt irgendwie cool«, sagte Irabu mit verträumten Augen.
»Wenn Herr Doktor erst auf unserer Seite ist, dann sind wir unschlagbar«, rief Isoda munter.
»Doktor Irabu ist unsere leuchtende Hoffnung am Horizont. Lassen Sie unseren lang gehegten Traum eines Altenpflegeheims Wirklichkeit werden!«
Was sollte diese Lüge vom lang gehegten Traum?, fluchte Ryōhei innerlich.
Irabu nagte an einer frittierten Garnele, die man ihm gerade aufgetischt hatte. Sein Mund war über und über verschmiert mit Remouladensoße. Der Appetit dieses Mannes stand dem eines Hausschweins nicht nach.
»Und was wollen Sie gleich noch mal von mir?«, fragte er kauend.
»Es wäre schön, wenn Sie bei der Wahlkampfveranstaltung am Wochenende zusammen mit Bürgermeister Ogura auf der Bühne stehen könnten, sozusagen als Garant für den Bau eines Altenpflegeheims. Das ist eigentlich schon alles«, sagte Iwata.
»Mehr nicht?«
»Vorläufig …«
Der Bürgermeister gab Iwata einen Wink mit den Augen, woraufhin dieser einen Briefumschlag aus seiner Tasche holte. Seinem Umfang nach zu schließen, befanden sich darin wohl hundert Zehntausend-Yen-Scheine. Eine Million. Ryōhei überlief es heiß und kalt. Hier wurde er Zeuge einer Bestechung im großen Stil.
»Das ist Ihre Beratergebühr, und es würde uns freuen, wenn Sie sie annehmen.«
Als Iwata Irabu den Umschlag hinhielt, waren auf seinem Gesicht Zeichen einer großen Anspannung zu sehen. In Ryōhei schrie es: Nimm das nicht an! Irabu war zwar ein Sonderling, doch im Grunde seines Herzens war er ein unverdorbener Mensch, dachte Ryōhei. Er war ein Kind ohne gesunden Menschenverstand, doch er dachte nicht materialistisch.
Irabu nahm den Umschlag in die Hand und lugte hinein. »Huhuhu«, lachte er wie ein unheimlicher Kobold und steckte den Umschlag unter sein Sweatshirt. Ogura und seine Leute glühten geradezu.
»Herr Doktor, lassen Sie uns noch einmal anstoßen«, erhob sich Isoda und schenkte nach.
»Trinken wir darauf, dass der Bau des Altenpflegeheims und Doktor Irabus Aufenthalt auf unserer Insel zu wunderbaren Zeiten führen.«
»Zum Wohl!«, riefen alle wie aus einem Mund.
Isoda strahlte vor Freude. Überall hörte man Seufzer, und es war offensichtlich, dass allen ein Stein vom Herzen gefallen war.
Ryōhei schnaufte heftig durch die Nase und trank sein Bier in einem Zug aus. Egal, wohin man blickte, die ganze Welt war Scheiße.
6 ___
Am nächsten Morgen wurde Ryōhei durch einen Telefonanruf Murois aus dem Schlaf gerissen. Als er detailgetreu die Ereignisse des letzten Abends schilderte, wurde er barsch unterbrochen: »Mich interessiert einzig und allein die Höhe der Summe!«
Ryōhei ging zum Behandlungszentrum, und Irabu hatte keine Hemmungen, ihm den Inhalt des Umschlages zu zeigen. Die
Summe, die Irabu erhalten hatte, betrug tatsächlich eine Million Yen.
»Alles was recht ist, Wahlen in Senju machen richtig Spaß. Eine Million, hihihi. Mal gucken, was ich mir davon kaufe«, grinste Irabu ordinär, ohne seine Freude zu verhehlen.
»Ich habe mich in Ihnen gründlich getäuscht, Herr Doktor. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass der Spross eines berühmten Krankenhauses sich für eine Million Yen kaufen lässt.«
Ryōhei blickte Irabu mit Verachtung an. Er hatte keine Lust mehr, Rücksicht zu nehmen.
»Meinen Sie, das war zu wenig? Mist! Ich hätte mehr verlangen sollen.«
»Sie missverstehen mich. Was ich meine, ist: Sie haben für Geld Ihre Seele verkauft!«
»Aber wieso, wenn man mir das Geld doch praktisch aufgedrängt hat. Ich wäre doch blöd, das nicht anzunehmen.«
Irabu zog beleidigt einen Schmollmund. Es war hoffnungslos, als ob man mit einem begriffsstutzigen Kleinkind reden würde.«
»Übrigens, Herr Doktor, heute Abend wird die Yagi-Fraktion in die gleiche Kerbe schlagen, damit Sie das wissen!«
»Interessiert mich doch nicht! So einfach kann man so etwas ohnehin nicht bauen.«
»Beide Parteien interessiert es herzlich wenig, ob das Projekt später realisiert wird, Hauptsache, sie können den Wählern ein glaubhaftes Versprechen geben. Wenn die mit den Stimmen der
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