Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht

Titel: Die Merle-Trilogie 02 - Das steinerne Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Narbenwüste verwandelt hatten. »Arcimboldo?«, flüsterte sie ungläubig.
    Junipa nickte.
    Merle wollte etwas sagen, irgendetwas - Das ist unmöglich! Er kann nicht tot sein! Du lügst! - als hinter ihr ein Schrei ertönte.
    Ein Schrei der Wut.
    Ein Schrei des Hasses.
    »Müssen weg von hier!«, sagte die Fließende Königin noch einmal.
    Merle wirbelte herum und sah zurück, die wenigen Meter bis zu Burbridge und dem Rand des runden Gitterstegs.
    Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Der Professor stand immer noch da, wandte ihr den Rücken zu und blickte ins Zentrum des Kreises. Die Golemwächter waren starr wie zuvor. Der Sphinx tobte in seinem Käfig, während Vermithrax reglos in die Tiefe blickte. Nicht zu Merle und Junipa, auch nicht auf Lord Licht.
    Der Löwe blickte hinab auf den schmalen Steg, der quer durch den Kreis schnitt. Auf die Plattform in seinem Zentrum.
    Jene Plattform, von der eben noch der tote Horuspriester gebaumelt hatte.
    Das Ende des Stricks hing jetzt leer über dem Abgrund. Es war zerfranst, wie abgebissen.
    Seth stand auf der Plattform – lebendig! – hatte beide Arme emporgerissen und stieß abermals einen Schrei aus.
    »Iskander«, brüllte er in die lichtdurchflutete Leere.
    Der Käfig des Sphinx explodierte wie Gitterstäbe aus Glas.
    Und dann kam Iskander über sie.

Die Kämpfer erwachen

    Es ging zu schnell, als daß Merle auf Anhieb mehr als einen Bruchteil der Ereignisse hätte wahrnehmen können. Erst wenig später gelang es ihr, das meiste zu begreifen, eine Bewegung hier, einen Schemen dort, untermalt von einer Kakophonie aus Lärm und Schreien und dem Rauschen mächtiger Schwingen.
    Der Sphinx schoss aus der Wolke von Stahl- und Eisensplittern hervor, in die sich sein Gefängnis von einem Herzschlag zum nächsten verwandelt hatte. Er raste in die Tiefe, schneller als die Überreste des Käfigs, die um ihn herum nach unten stürzten, und erreichte in Windeseile die Plattform.
    Seth erwartete ihn, sprang geschickt auf Iskanders Löwenrücken und schrie eine Kette von Befehlen auf Ägyptisch. Sofort löste sich der Sphinx wieder von der Plattform, raste auf den runden Steg zu und enthauptete mit einem einzigen Klauenschlag drei Golemwächter, die sich ihm in den Weg stellten. Burbridge warf sich hinter ihnen zu Boden, während von beiden Seiten weitere Steinkrieger heranstampften, um ihren Meister zu beschützen.
    Iskander musste, vom eigenen Schwung getragen, eine Schleife fliegen, um einen erneuten Angriff auf Lord Licht zu starten.
    Als der Käfig geborsten war, hatte Merle sich instinktiv auf Junipa geworfen und sie mit sich zu Boden gerissen. Halbwegs erwartete sie, dass Talamar sie von ihrer Freundin fortreißen würde. Doch die Kreatur setzte stattdessen behände über sie hinweg und raste auf Burbridge und die Golemkrieger zu, in der Absicht, Lord Licht mit ihrem Leben zu verteidigen.
    Unverhofft waren Merle und Junipa unbewacht.
    Nicht, dass es ihnen viel genutzt hätte. Alles, was sie tun konnten, war, flach am Boden zu liegen, Merle schützend über Junipa, die nur ein Jahr jünger war als sie selbst und ihr dennoch im Augenblick vorkam wie ein kleines Kind, das behütet werden musste.
    »Zu spät«, flüsterte die Fließende Königin in ihren Gedanken, aber noch war Merle nicht klar, was sie damit meinte.
    Sie hob den Kopf, vergewisserte sich erst, dass es Junipa gut ging, und blickte dann zurück zu Burbridge. Sie lagen etwa zehn Meter von der Stelle entfernt, wo der Steg in den Kreis mündete; zehn Meter von der Stelle, an der Burbridge in einem Pulk aus Golemkriegern in Deckung ging, während der Sphinx mit seinem Reiter - Tot! Seth war tot gewesen! – einen erneuten Angriff flog. Zwei weitere Steinmänner zerbarsten unter einem Krallenhieb Iskanders, während Seth auf Ägyptisch weitere Befehle brüllte, sich mit beiden Armen an Iskanders halb menschlichem Oberkörper festklammerte und mit wachsamen Blicken den Lichtdunst der Kuppel im Auge behielt.
    Merle wusste nicht, wie er es geschafft hatte, die Hinrichtung zu überleben, und vielleicht war das besser so. Er war ein Hohepriester des Horus, einer der mächtigsten Magier des Imperiums, und er musste Wege kennen, von den Toten aufzuerstehen. Womöglich war das von Anfang an sein Plan gewesen: Burbridge in Sicherheit zu wiegen, um dann, ganz unverhofft, zuschlagen zu können.
    Und aufs Zuschlagen verstand er sich, ohne jeden Zweifel.
    Weitere Golems zersprangen in Stücke und lieferten den

Weitere Kostenlose Bücher