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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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mir schon über zwanzig von euern Leuten ersoffen.«
    »Verzeih, es sind zwölf«, berichtigte der fuchsgesichtige junge Mann mit dem schütteren Bart respektvoll. »Die beiden schon mitgerechnet.«
    »Trotzdem. Dafür habe ich euch nicht kommen lassen. Ich brauche euch anderswo.«
    »Leider passiert so etwas. Als es noch gegen die Alamannen ging und wir immer wieder über den Rhein mussten …«
    »Über den Rhein bin ich schon mit zwölf Jahren in voller Rüstung geschwommen, mit Helm, Schwert und Schild!«, unterbrach ihn Chlodwig. »Aber die da … was hatten die schon am Leibe! Die meisten von euch sind alt und schlecht ausgerüstet. Und statt der sechstausend, die ich haben wollte, sind es nur viertausend – höchstens. Und wer weiß, wie vielen es noch einfällt, ins Wasser zu springen und sich vor dem Kampf zu drücken. Ich brauche Schwertfutter, kein Fischfutter!«
    »Glaub mir, ich bin vor meinem Vater auf die Knie gefallen, damit er mir die viertausend genehmigte. Du kennst ihn ja, er ist starrsinnig. Zuerst wollte er sogar nur dreitausend schicken.«
    »Das hätte er wagen sollen! So bedankt er sich also dafür, dass ich euch von der Alamannenplage befreit habe.«
    »Wir Jüngeren wissen deine Verdienste zu schätzen!«, versicherte Chloderich beflissen. »Und wir sind stolz darauf, wieder mit dir in den Krieg zu ziehen.«
    »Vielleicht ist dein Vater nicht mehr ganz bei Verstand«, vermutete Chlodwig unverhohlen. »Er scheint noch immer zu glauben, dass er mit mir auf einer Stufe steht. Eine gefährliche Täuschung! Wer weiß, wozu er sich dadurch hinreißen lässt. Er könnte versuchen, mir die Städte am Rhein wieder abzunehmen. Dazu auch die Alamannengebiete im früheren Dekumatland.«
    »Das wird nicht geschehen, sei unbesorgt! Das ginge schon nicht, weil ich nicht mitmachen würde. Ich führe unser Heer, ich allein!«
    »Wenn es so ist, dann frage ich mich doch aber, warum ein Lahmer, der sich nicht einmal mehr auf dem Pferd halten kann, noch König ist. Bei uns Franken war immer nur König, wer seinem Heer voranziehen konnte. So gehört sich das auch! Ich war hier der Erste, der über die Loire ging!«
    Der fuchsgesichtige Rheinfranke beobachtete seinen mächtigen Stammesverwandten, der während dieser Reden keinen Blick von der Schiffsbrücke ließ, aufmerksam aus den Augenwinkeln.
    »Er sitzt nicht mehr gut zu Pferde, das stimmt«, sagte er. »Aber sonst ist er bei bester Gesundheit. Er könnte sehr alt werden. Gerade jetzt ist er wieder zur Jagd im Buchonischen Wald.«
    Der König stützte sich auf Chloderichs Schulter, weil es auf dem schmalen, schlammigen Uferweg ein paar Schritte die Böschung hinabging. Er blieb stehen und verfolgte das schwierige Anlegemanöver der Schiffer, die in einem großen Lastkahn Wurfmaschinen herüberholten.
    »Wenn sie mir die nicht sicher an Land bringen«, murmelte er, »lasse ich die Kerle aufhängen. Avignon darf sich nicht wiederholen!«
    Erst als der Kahn an Land gezogen und angepflockt war, nahm er das Gespräch wieder auf.
    »Dein Vater ist also zur Jagd im Buchonischen Wald. Er vergnügt sich. Wie schön! Aber so ein Vergnügen kann seine Tücken haben. Wie? Schon manchen hat unversehens im dichten Wald ein verirrter Pfeil oder Speer getroffen. Wie?«
    »Das kam vor«, bestätigte Chloderich vorsichtig.
    »Es täte mir leid um ihn, ich würde sein Schicksal beweinen. Aber vielleicht wäre es für die Rheinfranken besser.«
    Chloderich sagte dazu nichts. Der Wolf und der Fuchs tauschten nur einen Blick. Weitere Worte waren nicht nötig.
    »Gehen wir zurück«, sagte der König. »Der verfluchte Wind fährt einem bis in die Knochen.«
    In der alten Fischhalle erwartete ihn Remigius. Der Bischof war mit ihm am Morgen herübergekommen und hatte im Lager ein Zelt bezogen. In der Begleitung des Bischofs befanden sich zwei junge Diakone, die gerade aus Tours zurückgekehrt waren. Nachdem durch Spione ermittelt worden war, dass die Westgoten ihre Garnison in der nur zwanzig Meilen entfernten Stadt an der Loire aufgegeben hatten, waren die beiden in Chlodwigs Auftrag und unter dem Schutz einer Hundertschaft dorthin gegangen, um in der Grabkapelle des heiligen Martin Geschenke zu übergeben. Dazu sollte die Hilfe dieses Heiligen erbeten werden, der vor zweihundert Jahren Bischof von Tours war, als »Apostel Galliens« galt und nach der festen Überzeugung seiner Anhänger an Gottes Thron höchsten Einfluss besaß.
    Die Mission war offensichtlich

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