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Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis

Titel: Die Merowinger - Chlodwigs Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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erfolgreich.
    »Freue dich, König!«, rief Remigius. »Wir haben gute Nachricht vom heiligen Martin! Er hat sich unmissverständlich zu uns bekannt. Das Zeichen, das du erbatest – du hast es erhalten. Im Himmel ist man dir günstig gesinnt!«
    »Dann verstehe ich nicht«, knurrte Chlodwig, »warum das Wetter so schlecht ist.«
    »Lass dich davon nicht beirren. Die Hauptsache ist doch, dass dir der Sieg verheißen ist. Höre nur, was geschah! Nonnichus, mein Lieber, berichte dem König!«
    Der Genannte, ein kleiner Dickwanst, trat vor und erzählte mit vor Ehrerbietung und Rührung zitternder Stimme: »Es war ein Wunder, Herr! Wir betraten mit deinen Geschenken die Grabkapelle des Heiligen. Wie du uns aufgetragen hattest, achteten wir genau auf das, was dort im Augenblick unseres Eintritts geschah. Wir vernahmen Gesang und spitzten die Ohren. Da stimmte der Vorsänger dieses Lied an: ›Du kannst mich rüsten mit Stärke zum Streit, du kannst unter mich werfen, die sich gegen mich erheben. Du gibst mir meine Feinde in die Flucht, dass ich meine Hasser vernichte!‹ Diese Worte kamen aus dem Munde des Vorsängers, Herr, und wir verstanden und sanken nieder und beteten.«
    Eine Träne kullerte dem Dicken die Wange herab.
    »Psalm achtzehn, Vers vierzig und einundvierzig«, erläuterte Remigius. »›Du gibst mir meine Feinde in die Flucht!‹ Kann eine Verheißung deutlicher ausfallen?«
    »Was ist mit dem Bischof von Tours?«, fragte Chlodwig. »Ist er wieder frei?«
    »Leider nicht. Auch sein Amtsbruder aus Arles wird noch festgehalten. Am schlimmsten aber erging es dem unglücklichen Galactarius.«
    »Wer ist das?«
    »Der Bischof von Bearn. Er war mit einem bewaffneten Trupp unterwegs, um sich uns anzuschließen. Aber die fromme Schar wurde von Alarichs Leuten angegriffen und aufgerieben, Galactarius selber hingerichtet. Ein Überlebender flüchtete nach Tours und berichtete diese Greuel. Die Sache hat bei einigen unserer Bischöfe Kleinmut erzeugt. Es gibt auch manche, die sagen, Alarich habe sich gewandelt, sei tolerant geworden und unterdrücke den wahren Glauben nicht mehr. Aber sei zuversichtlich – sie werden dich trotzdem als Befreier begrüßen. Wie sollten sie einen Herrscher, der mit dem Segen des heiligen Martin kommt, nicht mit offenen Armen empfangen!«
    »Dieser Martin scheint Jesus bei ihnen den Rang abzulaufen.«
    »Das musst du verstehen. Er hat hier gelebt. Er ist ihr Fürsprech im Himmel. Und nun spricht er am Thron des Herrn auch für dich. Wir werden alles tun, damit das bekannt wird. Die Herzen aller gut katholischen Gläubigen fliegen dir damit zu.«
    »Ich habe ja dem Heiligen auch meinen Tribut geleistet«, sagte Chlodwig seufzend, wobei er wieder auf seinem Klappstuhl Platz nahm und einem Diener winkte, ihm eine Decke über die Beine zu legen. »Deshalb müssen wir nun bei diesem Wetter über den Fluss. Weil uns sonst die Vorräte ausgehen.«
    »Trotzdem war es richtig, dass du meinen Rat befolgt hast. Es ist von höchster Bedeutung, dass aus Verehrung für den heiligen Martin in dieser Gegend nichts weggenommen werden darf.«
    »Mit Ausnahme von Wasser und Futtergras.«
    »Mit Ausnahme von Wasser und Futtergras. So lautet dein Befehl, König. Leider wird er nicht von allen deinen Leuten befolgt.«
    »Wie? Mein Befehl wird nicht …?«
    »Es gibt Übertretungen. Hier haben wir so einen Fall. Ein Bauer, ich habe ihn mitgebracht. Ein sehr armer Mann. Ist Pächter auf einem Kirchengut. Deine Leute haben ihm das Heu aus seiner kleinen Scheune gestohlen. Nun müssen seine Tiere verhungern.«
    Remigius winkte einem verhutzelten Männchen im grauen Kittel, das in einer Ecke der Halle wartete. Es kam näher, wobei es sich unablässig verbeugte.
    »Willst du den Bauern selber befragen, König, damit der Frevel aufgedeckt wird?«
    »Jaja«, sagte Chlodwig widerwillig. »Aber ich kann mich nicht um jeden Furz kümmern, der irgendwem in der Nase stinkt. Na, du … komm her. Wer hat dein Heu genommen? Wer war das?«
    Das Männchen verstand die auf Lateinisch gestellte Frage nicht, aber Nonnichus, der aus der Gegend stammte, übersetzte sie ihm. Darauf sprudelte das Bäuerlein in einem keltischen Dialekt einen Wortschwall hervor, den der dicke Diakon schließlich, kurz gefasst, so übersetzte: Fünf Franken seien bei ihm eingedrungen und hätten aus dem Schuppen hinter seiner Hütte das Heu gestohlen. Und der Anführer sei ein riesenhafter Rothaariger mit Vollbart gewesen.
    »Wer kann das gewesen

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