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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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auch schon Frau Sunna aus der Villa herbei, von mehreren Mägden gefolgt. Alle umringten den Verletzten, und die Mutter stellte ihm hastig Fragen. Therri antwortete stockend, schluchzend. Es ergab sich, dass ihm beim Üben mit dem Beil ein glücklicher Wurf gelungen war, es war in dem Baumstamm, auf den er gezielt hatte, stecken geblieben. Aber das leichte Kinderbeil hatte wohl nur gerade die Rinde durchschlagen. Denn als der Junge freudig hingelaufen war, um es herauszuziehen, war es plötzlich herabgefallen und hatte ihm das Bein aufgeschlitzt.
    »Ach, wie konnte das nur passieren!«, jammerte die Mutter. »Warum hat sein Vater ihn ohne Aufsicht gelassen! Er ist doch noch viel zu klein dazu!«
    »Wir alle hätten auf ihn aufpassen müssen«, sagte der Bischof schuldbewusst.
    »Er hat doch Spielzeug … was braucht er Waffen! Wozu muss man ihm schon ein Beil geben? Sein Vater wird ihn noch damit umbringen … seinen einzigen Sohn!«
    Sie verstummte, denn Chlodwig stand plötzlich neben ihr. Jemand musste ihm gleich den Vorfall gemeldet haben. Sein strenger, vorwurfsvoller Blick strafte Sunna für ihre letzten Worte.
    Dann beugte er sich zu dem Jungen hinab, löste den blutdurchtränkten Bischofsärmel, besah aufmerksam die Wunde. Therri schluckte krampfhaft und versuchte, tapfer zu sein. Mit beiden Händen wischte er die Tränen ab, schmierte noch mehr Blut ins Gesicht, sah nun wie ein geschminktes Komödiantenkind aus.
    »Ist noch mal gutgegangen«, sagte Chlodwig. »Kein Knochen gesplittert, nur Blut, das heilt bald. Und deshalb heulst du wie ein Mädchen? Wer einmal König sein will, muss das aushalten. Warum bist du so ungeschickt! Nun hast du die Strafe dafür.«
    »Bringen wir ihn ins Haus!«, sagte Sunna. Sie ging voraus, eine große, stämmige Magd nahm den Jungen auf beide Arme und folgte ihr mit den anderen.
    Chlodwig und Remigius blieben zurück und blickten ihnen nach.
    »Hoffentlich wird die Wunde nicht brandig«, sagte der Bischof.
    »Keine Sorge, sie passt schon auf«, erwiderte der König und fügte mit einem unguten Lächeln hinzu: »Davon versteht sie wenigstens etwas.«
    Aus dem Stall war freudiges Geschrei zu hören. Ansoald steckte den Kopf aus einer der kleinen Öffnungen unter dem Strohdach.
    »Es ist da, König! Freu dich! Das wird mal ein feuriger Hengst!«
    Der Kopf verschwand wieder. Chlodwig knurrte zufrieden, doch seine Miene blieb verdüstert.
    »Die Stute tut ihre Pflicht«, sagte er, »jedes Jahr! Kaum hat sie abgefohlt, ist sie schon wieder rossig. Rufus wird sie dann gleich wieder decken. Und immer werden es Hengste.«
    »Ein braves Tier«, bemerkte der Bischof, der den König von der Seite beobachtete.
    »Warum kann es bei den Menschen nicht auch so sein«, brummte Chlodwig.

Kapitel 6
    Es schien erst, als wollte der König in den Stall zurückkehren. Aber dann trat er an den Tisch, füllte sich einen Becher mit Bier und stürzte es hinunter.
    »Wozu bist du gekommen?«, fragte er zerstreut. »Was willst du? Hast du ein Anliegen?«
    »Nichts Besonderes«, erwiderte Remigius, der unversehens die Möglichkeit sah, ohne Schnörkel und Umwege auf sein Thema zu kommen. »Ich wollte mich nur nach deinem Befinden erkundigen, wir sahen uns ja eine Weile nicht. Ich habe den Eindruck, dass dich etwas bedrückt. Hast du ernste Sorgen?«
    »Das geht dich nichts an. Ich habe dir immer wieder gesagt, du sollst dich nicht in meine Angelegenheiten mischen.«
    »Die Absicht habe ich auch nicht«, sagte der Bischof geschmeidig. »Wie käme ich dazu. Nun, wenn du fragst, was mich herführt, dann sind es vor allem Nachrichten von den Burgundern. Sie dürften dein Interesse verdienen. Ich habe sie aus einer zuverlässigen Quelle, von meinem Amtsbruder Avitus, der mich vor ein paar Tagen in Reims besuchte. Du weißt, er ist Metropolit in Vienne.«
    »Und was gibt es bei denen?«, fragte Chlodwig. Er wischte sich mit dem Handrücken das Bier aus dem Schnurrbart, verschränkte die Arme auf dem Rücken und schritt über die Wiese zum Bach hinunter.
    »Ich wollte hier auch gerade meinen Abendspaziergang machen«, sagte der Bischof, indem er ihm trippelnd folgte. »Was für eine herrliche, milde Luft! Das Neueste von den Burgundern? Es gibt dort zwei Jungfrauen im heiratsfähigen Alter, Töchter ihres verstorbenen Königs Chilperich. Ich dachte, das sollte ich dich wissen lassen.«
    »Und wozu?«
    »Du fragst, wozu? Weiß man’s? Es werden sich Fürsten finden, die ihre Brautwerber schicken. Durch eine

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