Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
Heirat erwirbt man Ansprüche, wenn auch vielleicht erst in der Zukunft. Chilperich regierte, wie du wohl weißt, in Vienne, er wollte die Oberherrschaft seines Bruders Gundobad von Lyon aus nie anerkennen. Leider hinterließ er keine Söhne, und so hatte Gundobad keine Mühe, das Teilreich von Vienne an sich zu bringen. Aber er ist nicht mehr der Jüngste, und vielleicht kann er es nicht auf Dauer behaupten. Sein Bruder Godegisel – der in Genf – ist mit ihm zerfallen und würde ihn lieber heute als morgen vom Thron stoßen. Ja, so sieht es dort aus … Und bei Godegisel leben die beiden, von denen ich sprach, mit ihrer Mutter. Wenn sie heiraten, wird sich dort wohl so manches ändern. Dann wirst du es vielleicht bald mit neuen Herren zu tun bekommen.«
    »Davor habe ich keine Angst«, sagte Chlodwig gleichmütig, obwohl er aufmerksam zugehört hatte. »Die müssen aufpassen, dass sie mit mir zurechtkommen, nicht umgekehrt. Gibt es denn Bewerber für diese Burgunderinnen?«
    »Es gibt welche, aber ich kenne ihre Namen nicht. Avitus konnte mir auch nichts Näheres sagen. Es sollen sehr schöne Jungfrauen sein, besonders die Jüngere. Sie ist siebzehn Jahre alt, voll erblüht und gesund. Die wird mal kräftigen Nachwuchs zur Welt bringen. Mein Amtsbruder fragte mich, ob nicht vielleicht der König der Franken … Er meint, eine solche Verbindung wäre ja wünschenswert … aus verschiedenen Gründen … zum Beispiel, um den Frieden zu sichern …«
    »Wie? Der König der Franken? Was soll das? Ich habe doch eine Frau. Weiß er das nicht? Hast du ihm das nicht gesagt?«
    »Gewiss, das habe ich. Allerdings …«
    »Nun?«
    »Das wäre ja vielleicht gar kein Hinderungsgrund. Die Nichte deines Verwandten, mit der du das Bett teilst, ist dir ja eigentlich nicht ebenbürtig. Du könntest dich jederzeit von ihr trennen und eine andere nehmen. Niemand könnte dich daran hindern.«
    Sie hatten das Bächlein erreicht. Chlodwig bückte sich, hob Steine auf und warf sie nach und nach in das plätschernde Wasser.
    »Sieh mal an«, sagte er halb belustigt, halb ärgerlich. »Die heiligen Männer! Machen sich Gedanken darüber, mit wem ich das Bett teile. Wollen mir eine andere hineinlegen.«
    »Versteh mich nur recht!«, sagte Remigius beflissen. »Betrachte es so, wie es gemeint ist. Wir rechtgläubigen Christen sehen in dir den neuen leuchtenden Stern, der an unserem Himmel erschienen ist. Du bist jetzt ein mächtiger Herrscher, der von der Somme bis zur Loire gebietet. Du gehörst zu den Großen dieser Welt. Wie sollten wir dir und uns nicht wünschen, an deiner Seite eine Gemahlin zu sehen, die diesen Platz in jeder Beziehung ausfüllen kann. Eine Königin, die deiner würdig ist.«
    »Und da kommt ihr ausgerechnet auf eine Burgunderin?«
    »Sie stammt aus einem sehr, sehr alten Königsgeschlecht. Ihr Urgroßvater …«
    »Ich weiß, ich weiß. Die Burgunder sind sogar halbe Römer. Jedenfalls behaupten sie das. Ihre Ahnen wurden von denen gezeugt, die sich germanische Weiber in ihre burgi holten, ihre Grenzkastelle. Ein feines Volk, ein besseres Volk! Wenn ich denen eine Gesandtschaft schicke, werde ich vielleicht abgewiesen.«
    Chlodwig grinste spöttisch und amüsierte sich über Remigius, der immer mehr in Eifer geriet.
    »Wie? Du glaubst, sie würden dich abweisen? Dich? Ja, säßest du noch in Tournai … doch jetzt? Mit Freuden zustimmen werden sie! Nichts wäre ihnen willkommener, als zu dir in verwandtschaftliche Beziehungen zu treten. Ich rate dir, König, zögere nicht! Verliere keine Zeit! Schicke deine Gesandten los, bevor die Jungfrau an einen andern vergeben wird! Nun, was sagst du? Wie denkst du darüber?«
    Remigius war so ins Schwitzen geraten, dass sich dicke Tropfen auf seiner Glatze bildeten, die bei jeder heftigen Kopfbewegung versprüht wurden. Chlodwig musste über ihn lachen. Noch immer warf er Steine ins Wasser. Als aber der letzte im Bach verschwunden war, beugte er sich plötzlich vor, packte den kleinen Bischof an seiner mit Kreuzen bestickten Stola und sah ihm scharf in die Augen.
    »Was ich dazu sage? Nur so viel: Der König der Franken weiß selber, ob er noch einmal heiraten will oder nicht. Dazu braucht er nicht euern Rat! Vielleicht verliebe ich mich in die Kuh dahinten und heirate sie. Das ist auch eine Schönheit! Sie hat schöne, große Augen und ein noch schöneres großes Euter. Willst du etwa behaupten, das wäre keine würdige Königin?«
    Er ließ den erschrockenen Bischof

Weitere Kostenlose Bücher