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DIE MEROWINGER: Familiengruft

DIE MEROWINGER: Familiengruft

Titel: DIE MEROWINGER: Familiengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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erzählen. Und dem Bischof sollte sie weismachen, sie habe sie in einer vorübergehenden Geistesverwirrung erfunden.
    Damit war Frau Basina einverstanden. Doch unter einer Bedingung: Wenn Chlodwig als legitim gelten wolle, dann dürfe er auch seinen Schwestern nicht zumuten, nicht legitimen Nachwuchs zur Welt zu bringen. Lanthild bekomme ein Kind, und das müsse einen Vater haben. Zwar empörte den König auch diese Eröffnung, aber sie klang nach der ersten doch eher harmlos.
    Er bezahlte den Preis und grollte nur mäßig. Er begnügte sich mit ein paar Ohrfeigen, die er dem Ansoald verpasste, während er ihn zum Comes seiner Residenzstadt ernannte. Denn sein Schwager musste im Frankenreich zu den ganz Großen gehören. Die Hochzeit wurde ohne Pomp und viel Aufsehen in Berny gefeiert.
    Von der fröhlichen Liebschaft zu dritt erfuhr Chlodwig nichts. Albofleda hielt sich streng an ihr Versprechen, das sie dem Bischof gegeben hatte.
    Audofleda, die Schöne, tröstete sich bald mit anderen Liebhabern. Derzeit war der Bevorzugte ein Galloromane namens Jullus Sabaudus, der als Referendar für den Schriftverkehr des Königs zuständig war. Alles geschah natürlich wieder in tiefster Heimlichkeit, denn Audofleda war ja inzwischen Theoderich versprochen, dem König der Ostgoten.
    Die Jüngste der Schwestern, die forsche Lanthild, beherrschte Ansoald, ihren Gatten, vollkommen. Nach und nach übernahm sie sogar seine Amtsgeschäfte, für die sie sich mehr interessierte als für die Erziehung ihres Töchterchens.
    In den Jahren des Krieges hatte Ansoald tapfer gekämpft und sich ausgezeichnet. Nun aber war er zufrieden, ein behagliches Leben in der Gunst seines königlichen Gefolgsherrn zu führen. Meist hielt er sich bei ihm in Berny auf, jagte, spielte und ging auch gelegentlich seiner alten Leidenschaft nach, indem er eine Magd auf dem Weg zum Brunnen oder auch mal die Tochter eines benachbarten Gutsbesitzers auf einem Spaziergang aus dem Hinterhalt überfiel. Er fühlte sich wohl und setzte schon Fett an. Und dem Bischof war er dankbar als dem Beförderer seines Glücks, der ihm zweimal aus großer Verlegenheit geholfen hatte.
    Remigius konnte also in Ansoald einen Verbündeten sehen. Er überlegte, ob es nicht klug wäre, ihn einzuweihen, bevor er mit Chlodwig selber über das Heiratsprojekt sprach. Noch besser wäre es vielleicht gewesen, dachte er weiter, vor der Herfahrt in Soissons mit Frau Lanthild zu reden. Sie war die einzige Frau, die einen gewissen Einfluss auf den König gewonnen hatte, weil er in ihr fast einen Mann sah.
    Der Bischof trank einen Schluck von dem bitteren Gerstengetränk, das ihm nicht schmeckte, und machte sich jetzt den Vorwurf, eine so hochbedeutsame Angelegenheit nicht gründlich genug vorbereitet zu haben. Statt mit Geduld vorzugehen und erst einmal Verbündete zu sammeln, hatte er sich wieder einmal nur auf seine Beredsamkeit und Überzeugungskraft verlassen. Und wie so oft würde er auch diesmal vielleicht gar keine Gelegenheit haben, damit zu brillieren.
    Die Sonne ging hinter den Hügeln unter, die Bäume warfen lange Schatten. Der König war noch immer im Pferdestall, wo sich die Geburt des Fohlens anscheinend verzögerte. Es würde bald Nacht sein, und am nächsten Morgen in aller Frühe – das hatte der Bischof bei seiner Ankunft erfahren – würde er zur Jagd auf Auerochsen aufbrechen. Das konnte dauern, wenigstens acht bis zehn Tage.
    Remigius saß nicht mehr gut zu Pferde, und er war immer ein miserabler Jäger gewesen. Selbst wenn Chlodwig ihn einladen sollte, tat er besser daran, sich zu entschuldigen und sich nicht dem allgemeinen Spott auszusetzen.
    So begann er, sich damit abzufinden, umsonst gekommen zu sein. Er erhob sich, um sich vor dem Abendgebet und der Nachtruhe noch ein wenig Bewegung zu verschaffen. In der Nähe floss ein Bächlein, an seinem Ufer führte ein Weg entlang. Dorthin wandte er sich. Doch hatte er kaum ein paar Schritte gemacht, als er hinter sich ein Geschrei hörte. Und dann sah er den kleinen Therri hinter dem Stallgebäude hervorkommen, humpelnd, über und über mit Blut besudelt.
    Remigius eilte hin, kniete neben dem schreienden Knaben nieder, besah den Schaden. Eine tiefe Schramme, aus der Blut quoll, zog sich längs des rechten Schienbeins bis zum Knöchel. Der Bischof entnahm einem Futteral am Gürtel das kleine Messer, das er unterwegs immer bei sich trug, trennte den leinenen Ärmel seines Untergewands ab und wickelte ihn um das Bein.
    Da lief

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